1767 - Teufelsmädchen
geworden, brauchte selbst Hilfe und konnte froh sein, dass sich jemand um sie gekümmert hatte.
Das war ausgerechnet Matthias gewesen, der junge Mann, in dem das absolut Böse wohnte, was ihm Luzifer persönlich eingegeben hatte. Er hatte sie mitgenommen, und ich wusste nicht, ob er auch in der Lage war, Justine wieder zu der zu machen, die sie mal gewesen war. Eine fast unbesiegbare Vampirin.
Ich versuchte schon seit Wochen, eine Spur der Cavallo zu finden, hatte aber immer wieder Fehlschläge erlitten.
In diesem Fall drehten sich meine Gedanken von der Cavallo weg. Ich kümmerte mich um ein neues Thema. Da ging es um die bevorstehende Nacht. Wie würde sie verlaufen? Völlig normal und ohne Stress – oder würden Lilo und möglicherweise auch andere Personen in die Klinik eindringen, um sich Blut zu holen? Es war nicht schwierig, sich hier zu verstecken, denn viel Personal gab es nicht. Nachtwachen waren zu umgehen, und auch die Anmeldung unten würde kein Problem sein.
Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker festigte sich in mir das Gefühl, dass diese Klinik für Lilo und ihre Verbündeten als Nahrungsreservoir perfekt war.
Es war schon komisch, aber der Gedanke wollte mich einfach nicht loslassen, und ich war allein, was ins Auge gehen konnte. Deshalb kam mir ein bestimmter Gedanke.
Ich brauchte nicht allein zu bleiben. Ein Anruf sollte ausreichen, um jemanden herzuholen, ich dachte natürlich an Suko. Er sollte kommen und sich, wenn er Lust hatte, in das zweite Bett bei mir im Zimmer legen. Wie ich ihn kannte, würde er das aber nicht tun.
Um diese Zeit befand er sich noch im Büro. Genau da rief ich auch an, und zwar unsere Durchwahl.
»He, du bist es. Das war Gedankenübertragung.«
»Wieso?«
»Ich hatte vor, dich anzurufen.«
»Das hat sich ja erledigt. Mal eine Frage, Suko. Hast du am Abend und in der Nacht etwas vor?«
Er schaltete schnell, aber zuvor lachte er. »Ja, ich weiß, was du willst.«
»Was denn?«
»Du willst, dass ich zu dir komme.«
»Genau.«
»Und warum? Soll ich dir ein Schlaflied singen?«
»Nein, das nicht. Ich hätte mir außerdem die Ohren zugehalten. Du sollst mit mir zusammen die Augen weit aufhalten auf der Suche nach den Halbvampiren.«
»Nein!«, flüsterte Suko überrascht.
»Doch.«
»Und wie ist das losgegangen? Komm, erzähl schon. Das ist doch kein Spaß – oder?«
»Das ist es nicht.« Ich kam nach dieser Antwort sofort zur Sache und berichtete Suko, was mir in dieser Klinik widerfahren war. Er hörte ruhig zu. Erst als ich nichts mehr sagte, gab er seine Antwort.
»Das ist mal wieder typisch für dich. Egal, wo man dich hinschickt, die andere Seite ist schon da.«
»Stimmt. Das ist mein Schicksal. Ich kann nichts dafür.«
»Aber jetzt ist die Klinik leer«, sagte Suko.
»Das stimmt, ich kann mir allerdings vorstellen, dass die andere Seite es erneut versucht. Hier sind die Bedingungen ideal. Sie können sich über die Patienten hermachen und ihnen das Blut rauben. Bessere Gelegenheiten gibt es für sie kaum.«
»Aber sicher ist es nicht?«
»Genau. Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Wenn es wirklich passiert, könnte ich eine Unterstützung gut gebrauchen.«
»Ja, ja, das ist kein Thema. Ich werde mich gleich in den BMW setzen.« Er musste lachen. »Wieder mal, Alter. Wieder mal hat es dich erwischt. Das ist ein Wahnsinn.«
»Ich kann es nicht ändern.«
»Gut, ich werde nur Shao kurz anrufen und ihr sagen, welche Nacht mir bevorsteht.«
»Ja, tu das.«
»Halt dich tapfer.«
»Werde ich versuchen. Ach so, noch etwas. Es kann auch sein, dass ich mich geirrt habe und nichts mehr passiert.«
Suko lachte. »Wenn das eintritt, werde ich mich in deinem Zimmer zur Ruhe betten.«
»Das kannst du mit ruhigem Gewissen tun...«
***
Erst die Fahrt mit dem Auto, dann das Versteck!
Gina hatte nicht alles so klar und deutlich mitbekommen, die Dinge waren einfach zu schnell an ihr vorbeigegangen, aber sie war noch in der Lage festzustellen, wo sie sich befand.
In einem Wohnmobil!
Wo es parkte, wusste sie nicht. Sie hatte während der Fluchtfahrt nicht darauf geachtet, aber sie waren zu viert gefahren.
Gina wusste nicht, wie sie ihren Zustand beschreiben sollte. Sie fühlte sich ziemlich kaputt. Ausgepowert, am Rande ihrer Kraft. Ihr fehlte das Blut, das Lilo aus ihren Wunden geschleckt hatte. Sie hatte sich auch davor gefürchtet, dass diese beiden Glatzköpfe sich ebenfalls an ihrem Lebenssaft laben wollten, was zum Glück nicht
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