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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichte er endlich das Ende des Schachts. Seine Enttäuschung war groß, daß das so ersehnte Ziel scheinbar keine Geheimnisse barg.
    Der Schacht verbreiterte sich zu einem kreisrunden Raum mit einem umlaufenden Steg und einer Leiter, die in doppelter Körperhöhe zu einem ebenfalls umlaufenden Gitter führte. Gedeons erster Enttäuschung folgte die überraschende Erkenntnis, daß die Luft hier oben warm und würzig war - von Düften durchsetzt, wie sie sein feiner Geruchssinn noch nie gefiltert hatte. Es waren tausend verschiedene Düfte, die sich zu einer einzigen berauschenden Komposition vereinigten.
    Neugierig geworden, Woher diese Duftwolke kam, erklomm er die Steigleiter, bis er durch das Gitter spähen konnte. Aber wieder war die Enttäuschung groß, als er zuerst nur ein Geflecht aus knorrigen, verschieden dicken Strünken ausmachen konnte. Aber durch die Lücken in diesem verschlungenen Netzwerk sah er Lichter blinzeln. Sie zogen den kleinen Zögling wie magisch an, schienen ihn zu hypnotisieren.
    Erst die Angst, zu spät in seine Zelle zurückzukehren, riß ihn von dem Anblick los und veranlaßte ihn zum Abstieg.
    Obwohl ihn das Gesehene - oder das, was er nicht gesehen, sondern bloß erahnt hatte - nicht losließ, beschloß er, die folgende Nacht in seiner Zelle zu bleiben. Dies nicht aus eigenem Entschluß, sondern der Anfrage Logids zufolge, ob er denn sein Problem gelöst habe. Aus Scham bejahte Gedeon, und er war froh, daß Logid ihn nicht nach Einzelheiten fragte.
    In dieser Nacht war ihm Ruhe beschieden. Sein Peiniger, dessen Identität er nie herausgefunden hatte, belästigte ihn nie mehr.
    Gedeon blieb dem Schacht wegen Logids Verbot schweren Herzens fortan fern. Aber der geheimnisvolle Anblick durch das Gitter, die berauschenden Düfte, beschäftigten ihn weiterhin.
    Nach fünf Zehnern war dieses Erlebnis allmählich in Vergessenheit geraten. Während einer Schulstunde, die er wegen einer fiebrigen Erkrankung in seiner neuen, größeren Zelle über sich ergehen ließ, wurde er jedoch nachdrücklich daran erinnert.
     
    *
     
    Gedeon war wegen seiner Lernerfolge in die nächsthöhere Klasse aufgestiegen und hatte eine geräumigere Zelle zugeteilt bekommen, wie sie eigentlich nur Sechsjährigen zustand. Er besaß nun sogar einen eigenen Computer und wurde von einem Silbernen statt eines Fassys betreut.
    Klarerweise entsprach auch der Lehrstoff dem der höheren Klasse - die trennende Kluft in seinem Wissensstand hatte er im Schnellverfahren überbrückt.
    Nun erhielt er zum erstenmal bewegte, originale Bilder aus Gomasch Endreddes Universum geliefert, die das pulsierende Leben in Hirdobaan dokumentierten.
    Er sah die Flotten der Fermyyd, diese überregionale Schutztruppe und Sondereinheiten Gomasch Endreddes, durch das All fliegen. Glitt mit bewegter Kamera durchs Innere ihrer Raumschiffe, von denen jene, in denen die Fermyyd ihre Aufzucht betrieben, angeordnet waren wie mancher subplanetarer Bau von Tieren.
    Er lernte auch die anderen Völker von Hirdobaan in Bild und Ton kennen, deren Anatomie, spezifische Eigenheiten, Lebensgewohnheiten und Status. Die kleinen, amorphen Stelzmakalies, die den Nachteil ihrer geringen Größe an Bord ihrer Schiffe durch Hilfsgegenstände wie Haken, Ösen, Stangen und dergleichen zur Fortbewegung ausglichen. Die Patruskee mit ihrem Sektentum, das auf verschrobenen Ansichten und verzerrten philosophischen Perspektiven basierte und ihnen den Ruf von Predigern einbrachte; die Nischdrich; und die Sourvants, die in unzertrennlichen Rudeln lebten; die eigensinnigen und einzelgängerischen Stuuhr; und schließlich die Vakuta, die nach den Hamamesch die wohl bedeutendste Volksgruppe in Hirdobaan waren, weil sie die Grenzländerstationen betreuten, die wichtigsten Bindeglieder zwischen den Hamamesch der streng voneinander isolierten Oktanten.
    Gedeon bekam auch Bilder vom Leben auf den Residenzwelten der Handelsfürsten geliefert, etwa am Beispiel von Clorech, der Hauptwelt des Ammach-Oktanten. Ihn schwindelte von der Fülle des lebensnahen Materials, das auf ihn einströmte - und er saugte alles kritiklos in sich auf, ohne sich zu bemühen, die Zusammenhänge zu begreifen, die hinter diesen Bildern steckten. Das hatte Zeit für später. Zuerst wollte er sich berauschen.
    Er ließ fasziniert das nächtliche Treiben von Rassund auf sich einwirken. Bewunderte die vielen tropischen Parks und die Silhouetten der eindrucksvollen Hochhäuser vor dem Sternenhimmel.
    Was für ein

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