Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Menschengeschlecht zu senden. Durch die Große Verdampfung und die folgende Flut arg dezimiert, durch die Schrecken der Katastrophe für neue Gedanken empfänglich und durch die Mühen und Plagen des Wiederaufbaus demütig geworden, mag dieses kriegerische Geschlecht vielleicht doch den einen oder anderen Eid’on hervorgebracht haben. Der Geheime Rat jedenfalls verspricht sich eine gewisse Chance, unter denen vom Menschengeschlecht Individuen aufzuspüren, deren Geist und Herz empfänglich für die Worte des Großen Gilam’esh sind.
    Nun, wir werden sehen.
    ***
    Am nächsten Morgen versorgten sie Vogler mit Nahrung und Wasser. Als er ihm den Helm wieder verriegelt hatte, erhöhte Matt den Innendruck des Anzuges nur noch leicht. Gegen Mittag reduzierte er den Druck weiter, und kurz vor Sonnenuntergang senkte er ihn bis auf eine Marke knapp über dem Luftdruckwert der Erdatmosphäre ab.
    Clarice Braxton kümmerte sich um den Signalgeber und hockte ansonsten schweigend und sinnierend am Bug des Schlauchbootes. Manchmal stieß sie einen Fluch aus, manchmal rezitierte sie murmelnd einen marsianischen Dichter, um sich Mut zu machen.
    Wenigstens jammerte sie nicht mehr.
    Vogler konzentrierte sich mental darauf, die Hydriten herbeizurufen. Das war anstrengend, und er hielt anfangs kaum eine halbe Stunde durch. Doch je besser er sich in den eingelegten Pausen erholte, desto intensiver widmete er sich der geistigen Aufgabe. Dennoch kam die Nacht, ohne dass ein einziger Fischmensch sich zwischen den Wogen gezeigt hatte.
    Im ersten Morgengrauen versorgte Matt Drax den Gefährten aus den Marswäldern mit Wasser und Nahrung. Sie einigten sich darauf, den Helm nicht mehr zu schließen. Vogler wollte seinen Organismus den irdischen Druckverhältnissen aussetzen.
    Es bekam ihm nicht schlecht: Als die Sonne aufging, schälte er sich aus seinem Schutzanzug, setzte sich an den Bug des Schlauchbootes und versenkte sich in den Anblick des heraufdämmernden Tages. Kurz nach Sonnenaufgang erwachte Clarice und fand einen meditierenden Waldmenschen vor sich im Boot.
    Die Sonne stieg ihrem Zenit entgegen. Heiß brannte sie auf die drei Menschen herab. Die schützten sich vor einem Sonnenstich, indem sie viel tranken und ihre Körper und Köpfe mit den Schutzanzügen oder Leichtmetalldecken aus den Containern bedeckten. Das Sonnendach war während des Shaaka-Angriffs abgerissen und im Meer versunken. Inzwischen »rief«
    Vogler fast ununterbrochen nach den Hydriten.
    Sie kamen so unerwartet, dass Clarice erschrocken aufschrie, und Matt, der mit geschlossenen Augen im Boot lag, hochfuhr und die Marsfrau fragend anschaute.
    Sein Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm, und dann entdeckte auch er zwei vertraute Silhouetten zwischen den Wellen. Zu etwa zwei bis drei Metern schwammen sie oberhalb der Wasserlinie. Was von ihnen zu sehen war, war milchiggrün und ohne bestimmbare Form. Die beiden Körper schienen sich ständig zu verändern.
    »Sind sie das?«, flüsterte Clarice.
    »Ja«, sagte Matt. »Das sind zwei Transportquallen der Hydriten.«
    »Sie benutzen Quallen , um sich fortzubewegen?«
    Vogler staunte.
    »Unter anderem auch Quallen. Diese Tiere sind halbsynthetisch, sie stammen aus den bionetischen Labors der Hydriten.«
    Die beiden Gebilde glitten durch die Wogen und näherten sich dem Schlauchboot. Das geschah sehr langsam, und Matt vermutete, dass ihre Insassen sie in diesen Minuten misstrauisch beäugten. Bald schwammen die Quallen in etwa fünfzehn Metern Entfernung neben dem Schlauchboot her. Deutlich sahen die Menschen jetzt die Umrisse der Gestalten im Inneren der halb durchsichtigen Transportwesen. In beiden Tieren saßen je zwei Hydriten.
    »Ich glaube kaum, dass sie mit nur zwei Quallen gekommen sind«, sagte Matt Drax. »Dafür sind sie viel zu vorsichtig. Irgendwo unter uns manövriert sicher noch einmal ein halbes Dutzend.« Er winkte, doch die Hydriten im Inneren der Quallen reagierten nicht.
    »Ich versuche ihnen zu sagen, dass wir sie herbei gerufen haben, weil wir auf ihre Hilfe angewiesen sind«, sagte Vogler. Mit geschlossenen Augen hockte er auf seinen Fersen und konzentrierte sich.
    »Das ist gut.« Matt hörte nicht auf zu winken. Er selbst bemühte sich, an die beiden Hydriten und deren Namen zu denken, die ihm am nächsten standen: an Quart’ol und an dessen Kollegen Mer’ol.
    Vier oder fünf Mal kreisten die beiden Quallen um das Schlauchboot und die Menschen, so wie es zwei Tage zuvor der Mammuthai getan

Weitere Kostenlose Bücher