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1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Syntrons, zum Tod.
    „Hört auf!" sagte er leise. „Es ist vorbei."
    Er verlor wertvolle Sekunden, als er bewußt versuchte, ihre Anzüge zu neutralisieren, so wie er es ohne sein Wollen auf der CHIMAIRA - und wohl vorhin bei Origer - getan hatte. Er hatte für einen Moment den unwiderstehlichen Drang, die Kräfte, die er in sich wußte, kontrolliert einzusetzen.
    Aber es ging nicht.
    Plötzlich war Sydley Artner vor ihm und lachte wie ein Irrer, machte mit den Händen wirbelnde Bewegungen und lachte, lachte!
    „Es ist zu spät, hörst du? Keiner von euch wird je Hirdobaan sehen! Wir alle nicht! Es ist vorbei - vorbeivorbeivorbei! In... zwölf Sekunden explodiert hier alles, und dann ..."
    Er stöhnte auf und ging rückwärts, bis er gegen eine Speichereinheit stieß.
    „Sieh mich ... nicht so an ..."
    Doch Cyrn sah ihn an. Und er sah Pona an. Er sah sie am Boden liegen und qualvoll sterben, aber im letzten Moment bäumte sich etwas aus ihm heraus auf. Es war wie ein körperlicher Schlag - so heftig, daß er ins Taumeln kam und sich am Rahmen der Schottöffnung festhalten mußte.
    „Es ist vorbei", hörte er sich sagen. „Ihr stellt den Countdown jetzt ab."
    Und beide starrten ihn an, nickten und ließen ihre Finger wie die von Marionetten neue Kodes in den Syntron-Verbund der CIRCINUS eingeben und bestätigen.
    Cyrn Dow bekam nicht mehr mit, wie jemand mit einer Decke kam und wartete, bis die Medoroboter da waren und ihn endlich auf die Antigravliege betteten, die ihn ins Medocenter trug. Er sah nicht die Tränen in Vanys Gesicht und nicht, wie sich Pona Drager und Sydley Artner in den Armen lagen, am Boden kauernd und besiegt.
    Es gab noch sehr viel mehr Elend auf der CIRCINUS, das ihm erspart blieb; auf den anderen 385 Schiffen des Pulks ebenso. Er hatte sich immer dagegen gewehrt, seine Probleme durch Medikamente behandeln zu lassen. Doch gegen die Injektionen, die er jetzt bekam, konnte er nichts tun. Medikamente, die ihm von Robotern aufgrund von robotischen Analysen verabreicht wurden.
    Doch damit konnte man die Keime und Störungen ergründen, die einen menschlichen Körper krank machten.
    Nicht jene der Seele.
     
    *
     
    Samuel Nyrtii hatte von alledem nichts mitbekommen. Er malte. Er malte in seiner Kabine und an Orten, an denen ihn nicht so schnell jemand störte. Und er hatte jetzt nur noch ein Motiv.
    Cyrn Dow, dieser junge Mann aus der Zentrale, anfangs so ruhig und dann so verändert, hatte sich, als sie sich in einer Halle zufällig über den Weg liefen, bei ihm entschuldigt. Alles, was er dabei gesagt hatte, hatte so ehrlich geklungen. Samuel hegte jedenfalls keinen Groll mehr gegen den Jungen. Sie hatten etwas zusammen gegessen und sich verabschiedet wie Männer, die sich gegenseitig respektierten.
    Samuel malte ihn.
    Anfangs hatte er nur versucht, das blasse, hagere Gesicht mit den hellen Augen so wirklichkeitsnah wie möglich abzubilden. Schon da fühlte er sich von einer gewissen Traurigkeit ergriffen - oder besser gesagt: angesteckt.
    Dann, als er glaubte, dieses Gesicht nicht mehr authentischer malen zu können, hatte er damit begonnen, es zu verschlüsseln. Zuerst von Hand mit Farbsprenkeln und Lichteffekten, dann mit Hilfe seines kleinen Pikosyns. Es war immer das einfachste, ein Bild lediglich einzugeben und die Verschlüsselung dem Computer zu überlassen.
    Doch darin lag keine Kreativität. Der Syntron ging nach einem primitiven Programm vor, so wie es entsprechende Programme schon im Raumfahrtaltertum gekonnt hatten. Er war und blieb eine Maschine.
    Darum hatte es Samuel wieder selbst übernommen. Einige Muster des Syntrons hatte er gelassen, aber bei jedem neuen Anlauf brachte er mehr von dem ein, was er selbst fühlte, wenn er sich diese verlorenen Augen ansah.
    Er wollte hinein in den Jungen, langsam ergründen, was diese traurige Leere ausmachte. Er schuf neue Muster, kombinierte sie mit dem Porträt, ließ sie ihre Wirkung entfalten. Oft saß er stundenlang vor dem neuen Bild und starrte es nur an.
    Bis er begriff, daß ihm aus den Augen, die ihm infolge seiner eigenen Kunst der Verschlüsselung und Hervorhebung, in der manchmal das Unsichtbare zum Vorschein gebracht wurde, nicht nur ein Cyrn Dow entgegensah, sondern deren zwei.
    Zwei Geister, zwei Bewußtseine in einem Schädel?
    Samuel begann mit einem neuen Bild, dann wieder einem. Er verstieg sich in einen Rausch. Was an Wesentlichem im vorherigen Bild lag, übertrug er ins nächste; er verausgabte sich dabei, noch

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