1764 - Die Killerin
wissen.«
Wieder wurde geschossen. Es war kein Laut zu hören, aber erneut riss die Kugel einen der halb nackten Typen von den Beinen.
Die Killerin legte den Kopf zurück, und es sah aus, als würde sie lachen. Sie schien bei ihren Aktionen wirklich einen großen Spaß zu haben, und sie machte auch weiter.
Nach einer leichten Drehung nach rechts holte sie den nächsten Typ von den Beinen. Ihm wurde beim Fallen die Brust aufgerissen, als wäre er von einem Explosivgeschoss getroffen worden.
Auch er blieb liegen und rührte sich nicht mehr. Die Killerin aber ging weiter. Nichts konnte sie stoppen, und als eine Gestalt versuchte, sich ihr geduckt zu nähern, drehte sie sich nach links, zielte kurz und erledigte den Kerl.
Ihr Blick war frei. Niemand kam ihr mehr entgegen. Sie hatte aufgeräumt, schenkte den Toten ein Nicken, bevor sie sich gemächlich drehte und sich wieder in Bewegung setzte. Jetzt kam sie abermals auf uns zu. Möglicherweise war ihr Gehen normal. Mir kamen die Bewegungen irgendwie provozierend vor. Noch sahen wir ihr Gesicht nicht deutlich. Ich konnte mir vorstellen, dass sie ihre dünnen Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte, denn sie hatte es mal wieder allen gezeigt.
Wir ließen sie kommen. Den rechten Arm schlenkerte sie, und der Revolver machte die Bewegung mit.
»Das ist sie«, flüsterte Nancy Wilson, »das ist sie, wie sie leibt und lebt.«
»Also Olga?«
»Klar.«
»Und nun?«
Nancy streckte sich und tat, als wäre ihr ungemein wohl. »Es geht weiter, das kann ich euch versprechen. Olga ist die perfekte Killerin. Das habt ihr gesehen. Aber sie ist es nicht nur im Film, auch in der Realität. Das werdet ihr bald merken. Denn sie ist hier, um euch beide zu killen.«
»Hier?«, fragte ich.
»Ja.«
»Und wo?«
Nancy Wilson winkte ab. »Ihr braucht sie nicht zu sehen, um zu wissen, dass es sie gibt und dass sie ein Auge auf euch geworfen hat. Hier ist nichts vergessen. Sie will nicht, dass sich ihr jemand in den Weg stellt. Verstanden?«
Ich fragte: »In ihren oder in den Weg des Mentalisten?«
»Das ist doch gleich. Irgendwie, meine ich.« Nancy Wilson streckte sich wieder. »Ich jedenfalls fühle mich wohl, denn ich werde nicht bei den Verlierern sein.«
Das wollten wir auch nicht, und wir würden deshalb auf der Hut sein, das stand fest.
Niemand von uns wollte es offen zugeben, aber Nancy Wilson war ein Problem. Wohin mit ihr?
Eine Antwort fanden wir zunächst nicht. Glenda war im Nebenzimmer verschwunden und hatte dort hantiert. Jetzt kehrte sie mit Kaffee und Tee zurück.
Suko nahm sich den Tee. Glenda und ich den Kaffee, auch für Nancy Wilson war noch eine Tasse übrig.
Wir tranken und schwiegen. Selbst Glenda sagte kein Wort, was bei ihr eigentlich nicht normal war.
Nancy Wilson trank hastig. Ich wunderte mich darüber, dass sie sich nicht den Mund verbrannte. Sie hatte die Tasse als Erste von uns leer und stellte sie wieder auf meinen Schreibtisch.
»Ist sie nun da oder nicht?«, fragte Suko.
»Ja, sie ist da!«
»Und wo?«
»In eurer Nähe«, flüsterte Nancy. »Sie ist in eurer Nähe. Daran müsst ihr euch gewöhnen. Und sie schlägt zu, wann sie es will. Aber rechnet immer mit ihr.«
Was sollten wir darauf sagen? Nichts. Nancy hatte es besser als wir, denn sie kannte sich aus, und Suko und ich würden immer das Nachsehen haben, weil wir nicht dazu gehörten.
Nancy Wilson konnte sich nur an der Freiheit ihrer Freundin erfreuen. Sie selbst würde sie nicht bekommen, denn eine Doppelmörderin konnten wir nicht frei herumlaufen lassen. Sie musste hinter Gitter und auf ihren Prozess warten.
Das sagte ich auch.
Sie schaute mich an, bevor sie eine Frage stellte. »Glaubst du wirklich daran, John Sinclair?«
»Ja, warum sollte ich nicht daran glauben?«
»Weil es falsch ist, einfach nur falsch. Das kann ich dir schwören. Ich bin noch da.«
»Stimmt.«
»Und ich werde auch bleiben.«
»Das werden wir sehen.«
Sie hatte meine Antwort gehört und fing an zu lachen, besonders echt klang es allerdings nicht...
***
Jane Collins hatte auf ihre Frage eine Antwort erhalten, aber sie glaubte der Stimme der unsichtbaren Person aufs Wort.
Sie und das Auge bildeten ein Paar, und Jane fragte sich jetzt, was sie tun sollte. Sie sah nur das Auge, aber sie hatte von dieser Olga nichts gesehen. Diese Frau war als Killerin bezeichnet worden. Jane sah keinen Grund, es nicht zu glauben. Hier brauchte niemand zu bluffen.
Sie überlegte, was sie noch tun konnte. Ihr fiel
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