1767 - Teufelsmädchen
zwischen den Zimmertüren standen.
Heller war es dort, wo sich die Schwestern aufhielten. Es war eine Station in der Mitte des Flurs. Dort saßen sie dann in einem Raum, der wegen der Glasscheibe einsehbar war.
Ich schaute nach links. Nur ein paar Schritte entfernt befand sich die Stationstür. Sie trennte praktisch einen Trakt vom anderen. Zwischen den beiden gab es eine Ruhezone, man konnte auch von einer Sitzecke für Patienten und Besucher sprechen. Eine große Glaswand schirmte sie nach außen hin ab. Mein Blick glitt durch die Scheibe in die Dunkelheit hinein, die nur von wenigen Lichtern erhellt wurde, denn hier befanden wir uns nicht in London, sondern mehr auf dem Land.
Ich setzte meinen Weg fort. Schritt für Schritt, dabei achtete ich auf die Reaktion meiner Wunde, aber da tat sich nichts. Sie biss nicht, sie brach nicht auf. Ich merkte wohl ein leichtes Ziehen, das war aber alles.
Die Tür öffnete sich vor mir automatisch. Auch gut. So ging ich ins Freie. Ich sah den Weg zu den Aufzügen an der rechten Seite, aber auch nach vorn in die andere Hälfte dieser Etage. Auch ein Gang. Die Tür dazu stand offen. Es brannte nur ein spärliches Licht, und es war nicht der leiseste Laut zu hören. Mitternacht war noch nicht erreicht, aber es würde nicht mehr lange dauern. Ich wollte die Tageswende auch erleben, aber vor dem Fenster zwischen den Stationen und der Sitzecke.
Hier brannte kein Licht. Hätte ich keinen Bademantel getragen, ich hätte voll und ganz mit der Dunkelheit verschmelzen können. So aber war ich noch immer sichtbar.
Bei Tag war der Ausblick bestimmt interessanter, in der Dunkelheit war nicht viel zu sehen, zudem kannte ich mich hier nicht aus, ich wusste nicht, was die wenigen Lichter, die ich zu sehen bekam, anleuchteten.
Hier oben war es still. Deshalb konnte man auch leise Geräusche nicht überhören.
Ich zuckte leicht zusammen, runzelte dann die Stirn und drehte den Kopf vom Fenster weg, weil das Geräusch von der gegenüberliegenden Seite gekommen war.
Dort befand sich der Aufzug!
War jemand gekommen?
Ich verhielt mich so still wie möglich, stand neben dem einen Fenster an der Wand und konzentrierte mich auf den Fahrstuhl.
Ja, er hatte gehalten.
Die Tür öffnete sich, Lichtschein fiel in den Flur, und mit dem Lichtschein verließ eine Gestalt den Lift, die kurz stehen blieb, sich umschaute und dann vorging.
Ich hatte schon vorgehabt, sie anzusprechen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Es konnte meine Erfahrung sein, aber auch das Benehmen der Gestalt war für mich nicht normal, denn sie ging mit sehr vorsichtigen Schritten und machte den Eindruck einer Person, die nicht wollte, dass man sie sah.
Wo lag ihr Ziel?
Das war der Gang, den sie ansteuerte. Mich hatte sie nicht entdeckt und sie drehte auch nicht ihren Kopf in meine Richtung. Dafür kam sie etwas näher an mich heran, sodass ich sie besser erkennen konnte.
Es war eine Frau!
Sie trug einen langen Mantel, dessen Material leicht glänzte. Beim Gehen raschelte es, und sie setzte ihre Schritte recht vorsichtig, aber auch bestimmt.
Für mich war sie keine normale Besucherin. Die wäre normal gegangen, sie aber schlich weiter. Niemand sollte sie hören und sehen, und ich stellte fest, dass ihr Mantel oder langes Kleid aus einem schwarzen Stoff bestand.
Dieser Besuch war nicht normal, das stand für mich fest. Wer, zum Henker, schlich sich in der Nacht in ein Krankenhaus, um einen Besuch zu machen?
Oder auch nicht. Vielleicht gehörte sie zum Personal, und ich hatte mich geirrt...
So richtig konnte ich daran nicht glauben und nahm mir vor, die Person unter Kontrolle zu halten. Sie ging an mir vorbei. Zwar hatte sie kurz nach links geschaut und die Scheibe mit ihrem Blick gestreift, aber mich hatte sie nicht gesehen.
Sie ging weiter, und ich schaute jetzt auf ihren Rücken. Noch ein paar wenige Schritte, und sie betrat den Flur, der auch noch zu dieser Station gehörte.
Sie ging in ihn hinein, aber nicht sehr weit, denn wenig später verschwand sie in einer Nische und war nicht mehr zu sehen.
Ich blieb zurück. Das Jagdfieber war wieder in mir erwacht, und ich bereute es jetzt, die Frau nicht angesprochen zu haben.
Ich ließ etwas Zeit verstreichen. Nachdem eine Minute vorbei war und sich nichts getan hatte, reagierte ich. Allerdings ging ich nicht zurück in mein Zimmer, ich war jetzt schon sehr neugierig geworden und wollte wissen, was mit der Frau passiert war.
Sie kam mir unheimlich vor. So verhielt
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