1761 - Konfrontation auf Connox
heimtückische Mörder ist in diese Richtung geflüchtet. Du könntest ihn gesehen haben."
„Hier ist niemand vorbeigekommen!" behauptete Radan-Mech.
Er lügt. Die Distanzen und Zeiten stimmen nicht.
Der Extrasinn hatte mit seiner Berechnung sicher recht, aber das war leider kein Beweis, den wir Radan-Mech vortragen konnten.
Inzwischen waren einige Crypers hinzugetreten und scharten sich um uns. Ihre Mienen waren unfreundlich, und ich vermutete, daß sie zu Radan-Mech gehörten.
„Wo ist der Mord geschehen?"
Tek deutete auf die Umwallung. „Draußen", sagte er knapp. „Vor wenigen Minuten!"
Radan-Mech gab einigen seiner Crypers Zeichen.
„Seht nach und bringt die Leiche her. Der Vorfall wird untersucht werden. Du sagst, die Tötung fand außerhalb der Umwallung statt?"
„Wir waren dabei!" Tekener musterte den hochgewachsenen Oberpriester Dan-Sandins.
„Das ist gut", ließ sich Radan-Mech vernehmen. „Dann ist dieser geheiligte Boden wenigstens nicht entweiht worden. Ein Wühler?
„Richtig!" bestätigte ich.
Radan-Mech zeigte ein herablassendes Lächeln.
„Dann ist der Schaden unerheblich", kommentierte er. „Und ihr seid zufällig ...?" Das Lauern in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Wir haben einen Spaziergang gemacht", antwortete ich. „Wir kamen gerade dort an, als er zusammenbrach. In seinem Nacken ..."
Einer der ausgesandten Crypers kehrte atemlos zurück.
„Dort ist nichts zu finden", stieß er hervor. „Keine Leiche, gar nichts."
Radan-Mech senkte den Blick und blickte mich mit übertrieben väterlicher Güte an.
„Vielleicht habt ihr euch tagsüber zu lange unter freier Sonne aufgehalten", verhöhnte er uns. „Es gibt Gehirne, die das nicht verkraften. Ihr solltet euch untersuchen lassen, in eurem eigenen Interesse. Ansonsten ist die Sache damit wohl erledigt."
Er wandte sich zum Gehen.
„Vorläufig!" stieß Ronald Tekener hervor. Der Tod des alten Wühlers war ihm sichtlich nahe gegangen.
Radan-Mech blieb stehen, wandte sich halb um und blickte den Terraner über die Schulter hinweg an.
„Wenn du meinst...!"
Es klang, wie es gemeint war - als Drohung.
8.
„Er muß etwas mißverstanden haben", behauptete Coram-Till. „Ein Mordanschlag in der Heiligen Halle, undenkbar. Die Partei, die solches wagte, würde für immer... Wir brauchen gar nicht darüber zu reden, es ist einfach absurd, unlogisch, unvorstellbar."
„Cecill-Ber hat uns erklärt, daß ein bestimmter Plan verfolgt werden soll", bohrte ich nach. „Eser-Furron wird dich provozieren, beleidigen und beschimpfen, bis es zum Duell im Käfig kommt."
Coram-Tills Gesicht zeigte Heiterkeit.
„Meinetwegen", sagte er. „Von mir aus soll er es versuchen. Ihr wißt nicht, wie die Kämpfe im Käfig ablaufen. Es gibt keine gefährlichen Waffen, nicht eine einzige. Waffen in der Versammlung sind verboten, und das wird auch kontrolliert. Ich habe keine Angst vor diesem Kampf, im Gegenteil: Ich hatte schon immer Lust, diesen Eser-Furron nach Kräften zu verprügeln. Er ist dumm und dreist und hätte es, bei den Gestaden von Ambraux, auch verdient."
„Mehr als Prügel wird es nicht geben?"
„Für mich bestimmt nicht", bestätigte Coram-Till vergnügt. „Natürlich kann es passieren, daß ein paar Schuppen fliegen, daß Knochen zu Bruch gehen, und wenn einer sehr viel Pech hat, verliert er einige Zähne oder sogar ein Auge. Aber Kampf bis zum Tode - das ist unvorstellbar.
Würde ich versuchen, Eser-Furron zu töten, würden die anderen sofort eingreifen."
„Rechne nicht zu sehr mit der Hilfe der anderen Rebellenführer", warnte ich ihn. „Und vor allem, trau Radan-Mech nicht. Dieser Oberpriester hat üble Absichten."
Ronald Tekener hatte den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und dachte angestrengt nach.
„Weiß Eser-Furron, daß du der bessere Kämpfer bist?"
Coram-Till lachte.
„Er sollte es jedenfalls wissen. Warum fragst du?"
„Wenn, wie du sagst, der Ausgang eines solchen Kampfes von vorneherein feststeht, weil du der weitaus bessere Kämpfer bist - warum sollte es Eser-Furron dann darauf ankommen lassen?
Gewinnen kann er nicht, er wird nur Prügel beziehen, und das sollte er wissen. Er müßte noch dümmer sein, als du angedeutet hast, wenn er sich auf diesen Plan einließe."
Coram-Till murmelte eine Verwünschung.
„Das klingt ziemlich logisch", sagte er und kratzte sich die Schuppen am Hals.
„Es klingt nicht nur so, es ist logisch", meinte Tekener mit einem schwachen
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