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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß es sich nicht besser hätte ergeben können.
     
    *
     
    Die ersten Worte, die sich in Gedeons Geist eingebrannt hatten, lauteten: Maschtaren sehen alles!
    Gedeons am weitesten zurückreichende Erinnerung war die an ein häßliches Gesicht über sich, das sich dunkel verfärbte und dann mit weit aus dem Maul gestreckter Zunge erstarrte und aus seinem Blickfeld verschwand. Das Häßliche wurde vom gütigen Antlitz Logids ersetzt, das ihm die Angst nahm und ihn beruhigte.
    Bald darauf war er nestrein geworden, hatte schnell sprechen und die Zusammenhänge der einzelnen Worte zu einem Ganzen herzustellen gelernt. Von dem Fassy, der gelegentlich kam, um seine Zelle in Ordnung zu bringen, erfuhr er die Bedeutung dieser alptraumhaften Erinnerung, nämlich daß Logid Gedeons früheren Betreuer erwürgt hatte. Das machte ihn zu einer angsteinflößenden Figur für die Fassys, sorgte gleichzeitig aber auch dafür, daß Gedeon fortan bevorzugt behandelt wurde.
    Bis zu seinem vierten Lebensjahr machte Gedeon eine rasante Entwicklung in wohlbehüteter Umgebung durch. Logids Schirmherrschaft sorgte aber auch dafür, daß andere Zöglinge ihn mieden, so daß er zum Einzelgänger wurde.
    Nachts geschah jedoch etwas, das die Weichen für die Entwicklung von Gedeons nächstem Lebensabschnitt stellte. Gedeon wurde durch einen schmerzhaften Schlag geweckt. Als er die Augen öffnete, merkte er, daß sie ihm durch eine Binde verschlossen worden waren. Und wieder durchzuckte ein schmerzhafter Schlag seinen Schädel, sein Gehirn schien in Flammen zu stehen.
    Er konnte seine Glieder nicht bewegen, sie waren gefesselt. Er konnte nicht einmal schreien, denn etwas Dickes, Weiches, das zuckte und näßte, verschloß ihm den Mund. Und während Schlag um Schlag sein Nervenzentrum traf, sprach eine verstellte Stimme zu ihm.
    „Ich dein Herr... bestrafe dich für Ungehorsam... Von nun an wirst du jenem dienen, den ich dir als Herrn und Meister schicke... Wenn er dir befiehlt, das Tier, das deinen Mund verschließt, zu fressen wie ein Fassy, dann wirst du gehorchen... Du wirst ihm Hände und Füße lecken - und was er dir sonst befiehlt... denn dies ist mein Wille..."
    So und ähnlich sprach die unnatürlich klingende Stimme in seinem Alptraum. Selbst als die Elektroschocks aufhörten und die Stimme verstummte, litt Gedeon den Rest der Nacht unsägliche Qualen. Am Morgen fand ihn der Fassy gefesselt vor, den Mund mit dem lebenden Knebel verstopft, der inzwischen tot war.
    Der Fassy hatte solche Angst vor Logid, daß er ihm den Vorfall meldete, trotz Gedeons ausdrücklichem Verbot. Am folgenden Abend bestellte Logid seinen Schützling in den Lehrsaal und befahl Gedeon, ihm zu folgen und sich den Weg gut einzuprägen. Es ging kreuz und quer durch kaum benutzte und unbewachte Korridore des West-Flügels der Schule, immer weiter in die Höhe, bis sie die oberste Etage erreicht hatten. Es war ziemlich zugig hier und still und einsam.
    Logid öffnete auf umständlich wirkende Weise ein nicht als solches zu erkennendes Schott unter einem Belüftungsgitter. Dabei trug er Gedeon auf, sich jeden Handgriff genau zu merken.
    Nachdem der Pooker Gedeon in ein finsteres Loch hinter dem Schott gesteckt hatte, sagte er zu ihm, daß er sich auch in den folgenden Nächten hier vor seinen Peinigern verstecken solle, bis er diese aus eigener Kraft entlarvt, sich an ihnen gerächt und Ruhe vor ihnen habe. Und daß er, wenn alles vorüber wäre, dieses Versteck wieder vergessen solle und danach nie wieder hierherkommen dürfe.
    Gedeon versprach es. Doch die Situation verleitete ihn dazu, dieses Versprechen zu brechen. Er kam in vielen der folgenden Nächte hierher, um seinen Peinigem zu entgehen.
    Weil er keinen Schlaf finden konnte, begann er das finstere Versteck zu erforschen. Es entpuppte sich als senkrechter Schacht mit einem nach allen Seiten hin verzweigten Rohrsystem.
    Ein steter Luftstrom wehte, und er wurde stärker, je höher Gedeon den Schacht erklomm.
    Hier wimmelte es auch von jener Art von Schädlingen, mit dem seine Peiniger ihn geknebelt hatten. Man fand sie überall in der Schule, obwohl die Fassys Gift streuten, Fallen aufstellten und ständig Jagd auf sie machten. Jetzt wußte Gedeon, woher dieses Ungeziefer kam.
    Aber er wußte nicht, wohin der scheinbar endlose Schacht führte. Er kletterte jede Nacht ein Stück höher, ohne jedoch an ein Ende zu kommen. Erst in der zehnten Nacht, die nach einer mühevollen Kletterei beinahe halb herum war,

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