1753 - Die Ninja-Teufelin
erfahren.«
Shao zögerte noch, kam der Bitte dann nach und drückte das Telefon gegen ihr Ohr. Sie hatte den Lautsprecher angestellt, und Suko hätte mithören können, wenn es etwas zu hören gegeben hätte, aber da war erst mal nichts, nur ein leises Zischeln, das schließlich verstummte. Dann war die Leitung tot.
Beide schauten sich an. Shao verzog die Lippen, als sie fragte: »Was war das denn?«
»Keine Ahnung. Oder frag lieber, wer das gewesen ist. Ich kann es dir nicht sagen.«
»Ein Test.«
»Kann sein. Jemand will wissen, ob wir zu Hause sind. Das ist alles gewesen, wobei ich es nicht glauben kann.«
»Ich auch nicht.«
Beide warteten. Shao hatte das Telefon nicht wieder auf die Station gestellt. Es lag neben der Teetasse auf dem Tisch. Sie starrte es an, als könnte sie es zum Klingeln bringen.
Und es stimmte. Plötzlich meldete sich der kleine Quälgeist erneut. Shao wollte Suko den Apparat reichen, der aber schüttelte den Kopf und überließ ihr das Sprechen. Sie meldete sich mit einem schwachen: »Hallo...«
Keine Reaktion. Bis auf ein Zischen, das dann lauter wurde und sich in ein Lachen verwandelte. Es war deutlich zu hören, dass es von einer Frau stammte, die ihren Triumph loswerden wollte, sich dann aber zurückhielt und erst mal nichts sagte.
»Wer sind Sie?«, rief Shao.
Eine Antwort bekam sie, aber mit dem Text hätte sie nicht gerechnet.
»Wir hören noch...«
Shao wollte eine Antwort geben, es war nicht mehr möglich, denn die andere Seite hatte aufgelegt. Shao schaute ihren Partner an. »Verstehst du das?«
»Nein. Nicht wirklich. Es kann sich auch um ein Nervenspiel handeln. Die andere Seite will uns weich kochen. Sie will, dass wir verlieren und uns nicht mehr so wehren können.«
»Und wer?«
Suko winkte ab. »Das bekommen wir noch heraus, keine Sorge. Bei jedem Anruf wird sie mehr preisgeben.«
Shao griff nach der Teekanne und schenkte Suko und sich nach. Das Getränk war noch heiß genug.
Sie warteten weiter. Plötzlich wurde ihnen die Zeit lang. Sekunden dehnten sich. Sie starrten immer wieder auf das Telefon – und tatsächlich meldete es sich.
Diesmal nahm Suko das Gespräch entgegen. Er hatte sich innerlich darauf eingestellt, der Anruferin einige Fragen zu stellen, doch es kam anders, denn er hörte eine Männerstimme.
»Kollege Suko?«
»Ja, am Apparat.« Er merkte plötzlich, dass ihm der Hals enger wurde.
»Mein Name ist Sergeant Rollings. Ich muss leider einen Mord melden. Und zwar ist Peter Pecka ermordet worden. Der Name sagt Ihnen vielleicht etwas?«
Suko musste nicht lange nachdenken. »Ja, es ist einer der Fahrer von Sir James.«
»Ihn brachte man um.«
Suko wusste, dass er nicht nur deshalb angerufen worden war. »Und weiter?«, fragte er.
»Ihr Chef ist verschwunden. Mitsamt seinem Dienstwagen. Den Chauffeur haben Menschen am Straßenrand gefunden, man hat ihn wohl aus dem Wagen geworfen, von dem es keine Spur gibt. Und auch nicht von Sir James.«
Suko hatte jedes Wort gehört. Er sagte erst mal nichts und musste die Nachricht verdauen. Dann fragte er: »Was weiß man?«
»Nichts, Kollege, man weiß nichts. Man hat den Toten gefunden, den Wagen mit Ihren Chef jedoch nicht, obwohl wir eine Großfahndung ausgerufen haben.«
Suko ging etwas durch den Kopf, das er unbedingt loswerden musste. Er fragte: »Wie ist der Fahrer ums Leben gekommen? Können Sie darüber etwas sagen?«
»Ja, Inspektor. Man kann schon von einer ungewöhnlichen Mordwaffe sprechen. Er ist von zwei Wurfsternen getroffen worden. Einer hat ihn am Hals erwischt, der zweite in der Stirn.«
»Ja, danke.«
»Wie sieht es aus, Kollege? Sollen wir weitermachen und uns auch um die Fahndung kümmern?«
»Ja.«
»Gut. Wer diese Entführung durchgezogen hat, der war ein Profi. Der hat genau gewusst, was Sache ist. Und es war ihm egal, ob jemand dabei starb oder nicht.«
»Sie haben vielleicht recht. Die Fahndung nach meinem Chef wird auf der stillen Schiene laufen.«
»Okay, haben Sie denn einen Verdacht, Inspektor?«
»Der besteht durchaus.«
»Gut, dann halten wir uns zunächst zurück.«
»Tun Sie das.«
Suko war froh, dass der Kollege so reagiert hatte. Er wollte kein großes Aufsehen, und das kam der anderen Seite bestimmt entgegen. Sie hatten ihr Ziel erreicht und es tatsächlich geschafft, Sir James in ihre Gewalt zu bekommen. Ein perfekteres Druckmittel gab es nicht. Dass der Fahrer durch zwei Wurfsterne ums Leben gekommen war, wies darauf hin, dass die Ninjas im
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