1765 - Der Schattenprinz
Templer schüttelte den Kopf. »Dazu wird es nicht kommen. Ich habe meine Pflicht getan. Ich sage Adieu.«
Sie schien erst jetzt richtig gemerkt zu haben, dass es ernst wurde. Sie schaute sich um. Es sah so aus, als suchte sie nach einem Fluchtweg.
Aber es gab genügend Nonnen, die auf ein heimliches Zeichen ihrer Äbtissin reagiert hatten, und die Gruppe umstand sie wie eine lebendige Mauer.
Das sah sie ein.
Sie gab ihren Widerstand auf.
Nur noch ein letzter Blick, der dem Templer galt, dann wurde sie weggeführt.
Amalia und Hector de Valois blieben noch zusammen. Sie fragte mit leiser Stimme: »Ist sie sehr schlimm?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Aber das mit den Bissen stimmt. Sie stand dicht davor, zu einer lebenden Toten zu werden. Zu einer Blutsaugerin. Ein Biss noch, und sie wäre verloren gewesen, aber das habe ich abwenden können.«
»Gut, dir traue ich das zu, Hector, aber wer wollte ihr Blut trinken, oder wer hat es getrunken?«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Was heißt das?«
»Seinen richtigen Namen. Er nennt sich der Schattenprinz oder wird so genannt.«
Amalia schaute den Templer an, bevor sie den Namen wiederholte und dann murmelte: »Es tut mir leid, aber ich habe diesen Namen noch nie gehört. Ich weiß nicht, wer der Schattenprinz ist.«
De Valois musste lachen. »Er wird sich an euch auch nicht heranwagen. Ihr seid zu viele Gegner.«
»Könnte das jetzt nicht anders sein?«
»Wieso?«
»Dass er sich auf die Suche gemacht hat. Du hast ihm schließlich etwas abgenommen, und ich denke, dass er so etwas nicht auf sich beruhen lässt.«
»Das kann sein, aber ich vertraue euch. Irgendwann werde ich mal wieder vorbeikommen, dann kannst du mir sagen, wie sich Dahlia entwickelt hat.«
Die Äbtissin zögerte mit einer Antwort, sie schüttelte auch den Kopf. »Ich glaube nicht, dass alles so laufen wird, wie du es dir vorgestellt hast.«
»Warum nicht?«
»Sie ist eine Frau, die nie zu uns gehören wird. Nie richtig, meine ich.«
Hector de Valois war zwar nicht bestürzt, aber doch ein wenig nachdenklich geworden. Nach einer Weile sagte er: »Ich habe deine Meinung gehört. Aber kannst du deine Befürchtung auch erklären?«
»Ja.«
»Bitte, ich warte...«
Er musste auch warten, denn die Äbtissin schaute zum Himmel, der allmählich eindunkelte. Die Wolken waren dichter geworden, der Wind stärker und kühler.
»Ich habe in ihre Augen gesehen und dort erkannt, dass sie nie richtig bei uns sein wird. Körperlich schon, aber nicht gedanklich. Sie ist etwas anderes, sie ist eine Fremde, und das wird sie immer für uns bleiben.«
Der Templer räusperte sich. »Und das alles weißt du genau?«
»Ja, das spüre ich deutlich.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht fassen, Amalia.«
»Sei versichert, sie passt nicht zu uns. Und das wird sich auch nicht ändern. Aber ich schicke sie nicht mehr weg, weil ich dich kenne. Wir werden sie hier behalten und bewachen. Das verspreche ich dir.«
»Danke.« Der Templer dachte über die Worte nach. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte, dann schaute auch er zum Himmel, sah, dass es noch dunkler geworden war, und nickte der Äbtissin zu.
»Dann mache ich mich mal wieder auf den Weg.«
»Das musst du nicht. Du kannst bei uns übernachten. Unser Gästehaus steht leer und...«
»Nein, nein, lass mal. Ich werde jetzt fahren. Der Einspänner gehört mir nicht, ich muss ihn wieder abgeben.«
»Wenn du das sagst, wird das stimmen. Aber warte, ich begleite dich noch bis zum Tor.«
»Danke.«
Sie gingen los. Diesmal schwiegen sie und schauten zu Boden.
Am Tor blieben sie stehen. »Du hörst von mir, Amalia.«
»Danke.«
Sie standen im Schatten, sodass sie nicht gesehen wurden, als sie sich umarmten. Danach nahm der Templer die Zügel des Pferdes auf, stieg auf den Bock und lenkte die Kutsche durch das Tor.
Sein Pferd hatte sich etwas ausruhen können, es würde noch ein paar Meilen durchhalten.
Er fühlte sich nicht wohl. Woran es lag, wusste er nicht. Jedenfalls sah er sich nicht als Sieger an, und das war bei seinen Aktionen selten...
***
Die Killerin hatte uns nicht erwischt und auch ansonsten konnten wir zufrieden sein, denn die sibirische Kälte war vorbei. Es gab wieder einen normalen Boden und statt Schneeflocken fielen Regentropfen aus den Wolken und klatschten gegen die Windschutzscheibe meines Rover. Aber besser Regen als Schnee, der die Straßen in Rutschbahnen verwandelte.
Ich hatte das Büro verlassen und war auf dem Weg
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