1757 - Endstation Tod
eigentlich schon getan. Dann hängen die Outlaws an den Überlebenssystemen, werden künstlich ernährt und was weiß ich noch. Sie sind dann vorerst aus dem Schneider. Wer die Arbeit und die Probleme hat, das sind wir. Genauso ist das."
Florence sah von einem zum anderen. Auf ihrer Stirn bildeten sich zwei tiefe Falten.
„Könnte es sein, daß ich den Eindruck habe, ihr zwei Komiker nehmt die Situation nicht ganz ernst?"
„Vielleicht hast du den Eindruck, aber dann ist er falsch." Mike wurde schlagartig sachlich.
„Manchmal ist es leichter, auf Verrücktheiten mit eigener Verrücktheit zu reagieren - und wenn sie nur gespielt ist. Und was sich hier mittlerweile abspielt, ist verrückt. Du sagst es doch selbst - du wirst nie begreifen, warum ausgerechnet Rutans Horde dazu abgestellt worden ist, die Süchtigen zu betreuen."
„Mangel an qualifiziertem Personal", versetzte sie. „Deine eigenen Worte."
„Die ich lediglich allgemein verständlich zu machen versuchte", warf der Ilt ein. Mike reagierte gar nicht darauf und fuhr fort: „Natürlich, aber das ist ja gerade das Irre! Rutan und seine Genossen wurden dazu ausgebildet, der BASIS-Expedition mögliche Gegner vom Hals zu schaffen. Jetzt kämpfen sie, wenn auch mit anderen Mitteln, gegen die Sucht der Imprint-Outlaws und deren mögliche Auswirkungen.
Diejenigen, die diese Menschen zu den Wracks gemacht haben, die sie jetzt sind, das wären Gegner für Rutans Leute. Nicht die Kranken. Und doch sind Rutans Leute fühlende und sensible Wesen, und deshalb jedem Medoroboter überlegen."
„Es ist mir zu konfus", sagte Florence. „Alles."
„Arfe Loidan hat ein Auge auf sie", meinte Gucky. „Die Chefmedikerin der BASIS tut, was sie kann, aber sie kann sich nicht in tausend Stücke reißen. Sie braucht Helfer - und zwar nicht nur ihre Mitarbeiter und die Medos. Hier, auf der PARACELSUS und jetzt vor allem auf der BASIS."
Florence nickte. Sie blickte auf eine Uhr.
„Dieser Tag ist schon fast wieder zu Ende, aber immer noch ist kein Ende des Trecks aus der Lokalen Gruppe abzusehen. Wenn ich noch einigermaßen auf dem laufenden bin, sind heute an die zweitausend neue Schiffe im Bereich Hirdobaan geortet worden."
„Und zwar ohne diejenigen, die aus Hirdobaan zurückgekommen sind und sich bei uns gesammelt haben", konnte Mike bestätigen. „Die Zahl der in und bei Hirdobaan angelangten Einheiten mit Imprint-Outlaws ist damit nun auf über zehntausend angestiegen. Stimmen die Schätzungen, werden es bis Ende des Monats rund 11.200 sein - von etwa 13.500 Schiffen, die aus der Milchstraße und anderen Galaxien der Nachbarschaft aufgebrochen sind."
Diese Erwartungszahlen basierten auf den Schilderungen der Outlaws, mit denen vernünftige Gespräche möglich gewesen waren; auf ihren Erlebnissen während ihres Fluges und den Berichten über die Ausfälle in ihrem jeweiligen Verband, aus dem sich wiederum die Durchschnittsausfallquote von etwa 15 Prozent hatte errechnen lassen.
„Und was ist mit diesem alten Datenträger?" erkundigte sich Florence, nachdem sie einige Sekunden dagesessen und sich ihren eigenen trüben Gedanken hingegeben hatte.
Selbst Guckys Reservoir an Spaßen, deren auflockernde Wirkung ohnehin zweifelhaft war, schien erschöpft. Statt dessen ballten sich die Hände des Mausbibers immer wieder zu Fäusten und bewegten sich, als wollten sie einem imaginären Gegner den Hals umdrehen.
Ratlosigkeit.
Das war das in diesen Tagen sehr häufig gebrauchte Wort, die passende Bezeichnung für den Gemütszustand der Menschen vor Hirdobaan.
„Cyrus Morgan arbeitet daran!" antwortete Mike. „Die Reparatur der Informationsketten ist eine schlimme Arbeit - aber wenn Cyrus die Brocken noch nicht hingeworfen hat, dann hat er noch Hoffnung."
„Ausheben", sagte Florence, ungewohnt hart. „Man sollte ganz Hirdobaan ausheben, vor allem dieses Zentrum, wo die Wurzel des Übels zu sitzen scheint. Nach allem, was wir inzwischen wissen, muß das Unheil von dort kommen."
„Das mag sein", gab Mike zu. „Aber der Unterschied liegt darin, daß es zwar herauskann, aber wir nicht hinein."
Gucky stand aus seinem Sessel auf und nickte Michael Rhodan auffordernd zu.
„Ich gehe zurück auf die BASIS - was ist mit dir? Die letzten Nachrichten des Tages würde ich mir gern in der Hauptzentrale ansehen und anhören."
Mike erhob sich ebenfalls, besprach in aller Kürze einige Kleinigkeiten mit Florence. Dann verabschiedete er sich, und wenige Minuten später
Weitere Kostenlose Bücher