Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1765 - Der Schattenprinz

1765 - Der Schattenprinz

Titel: 1765 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bill: »Ja, ich höre zu.«
    Er tat es, es gab keine Widerrede, aber auch ich konnte mithören. So erfuhr ich von den Problemen, die die Schwester schon mal mit Besuchern gehabt hatte und so ihre Konsequenzen hatte ziehen müssen.
    Bill wurde nicht wie jeder andere Besucher behandelt. Er durfte sich mit Liz treffen, aber hinter dem Haus an einer verschwiegenen Stelle, die auch für Liebespaare geeignet war.
    Der Reporter ließ sich darauf ein. »Und wann wollen wir los?«
    »Sofort.«
    Genau auf dieses Wort hatte ich gewartet.
    Wenig später hatte Bill den Bungalow abgeschlossen und wir ließen uns in die Sitze des Rover fallen. Mein Freund schaute mich an.
    »Willst du was essen?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du siehst so müde aus.«
    »Das hast du doch von Sheila – oder?« Ich grinste. »Immer dem anderen einzureden versuchen, was er selber will.«
    »So ähnlich.«
    »Und wie ist das mit dem Essen?«
    »Hunger hätte ich schon«, gab Bill zu. »Aber nur einen ganz kleinen.«
    »Ich weiß.«
    Wir fanden einen Schnellimbiss, der auch international bestückt war, denn es gab sogar deutsche Bratwürste in unterschiedlichen Längen.
    Der Imbiss hieß Old Heidelberg. Die Bratwust mundete uns wirklich, wir tranken noch ein Wasser, dann hielt uns nichts mehr.
    ***
    Man konnte das Hospiz als Klinik bezeichnen, aber dieses Gebäude war längst nicht so groß. Das hatte mir Bill auf der Fahrt erklärt, und das bekam ich jetzt zu sehen.
    Das Gebäude lag auf einem kleinen Hügel und wurde von einem Rasen umgeben. Der Asphalt einer Straße führte direkt auf das Haus zu, aber auch zu einigen Parkplätzen, wobei es auch einige freie gab, was uns freute.
    Wir waren beide gespannt auf die Frau, die zweihundertfünfzig Jahre alt sein sollte. Die Zahl war mir während der Fahrt nicht aus dem Kopf gegangen. Da stellte man sich permanent die Frage, wie eine solche Person aussah.
    Überleben und sein Aussehen behalten, das konnte sie eigentlich nur als Vampir, aber davon hatte man Bill wohl nichts gesagt. Oder er hatte es für sich behalten.
    Wir steuerten dem Eingang zu und sahen schon aus der Entfernung, dass die Tür geschlossen war. Und sicherlich auch verschlossen. Beim Näherkommen fiel uns auf, dass wir uns durch eine Sprechanlage anmelden mussten. Ein Hospiz war eben kein Krankenhaus.
    Zur Anmeldung kam es nicht, denn wir hörten einen leisen Pfiff von der linken Seite. Als wir die Köpfe drehten, tauchte eine Frau in einer hellblauen Schwesternkleidung hinter einem Baumstamm auf. Sie winkte mit beiden Händen, und wir beeilten uns, zu ihr zu kommen.
    Sie zog uns rasch hinter den Baumstamm in Deckung.
    »Hallo, Liz«, sagte Bill.
    »Dann sind Sie Bill Conolly.«
    »So ist es. Und ich habe meinen Freund John Sinclair mitgebracht, einen Spezialisten.«
    »Das ist gut.«
    Ich hatte nichts gesagt und mich nur auf die Krankenschwester konzentriert. Sie war eine Frau, die das vierzigste Lebensjahr bereits überschritten hatte, ein Mensch in den besten Jahren, den so leicht nichts erschüttern konnte, und dennoch machte sie den Eindruck einer Frau, die Probleme hatte.
    Das Haar war blond und sah gefärbt aus. Zudem hatte sie es kurz schneiden lassen. Im Gesicht mit den etwas hageren Wangen verteilten sich Sommersprossen. Wer in ihre Augen blickte, der sah zwei sehr klare Pupillen.
    »Es ist nicht gut, wenn man uns sieht«, sprach sie uns an.
    »Warum nicht?«, wollte ich wissen.
    »Weil die Leitung der Klinik nicht ins Gerede kommen will. Was hinter diesen Mauern versteckt wird, das kann und darf es nicht geben. Das ist wider die Natur.«
    »Und trotzdem gehen Sie davon aus, dass diese Frau oder Patientin mehr als zweihundert Jahre alt ist.«
    »Ja.«
    »Wer sagt das?«
    »Die alte Äbtissin. Sie hat uns die Kranke gebracht, weil sie davon überzeugt war, dass ihr Leben endgültig schwand und die Menschheit nach dem Ableben ein Recht hat, zu erfahren, wer diese Frau gewesen war.«
    »Und was sagen Sie dazu?«
    Sie schaute mich an, und ich erkannte, dass es ein düsterer Blick war. »Was soll ich dazu sagen? Ich teile die Meinung, aber ich habe noch eine andere.«
    »Darf man die erfahren?«
    Liz schaute sich so ängstlich um, als wäre sie dabei, nach irgendwelchen Lauschern zu suchen. Danach rückte sie noch näher an uns heran und sprach noch leiser.
    »Es gibt da etwas an ihr, was mich stutzig gemacht hat, das muss ich schon sagen. Auch wenn ihre Haut gealtert ist und eine andere Farbe angenommen hat, so bin ich davon

Weitere Kostenlose Bücher