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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hatte. Die Erinnerung sorgte dafür, dass Drax’ Nackenhaar sich aufrichtete, und die Braxton ihre Unterlippe zernagte. Endlich schwamm eine der beiden Quallen näher heran.
    Ein schaumiger, von unzähligen Bläschen durchsetzter Wasserstrahl schoss aus ihrem vorderen Schlund – eine Bremsfontäne. Der Quallenkörper berührte das Schlauchboot, und unwillkürlich wichen Vogler und Clarice zurück. Das milchige Gewebe des Gebildes pulsierte und zog sich zusammen, sodass seine Färbung und Transparenz sich veränderte – sein Grün wurde dunkler, und nur noch verschwommen sah man die Konturen der beiden Insassen.
    Knapp sechs Meter lang war die Qualle und etwa drei Meter breit. Sie dehnte sich wieder ein wenig aus und erhob sich schließlich ungefähr anderthalb Meter über den Wasserspiegel. Zwei Drittel ihres Körpers befanden sich unterhalb der Wasserlinie.
    Matt Drax und seine marsianischen Gefährten konnten beobachten, wie die beiden Hydriten im Inneren der Qualle sich von etwas erhoben, das an Sessel erinnerte.
    Kaum machten die Fischmenschen Anstalten, sich in die Mitte des Hohlkörpers zu bewegen, da verschmolzen die sesselartigen Formen mit dem Quallengewebe und verschwanden, als hätte es sie nie gegeben.
    »Wie um alles auf dem Mars kommen sie da heraus?«, flüsterte Clarice.
    »Wart’s ab«, sagte Matt.
    Auf dem Quallenrücken runzelte sich das Hautgewebe. Etwas wie ein Wulst wuchs an dieser Stelle, spaltete sich zu einem ovalen Ring, und dann sah es aus, als würden sich die Lippen eines großen Fischmauls langsam und schmatzend öffnen. Eine Öffnung entstand zwischen den beiden Wülsten.
    Nacheinander kletterten zwei Hydriten aus der Qualle, etwa anderthalb Meter große Wesen mit schuppiger, türkisfarben bis silbrig-blau schimmernder Haut, Schwimmhäuten zwischen Zehen und Fingern und Flossenkämmen auf den großen dreieckigen Schädeln.
    Sie waren mit braunen, von Schnitzereien bedeckten Bauch- und Brustplatten aus Krebs- oder Hummerpanzern bekleidet und trugen etwas wie schmale rote Tücher um die Hüften.
    Einer, der einen gelblichen Schädelflossenkamm hatte, öffnete den Mund und stieß ein paar Knack- und Schnarrlaute aus. Aus einem Grund, den Drax vermutlich nie ganz würde nachvollziehen können, verstand er genau, was der Hydrit sagte: »Ich bin Hog’tar aus Torkur«, sagte er, »und das ist mein Gefährte Xop’tul. Wir grüßen Maddrax, den Freund und Gefährten Quart’ols. Wer aber sind die beiden bei dir im Boot, Maddrax?«
    Matt stutzte – und dann dämmerte es ihm: Er kannte diese Hydriten! Lange war es her; vier Jahre, oder schon fünf? Damals waren sie für ihn vom Kratersee bis in die Nordsee gereist, um einen Hilferuf an Quart’ol, seinen hydritischen Freund, zu überbringen. Daraufhin brachte Quart’ol Rulfan und den Dave McKenzie aus London samt Ausrüstung zu ihm an den Kratersee.
    »Das sind meine Freunde«, sagte Drax laut, damit seine Begleiter mithören konnten. Die Hydriten lasen aus seinen Gedanken, was er zu sagen hatten.
    »Wir wundern uns sehr, dich hier auf diesem Meer zu finden«, sagte Hog’tar nach einer Pause. »Nach allem, was wir von Quart’ol wissen, ist Maddrax im Weltall verschollen.«
    »Ja, das war ich. Und nicht nur im All, auch in der Zeit. Doch nun bin ich zurückgekehrt, und glaubt mir: Es war ein langer Weg zurück zur Erde…«
    ***
    Er liebte es, morgens über einen Hinterausgang den Palast zu verlassen, allein, und durch die Gassen von Uruk zu streifen. Er verhüllte seinen Kopf und die langen Zöpfe seines Bartes mit einem schwarzen Tuch und trug ein nur mäßig verziertes Gewand, so wie es die meisten der Tuchhändler unter den Marktarkaden zu tragen pflegten. Er schlenderte dann entlang der Arkaden und über den Marktplatz, begutachtete die Auslagen der Fischhändler, der Tuchhändler, der Schmiede, der Jäger und der Ackerbauern aus dem Umland. Manchmal blieb er vor den offenen Hallen stehen, wo die Esel und die Kamele zum Kauf angeboten wurden, und belauschte die Verhandlungen zwischen den Züchtern und den Käufern. Hin und wieder, wenn ein Tier ihm besonders gut gefiel, kam es vor, dass er selbst in die Verhandlungen eingriff und um einen Esel oder ein Kamel zu feilschen begann.
    Zweimal in seinem langen Leben war es vorgekommen, dass sie ihn erkannten. Stoisch hatte er beide Male den Menschenauflauf und die Segensrufe des Volkes über sich ergehen lassen. Sie verehrten ihn mit derselben Inbrunst, wie sie ihre Götter verehrten. In

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