1767 - Teufelsmädchen
Augenblick lächerlich, aber es war wichtig.
Lilo konnte nicht anders. Sie musste hinschauen. Sie sah, dass meine Brust nicht leer war, und plötzlich riss sie ihre Augen weit auf. Sie starrte das Kreuz an, ihr Mund öffnete sich ebenfalls, und plötzlich bestand ihr gesamter Körper aus einer reinen Abwehrhaltung. Sie konnte nicht mehr, sie schüttelte sich, und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätten sich ihre Haare von der Kopfhaut erhoben. Ihre Gesichtsfarbe änderte sich, ich hatte den Eindruck, dass sie zu einem leichten Grün wurde.
Lilo schrie auf, als ich einen Schritt auf sie zu machte. Um sie mit dem Kreuz zu berühren, hätte ich zuerst die Kette über den Kopf streifen müssen. Die Zeit nahm ich mir nicht, ich wollte so schnell wie möglich an Lilo heran.
Ich ging noch einen Schritt vor und sie drehte sich um, denn sie wollte einfach nur weg. Dabei riss sie Gina mit, doch beide hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der war in diesem Fall ich, und ich pfiff auf meine Wunde.
Schnell laufen war für mich nicht drin. Das ließ meine Verletzung einfach nicht zu. Trotzdem wollte ich sie nicht so einfach laufen lassen.
Der schrille Pfiff galt nicht mir. Dafür aber den Leibwächtern. Und die erwachten aus ihrer Erstarrung. Ich war ja davon ausgegangen, dass sie mit ihren Schlagringen angreifen würden, doch da hatte ich mich glücklicherweise geirrt. Sie reagierten anders und zerrten mich zurück, nachdem sie meine Oberarme gepackt hatten.
Ich fluchte, stemmte mich gegen den Griff und hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Sie ließen mich nicht los und wirbelten mich zur rechten Seite hin herum.
Ich geriet ins Taumeln. Jemand trat gegen meine Beine und schlug mir den Stand weg. Genau jetzt wurde ich losgelassen und konnte mich nicht mehr halten. Ich landete rücklings auf dem Boden, und das tat meiner Wunde nicht gut. Sie fing an zu brennen, ich wollte schreien, aber ich hielt mich zurück. Die Stiche waren da, daran gab es nichts zu rütteln, und ich war nicht mehr in der Lage, die Verfolgung aufzunehmen.
Diese Runde hatten die Teufelsmädchen gewonnen. Aber es gab noch eine nächste, und da wollte ich der Sieger sein...
***
Mein Fallen war gesehen worden. Plötzlich hatte ich hilfreiche Menschen in meiner Nähe, die mir aufhelfen wollten, denn ich hockte noch immer auf dem Boden.
Ich wollte es allein schaffen, das klappte auch, nur schmerzte die rechte Seite wieder, und darüber fluchte ich. Dann sah ich einen Pfleger auf mich zukommen. Ich kannte ihn vom Sehen. Er wurde wegen seiner Größe und seines Aussehens nur der Bär genannt. Er stand plötzlich vor mir und atmete schwer.
»Mister Sinclair, was ist denn passiert? Sind Sie gefallen? So reden Sie doch, bitte.«
»Nein, nein, ich bin gefallen worden.«
»Bitte was?«
»Ach, vergessen Sie es. Aber Sie können an der richtigen Stelle den Bericht abgeben, dass eine Patientin wohl nicht mehr hierher zurückkehrt.«
»Wie?«
»Man hat sie geholt.« Ich nickte, grinste und ließ den guten Mann stehen.
Es war kein Vergnügen für mich, normal zu gehen. Bei jedem Schritt spürte ich meine Verletzung. Von ihr aus zog ein Stechen durch meinen Körper, und ich hoffte stark, dass sich die Wunde nicht geöffnet hatte.
Hinter mir klangen Schritte auf. Als ich den Kopf drehte, sah ich den Pfleger auf mich zukommen. Es war für ihn keine Kunst, mich einzuholen. Er atmete schnell, als er mich erreicht hatte.
»Hören Sie, wie ist das passiert?«
»Jemand hat eine Patientin entführt oder geholt.«
»Einfach so?«
»Ja.«
»Und was war mit Ihnen? Wollten Sie das nicht?«
»So ähnlich. Ich war den Entführern wohl als Zeuge nicht genehm. Da haben sie mich zu Boden gestoßen. Das ist alles gewesen.«
»Das kann ich ja melden.«
»Klar. Passiert hier so etwas öfter?«
»Nein, das habe ich noch nie gehört. Aber gut, dass es mit Ihnen einen Zeugen gegeben hat.«
Der Pfleger ließ mich allein. Ich schaute ihm nachdenklich nach. Allmählich wurde der Fall kompliziert. Ich dachte daran, dass hinter dieser Person mit dem Namen Lilo eine Organisation stecken musste. Die Frau handelte nicht auf eigene Faust. Sie war scharf darauf, noch weitere Verbündete zu rekrutieren, und ich stellte mir die Frage, ob sie jetzt genug hatte, zumindest vorläufig.
Ich spürte den leichten Magendruck und wusste, dass ich ziemlich allein auf weiter Flur stand.
Lilo hatte es geschafft und sich eine weitere Verbündete geholt, und ich fragte mich, ob die Dinge
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