1753 - Die Ninja-Teufelin
können. Bei den Menschen, die aus Manila und Umgebung stammen, ist er beliebt, aber er hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt. Er bekleidet kein Amt mehr.«
»Hört sich gut an.«
»Meine ich auch.«
»Und wo ist der Haken?«, fragte Suko.
»Den gibt es nicht.«
»Wie schön. Dann hat man ihn einfach nur so umgebracht?«
»Ich weiß es nicht.« Glenda deutete auf den Monitor. »Nichts«, sagte sie. »Es ist nichts zu finden, was man negativ gegen Canto auslegen könnte.«
»Und trotzdem bringt man ihn um.«
»Das ist unser Problem. Aber wir sehen ja bei den meisten Menschen nur die Oberfläche. Niemand schaut in die Köpfe hinein. Canto muss auf etwas gestoßen sein.«
Suko streckte einen Zeigefinger aus. »Ich bin davon überzeugt, dass er es auch gewesen ist, der uns telefonisch gewarnt hat. Schade, er hätte sich früher melden sollen. Jetzt ist es zu spät.« Er wechselte das Thema. »Hast du denn Privates über ihn gefunden? Wo er gewohnt hat und so weiter...«
»Nein, das habe ich nicht, es gibt keine Adresse von ihm.«
»Das ist schlecht. Ich hätte gern seine Wohnung gesehen und auch mit seinen Freunden gesprochen, denn ich kann mir vorstellen, dass es welche gibt.«
»Bestimmt sogar.« Glenda nickte. »Ich kann ja noch mal nach ein paar Links suchen.«
»Ja, tu das.«
Suko war nicht begeistert, aber er sah im Moment keine andere Möglichkeit. Dieser Canto war einfach zu wichtig, als dass man ihn aus den Augen hätte lassen können. Irgendwo musste etwas über ihn zu finden sein. Er war nicht allein auf der Welt. Er hatte Freunde, Unterstützer, und die hatten auch Namen.
Suko ging in sein Büro. Im Moment hatte er den Arbeitsplatz für sich allein, weil John noch einmal nach Deutschland geflogen war, um Harry Stahl zu unterstützen.
Die Sache mit der Ninja-Krone würde Suko allein durchstehen müssen.
Er rief Shao an und stellte fest, dass sie nicht zu Hause war. Wahrscheinlich einkaufen, denn Weihnachten stand wieder mal vor der Tür. Suko dachte daran, dass die Krone der Ninja gut aufgehoben war, aber er überlegte auch, ob er nachschauen sollte.
»Kannst du mal kommen?«
»Bin sofort bei dir, Glenda.«
Sie saß vor dem Computer und bewegte sich auf dem Sitz leicht hin und her. Dabei deutete sie auf den Bildschirm.
»Ich glaube, dass ich hier etwas gefunden habe.«
»Und was?«
»So was wie einen Klub. Oder sogar mehrere. Dort haben sich die Landsleute zusammengetan.«
»Und was machen sie da?«
Glenda hob die Schultern. »Folklore, wenn man dem glauben darf, was hier steht.« Sie schaute ihn an. »Oder hast du schon mal über Terroristen gehört, die von den Philippinen kamen?«
»Klar, die Abu Sajaf auf Mindanao, die einen islamischen Gottesstaat auf einigen Inseln errichten wollen und durch Geiselnahmen bekannt geworden sind.«
»Da hast du recht.«
»Aber unter denen wird sich Cantos Mörder sicher nicht finden lassen.«
»Dann willst du in dem Klub anfangen, nach dem Mörder zu suchen?«, fragte Glenda.
»Was anderes fällt mir leider nicht ein...«
***
Wenn man Sir James Powell fragte, wie er sich in seinem Beruf fühlte, dann würde er nie ein negatives Wort darüber verlieren. Andere in seinem Alter waren pensioniert, er jedoch lebte sein Leben voll aus, und das tat ihm gut.
Aber nicht alles war super. Es gab auch Momente, da hasste Sir James seinen Job, und an diesem Abend war es wieder mal so weit. Er musste an einem Empfang teilnehmen, sich langweilige Reden anhören und später dann einen kleinen Imbiss zu sich nehmen. Fingerfoods, die oft sehr fettig waren, aber daran wollte Sir James nicht denken. Erst mal musste er das Ziel erreichen.
Der Wagen war bestellt. Den Chauffeur kannte er auch, er hatte ihn schon oft gefahren, und eigentlich war alles in Ordnung. Trotzdem gefiel Sir James der Abend nicht. Schon jetzt hatte er leichtes Magendrücken. Er ließ seinen Fahrer noch einige Minuten warten und führte ein Telefongespräch mit seinem Schachpartner, der an diesem Abend gegen ihn antreten wollte.
Er erntete einen leicht enttäuscht klingenden Kommentar, aber die beiden Männer verschoben das Spiel auf die nächste Nacht.
Dann hielt Sir James nichts mehr, er stieg in den Wagen und der Fahrer schloss die Tür. Es gab eine Trennscheibe zwischen den beiden Männern, aber die wurde nicht hochgefahren.
Sir James hatte seinen Mantel neben sich gelegt und es sich bequem gemacht. So lag er schräg auf dem Sitz und hielt die Augen halb geschlossen.
Wer in London von
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