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1754 - Phantome auf Schimos

Titel: 1754 - Phantome auf Schimos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon als heilig erachtet. Sie leisteten wertvolle Dienste als Ratgeber und Vertrauenspersonen, auch bei den Handelsfürsten. Ihre Ehrlichkeit und Treue standen außerhalb jedes Verdachts, weshalb machthungrige Hamamesch wie Ebbiddim sich sehr selten mit Vorwürfen durchsetzen konnten.
    Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, wurden die Sydorrier in streng von der Außenwelt abgeriegelten Schulen ausgebildet und erst entlassen, wenn sie ihre Qualifikation und Reife unter Beweis gestellt hatten.
    Kamhele war die Lieblingsschülerin des weisen Kryomon gewesen, eines der angesehensten Lehrmeister, und er hatte sich bemüht, ihr einen angemessenen Posten zu verschaffen, was ihm auch gelang - als Beraterin von Fürst Jeschdean. Sie war dreiunddreißig Hi-Jahre alt und damit auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit; Sydorrier hatten eine durchschnittliche Lebenserwartung von einhundert Jahren!
     
    *
     
    „Kamhele, meine Liebe, du siehst entzückend wie immer aus", erklang die kurzatmige Stimme des Fürsten Jeschdean. Er war fünfzig Jahre alt, sein Körper fett, aufgedunsen und gezeichnet von ausschweifendem Leben und zügelloser Vertilgung fettmachender Speisen. Nach dem unnatürlichen Tod seines Bruders Alsaddan war dank Erbfolge der Thron von Jondoron an ihn gegangen, obwohl er bereits in jungen Jahren als weichlich und leicht beeinflußbar gegolten hatte.
    Daß er überhaupt noch lebte und auf dem Thron saß, hatte er nur Kamheles Treue und Klugheit zu verdanken.
    Die Ratgeberin neigte leicht den Kopf. „Vielen Dank, mein Fürst", sagte sie und nahm auf einem Lehnsessel an Jeschdeans Seite Platz. Er wollte sie stets nah bei sich haben.
    „Es ist schade, daß du so viele Gewänder trägst, dadurch entgehen mir immer deine anmutigen weiblichen Bewegungen", seufzte der Fürst.
    Ihn verband mit Kamhele nur Freundschaft; dennoch machte er ihr Komplimente, weil er jeder Art von Schönheit sehr zugetan war. Die Ausstattung seines Palastes bewies das hinreichend.
    Allerdings war „Schönheit" für ihn etwas Unerreichbares, Zerbrechliches, das behütet werden mußte und niemals durch plumpe Begierden zerstört werden durfte.
    „Schönheit" war für ihn der Inbegriff des Göttlichen, das verehrt und angebetet werden mußte.
    Daher betrachtete er „Schönheit" stets nur von ferne. Er wäre niemals auf den Gedanken gekommen, Kamhele Anträge zu machen.
    Kamhele war etwas amüsiert über diese Bemerkung. Jeschdean mußte sich darauf verlassen, daß sie die Wahrheit über sich gesagt hatte. Bei den Sydorriern gab es für Außenstehende keine äußerlich sichtbaren geschlechtlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau, auch nicht in der dunkelbronzen schimmernden Hautfarbe, in der Größe des Kopfkamms oder der Stimme. Nur Sydorrier konnten einander erkennen.
    Allerdings bestand für Kamhele kein Grund, dem Fürsten die Wahrheit zu verschweigen; Sydorrier besaßen kaum Humor und waren selten zu Scherzen aufgelegt. Sie verhielten sich anderen gegenüber stets sehr zurückhaltend und in ihrem Stolz unantastbar.
    „Können wir jetzt wieder über das Geschäft reden?" mischte sich Ebbididim ein. Der Kanzler verabscheute Jeschdeans plumpe Vertraulichkeit, die seiner Ansicht nach einem Fürsten nicht zustand. Das steigerte seine Wut auf Kamhele nur weiter, wie sie wußte. Ohne sie säße längst er auf dem Thron.
    „Selbstverständlich, mein lieber Ebbidim", sagte der Fürst freundlich. „Wir können jederzeit fortfahren."
    „Ich brauche deine Zeit nicht mehr lange in Anspruch zu nehmen, Fürst Jeschdean, aber wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir schnell handeln", setzte der Kanzler das Gespräch fort. „Wenn die gesamten Waren auf Mezzan abgeliefert werden müssen, haben wir so gewaltige Verluste zu verzeichnen, daß wir uns auf Jahre hinaus verschulden! Dadurch geraten wir den anderen Handelshäusern gegenüber ins Hintertreffen! Von so einem Schlag könnten wir uns womöglich nie mehr erholen!"
    „Ganz so schwarz würde ich das nicht sehen", sagte der Fürst beschwichtigend. „Die Bedeutung des Jondoron-Oktanten ist nach wie vor ungebrochen. Und von den Engpässen sind auch die anderen Handelshäuser betroffen. Aber ich stimme zu, daß wir versuchen sollten, soviel wie möglich herauszuschlagen."
    „Soviel wie möglich? Gerade darum geht es ja, mein Fürst, deswegen brauche ich Ihre Vollmacht!
    Der Prozentanteil, der uns geboten wird, ist verschwindend gering. Wir können davon ausgehen, daß wir nur

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