1764 - Die Killerin
der Nacht zu stressig gewesen.
Und jetzt saß sie in ihrem Wohnzimmer, dachte nach und trank Kaffee.
Sie dachte auch an Nancy Wilson. Eine junge Frau, die einen völlig normalen Eindruck machte, die aber dann in einen mörderischen Kreislauf geraten war, aus dem sie nicht mehr heil herauskam. Sie war manipuliert worden. Sie würde auch weiterhin Menschen töten, die ihr nichts getan hatten. Die andere Seite hatte sie übernommen und entsprechend präpariert.
Jane hoffte, dass John Sinclair und Suko etwas aus ihr herausbekamen. Wenn jemand die Verfolger von ihr abhalten konnten, dann die beiden Geisterjäger.
Aber waren es Verfolger?
Auch das wusste Jane nicht. Es konnten auch Kräfte sein, die sie wieder zurück in die Welt des Mentalisten holen wollten, in der es egal war, ob sie einen Doppelmord begangen hatte oder nicht.
Irgendwann wollte sie mit John Sinclair über dieses Thema sprechen. Allerdings erst später. Sollte er erst mal seine Befragungen durchziehen, das war wichtiger.
Jane war keine Frau, die gern wartete und dabei nichts tat. Sie ging nach oben in ihr Büro, das recht geräumig war, denn es nahm den gesamten Dachraum ein.
Sie hatte es von der Horror-Oma übernommen. In den Regalen befand sich die Literatur, die Sarah Goldwyn so geschätzt hatte. Bücher über Geschichte, Religion, Mystik, Mythologie und all die Gebiete, die sich da berührten.
Auch alte Videos, Kassetten und LPs gab es dort zu bewundern.
Als Jane ihr Arbeitszimmer erreicht hatte, schaute sie zuerst durch eines der Fenster. Sie sah den grauen Himmel und hatte den Eindruck, einen Deckel zu erleben, der die Kälte in die Tiefe drückte.
Lange würde das keinen Bestand mehr haben. Das Wetter würde sich ändern und wärmer werden. Es waren nur Randgedanken, mit denen sich die Detektivin beschäftigte, ihr Hauptaugenmerk galt dem Computer, und den wollte sie einschalten, um mehr über Douglas Curtain, den Mentalisten, zu erfahren.
Er hatte sich allmählich entwickeln können, davon ging sie einfach aus. Niemand hatte ihn gestoppt. Niemand wusste über ihn Bescheid. Er war wie Phönix aus der Asche gestiegen und hatte seine Zeichen gesetzt.
Einer sieht alles!
Diesen Spruch hatte Jane ebenfalls gehört. Und mit diesem einen war das Auge gemeint.
Jane musste es als ein Verbindungsglied zwischen der normalen Welt und der des Mentalisten ansehen. Es schuf den Kontakt. Wer es sah und auch hörte, für den war es dann in der Regel zu spät.
Jane schaute auf den Bildschirm. Noch war er grau, aber das würde sich ändern.
Da hörte sie das Lachen!
Jane hatte das Gefühl, von Eiswasser getroffen worden zu sein. Ihr wurde kalt, dann schoss die Hitze in ihren Kopf und trübte ihr Denken.
War das Lachen echt gewesen oder hatte sie es sich nur eingebildet?
Auf jeden Fall hatte sie es hinter sich gehört. Um mehr zu erfahren, hätte sie sich umdrehen müssen, was sie auch tun wollte, aber erneut hielt sie jemand davon ab.
Da war die andere Stimme. Sie sagte nur einen Satz, und der reichte aus, um Janes Herzschlag zu beschleunigen.
»Einer sieht alles!«
***
Die Detektivin saugte hörbar die Luft ein. Es hörte sich an, als würde sie etwas trinken. Dabei hätte sie nicht so überrascht sein müssen. Sie hatte sich Ähnliches gedacht. Bei ihrem Job musste man mit allem rechnen.
Er hatte sich gezeigt. Sich offenbart. Er war einer, der alles sah, und das war nicht mal gelogen. Er war jemand, der hinter die Dinge schaute.
Woher war die Stimme gekommen? Aus dem Bereich hinter ihr, wie auch das Lachen?
Jane Collins hätte sich umdrehen müssen, doch dafür fehlte ihr die Traute. Eigentlich hätte sie mit bestimmten Vorgängen rechnen müssen, aber sie hatte sich keine Gedanken darum gemacht. Jetzt musste sie die Konsequenzen tragen.
»Einer sieht alles!«
Erneut hörte sie diesen Satz, den sie hasste. Aber er war nicht mehr in ihrem Rücken aufgeklungen, sondern direkt vor ihr. Zwischen ihrem Gesicht und dem Bildschirm.
Und da sah sie es!
Es war das Auge. Wie gemalt stand es in der Luft. Von seinen Umrissen her perfekt. Zwei tiefschwarze Pupillen, die in einer roten Umgebung badeten.
Sie sagte nichts, spürte aber, dass sich in ihrem Mund der Speichel sammelte, den sie schnell schluckte und Glück hatte, dass sie sich nicht verschluckte.
Das Auge war da. Das Auge blieb. Es ließ sich nichts befehlen. Nicht von einem Menschen, der normal war und nicht in seinen Sphären schwebte.
Jane blieb starr sitzen, sie schaute auf das
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