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1756 - Das Grauen hieß Elvira

1756 - Das Grauen hieß Elvira

Titel: 1756 - Das Grauen hieß Elvira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die sie übernommen hatten.
    Schatten...
    Oder die Seelen von Toten?
    Auf beides fand sie keine Antwort. Sie würde weiterhin damit leben müssen und sich von ihnen treiben lassen.
    Eigentlich hätte sie sich gut fühlen können, sogar müssen, aber das war nicht der Fall. Ihr sagte niemand etwas, man starrte sie nicht an, und doch steckte eine gewisse Unruhe in ihr. Als sie darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass diese Unruhe erst dann entstanden war, als sie sich an den Tisch gesetzt hatte.
    Warum?
    Sie konnte es drehen und wenden wie sie wollte, es gab für sie keine Erklärung. Aber darüber lachen konnte sie nicht. Es störte sie.
    Und sie tat etwas dagegen. Sie fragte nicht nach innen, um Kontakt mit den Schatten aufzunehmen, sie tat etwas anderes.
    Langsam schob sie sich von ihrem Stuhl in die Höhe, weil sie im Stehen einen besseren Überblick hatte. Sie wollte allerdings nicht auffallen, und so tat sie, als wollte sie die Speisenkarte auf einer Tafel betrachten. Tatsächlich aber bewegten sich ihre Augen und suchten nach etwas, das für ihre Unruhe verantwortlich sein könnte.
    Die nicht sehr zahlreichen Gäste nahmen von ihr kaum Notiz. An den meisten Tischen saß nur eine Person und auch in der Nähe eines Fensters sah sie einen Mann allein am Tisch hocken.
    Etwas schrillte in ihr wie eine Alarmglocke. Diesen Mann hatte sie schon mal gesehen. Das war in der anderen Abteilung kurz nach dem Mord gewesen. Er war ihr aufgefallen. Sie dachte nicht über die Gründe nach, aber irgendwie hatte sein Anblick sie vorsichtig werden lassen. Und jetzt saß er hier.
    Warum tat er das?
    War er ihr gefolgt, oder musste sie nur von einem Zufall ausgehen? Sie wollte beides nicht ausschließen, ließ sich wieder in die Knie sinken und dachte darüber nach, wie es für sie weitergehen sollte. Sie dachte auch daran, ihn anzusprechen, aber das stellte sie erst mal zurück.
    Der Hunger war verdrängt worden. Instinkte hatten sich bei ihr gemeldet. Die Sicherheit oder das Gefühl der Sicherheit war bei ihr verschwunden, und das konnte ihr nicht gefallen. Sie wollte nicht mehr länger hier bleiben, sondern das Restaurant verlassen und auch das Kaufhaus.
    Sie stand auf. Mit einem Seitenblick schielte sie auf den Mann, den sie schon kannte. Er wandte ihr sein Profil zu und schien an ihr nicht interessiert zu sein.
    Das konnte auch eine Täuschung sein. So ganz sicher war sie sich nicht.
    Sie ging.
    Nach dem ersten Schritt hörte sie die Stimmen in ihrem Kopf. »Es ist gut, dass du gehst.«
    »Danke. Was ist mit dem Kerl?«
    »Unterschätze ihn nicht.«
    »Folgt er mir denn?«
    »Das wissen wir noch nicht. Jedenfalls bleibt er noch sitzen.«
    »Das ist gut.«
    »Warte es ab. Jetzt geht er auch, so, dass es aussieht, als würde er dir folgen. Wir würden dir raten, das Kaufhaus zu verlassen, und sollte er dir zu nahe kommen, dann musst du selbst wissen, was du tun willst.«
    »Und ihr?«
    »Wir sind immer bei dir.«
    »Ja, das ist gut.«
    Die Glastür, die Aus- und Eingang zugleich war, hatte sie schnell erreicht und verließ das Restaurant...
    ***
    Sie war es. Sie war die Mörderin. Daran glaubte ich fest, obwohl mir der letzte Beweis fehlte. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Ich wollte ihr auf den Fersen bleiben und dabei so wenig wie möglich auffallen, falls das nicht schon geschehen war.
    Die Frau mit dem Namen Elvira Little hatte sich keine Blöße gegeben. Sie hatte sich wie ein normaler Gast benommen, sich etwas zu trinken geholt und eine kleine Pause eingelegt.
    Das war okay, es fiel nicht auf, aber die Warnung durch mein Kreuz zählte für mich mehr.
    Die Frau war nicht zu übersehen. Auch im Gedränge fiel sie auf, und das lag an ihrer Größe, die überdurchschnittlich war. Das war kein weiblicher Hungerhaken, wie er oft auf zwei stelzenartigen Beinen über einen Laufsteg ging.
    Wo wollte sie hin?
    Es gab eine Rolltreppe oder sogar mehrere auf einer Etage, die konnte sie nehmen, sich aber auch für einen Fahrstuhl entscheiden.
    Ich war gespannt, wie sie sich entscheiden würde, und sah sie dann auf die drei Fahrstuhltüren zugehen, die allesamt nebeneinander lagen. Vor der mittleren Tür blieb sie stehen und drückte einen Kontakt, der dafür sorgte, dass die Kabinen kamen.
    Es musste auch Glück mit im Spiel sein, denn es kam tatsächlich der mittlere Lift.
    Ich überlegte, was ich tun sollte. Sie fahren lassen und selbst die Treppe nach unten hetzen, oder die Chance nutzen und mich noch in die Kabine

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