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1756 - Das Grauen hieß Elvira

1756 - Das Grauen hieß Elvira

Titel: 1756 - Das Grauen hieß Elvira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder nicht, das kann ich nicht sagen. Sie machte auf mich nicht den Eindruck einer Kundin. Sie sah mehr wie eine Angestellte aus.«
    »Das ist möglich.« Ich kam wieder auf diesen Engel zu sprechen und fragte die Frau, ob sie mir diese Person genauer beschreiben könnte.
    »O je, da muss ich nachdenken.«
    »Tun Sie das bitte.«
    Sie strich mit der flachen Hand etwas durch ihr Silberhaar. Dann betonte sie noch mal, dass diese Frau nicht wie ein Engel aussah, den man auf Bildern zu sehen bekam. »Sie hatte dunkle Haare.«
    »Das ist schon was. Und weiter?«
    »Ja, für eine Frau war sie recht groß. Sie trug einen langen Rock und eine kurze Jacke. Insgesamt gesehen war sie schon eine imposante Person.« Die Lady hob die Schultern an. »Mehr weiß ich leider auch nicht zu sagen.«
    »Danke. Sie haben mir trotzdem geholfen.«
    »Keine Ursache.«
    Ich wollte mich wegdrehen, als ich in meiner Nähe die Stimme einer Frau hörte, die alles andere als sympathisch klang. »Wo finde ich meine Mitarbeiterin?«
    »Am Baum, Mrs Quest.«
    »Danke.«
    Ich hatte genug gehört und sah jetzt, wie eine Frau, die aussah wie eine ältliche Lehrerin, auf die Stelle zuging, wo noch immer die Tote lag.
    Auch ich setzte mich in Bewegung, blieb hinter der Frau stehen und hörte ihr tiefes Stöhnen und auch ihren Ausspruch.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Doch, es ist wahr.«
    Sie fuhr herum, und ich sah in dem strengen und bebrillten Gesicht so etwas wie Hass leuchten. Vielleicht übertrieb ich auch, aber normal war das nicht. Ebenso wenig normal wie die Tote, die sie hatte sehen müssen.
    »Wer sind Sie?«
    »Scotland Yard.« Ich hielt ihr meinen Ausweis entgegen. »Und mit wem habe ich es zu tun?«
    »Mein Name ist Karen Quest. Ich bin in diesen Laden die Personalchefin.«
    »Dann haben Sie also die Tote gekannt.«
    »Ja, Linda Boyle war eine für uns sehr wertvolle Mitarbeiterin. Das kann ich nur immer wieder unterstreichen.«
    »Die dann von einer anderen Mitarbeiterin von Ihnen leider getötet wurde.«
    Karen Quest schaute mich an, als wollte sie mir jeden Augenblick an die Gurgel springen. Ihr Gesicht wurde noch blasser, und ich wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, als sie mir zuvorkam.
    »Was sagen Sie da für einen Unsinn?«
    »Ich denke nicht, dass es Unsinn ist.«
    »Aber sicher. Welche Mitarbeiterin sollte Linda Boyle denn umgebracht haben? Wir sind hier nicht bei der Mafia, wo eine den anderen durch Mord rächt.«
    »Es war der Engel.«
    Wieder musste die Quest schlucken. Sie fummelte an ihrer Brille herum und fragte: »Engel, sagten Sie?«
    »Ja, so ist es.«
    »Ich kenne keinen mit Namen Engel hier.«
    »Es geht auch nicht um den Namen, den kenne ich leider nicht. Sondern um den Job, den die Person ausübte. Und da gab sie hier einen ungewöhnlichen Engel ohne Flügel ab. Das ist es, womit ich Ihnen dienen kann.«
    Karen Quest sagte zunächst nichts. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und dachte nach. Schließlich antwortete sie mir.
    »Ich habe den Engel eingestellt.«
    Das war mir neu, aber ich war froh, es gehört zu haben. Wenn sie die Frau eingestellt hatte, dann würde sie auch mehr über sie wissen, und danach musste ich sie fragen.
    »Und dieser Engel hat natürlich einen Namen«, sagte ich.
    »Klar.« Die Frau lächelte. »Ich habe ihn auch nicht vergessen. Sie heißt Elvira Little.«
    Na, damit konnte ich etwas anfangen. Allerdings wusste ich nicht, ob ich sie als eine Mörderin ansehen sollte. Das war bisher nicht klar. Es gab einen Verdacht, doch nicht mehr. Dennoch musste sie unter allen Umständen gefunden werden.
    Und dann kam noch etwas hinzu. Ich hatte die Warnung nicht vergessen, die mir mein Kreuz geschickt hatte. Das war keine Spinnerei gewesen, sondern eine ernste Angelegenheit. Und ich konnte behaupten, dass ich mal wieder mitten in einem Fall steckte, obwohl ich das gar nicht gewollt hatte. Aber so war das Leben.
    Inzwischen waren auch einige Sicherheitsleute eingetroffen. Sie sperrten den Tatort ab. Ich musste die Kollegen von der Mordkommission oder Spurensicherung nicht anrufen, das war bereits von anderer Stelle aus geschehen.
    Die Mannschaft rückte an. Den Chef kannte ich vom Ansehen, und er erinnerte sich auch an mich, denn als er mich sah, weiteten sich seine Augen.
    »Sie hier?«
    »Ja, wie Sie sehen.«
    Er rückte seine Brille zurecht. »Dann ist es wohl ein Fall, der Sie mehr angeht als uns.«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, was passiert ist?«
    »Das habe ich auch nur von Zeugen gehört.«

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