177 - Im Reich der Hydriten
Flora und Fauna.
Sie tauchten auf und gingen an Land. Bis auf Proviant, Trinkwasser, ein Messer, ein Feuerzeug und seinen Kombacter überließ Matt Drax den Gefährten sämtliches Material, das sie vom Mars mitgenommen hatten. Sie verabschiedeten sich. Quart’ol und Matt stiegen wieder in die Qualle, tauchten ab und nahmen Kurs auf die Küste des Kontinents.
»Jetzt sind wir allein, Maddrax. Jetzt kann ich mit dir über eine Sache reden, die mir sehr am Herzen liegt.«
»Deswegen also bist du ohne Hog’tar und Xop’tul aufgebrochen?«
»Richtig. Sie sind Schüler und noch lange nicht so weit, in die Reihen der Quan’rill aufgenommen zu werden. Vielleicht werden sie nie so weit kommen.«
»Sie waren sehr erregt, als ich von den Unterwasserstädten erzählte, die vor langer Zeit auf dem Mars errichtet wurden…«
»… und von Wesen, die uns nicht nur ähnelten, sondern auch eine ähnliche Technologie benutzten.«
Quart’ol nickte. »Auch mich hat dein Bericht darüber erschüttert, Maddrax, sehr sogar.«
»Hog’tar und Xop’tul müssen doch irgendetwas darüber wissen, sonst wären sie nicht dermaßen erregt gewesen.«
»Gerüchte, Legenden, uralte Dichtungen. Selbst wir, die Quan’rill, wissen nichts davon, dass unsere Urahnen von einem anderen Planeten stammen. Dein Bericht hat mich außerordentlich aufgewühlt. Er war für mich wie eine Offenbarung. Dass unsere Vorfahren jedoch schon einmal eine Blütezeit ihrer Kultur erlebt haben, das wussten wir. Zumindest innerhalb der Quan’rill-Kaste wird darüber gesprochen.«
»Wer hat dieses Wissen denn überliefert?«
»Du weißt, dass unsere offizielle Geschichtsschreibung vor fast viertausend Jahren mit der Krönung Ei’dons zum unumschränkten Herrscher der Meere beginnt. Er war es, der den Frieden, die Liebe und die Brüderlichkeit als die neue Ethik der Hydriten durchsetzte. Er war es auch, der damit unsere gegenwärtige Kultur einläutete. Wir Quan’rill jedoch wissen, dass ein einzelner Hydrit schwerlich solche gewaltigen Umwälzungen zustande bringen kann.«
»Er stand nicht allein?« Drax horchte auf. »Vermutlich hat er über kluge Berater und eine starke Ordnungsmacht verfügt, oder?«
»Viel mehr«, sagte Quart’ol. »Und jetzt, mein menschlicher Bruder, vertraue ich dir ein Geheimnis an: Es gibt einen Geheimbund unter den Angehörigen der Quan’rill-Kaste – den ›Gilam’esh-Bund‹, wie er sich nennt, und seine dreizehn Mitglieder nennen sich ›Schüler Gilam’eshs‹. Ich gehöre diesem Bund nicht an, noch nicht. Allerdings stehe ich seinem Ersten Meister nahe. Und daher weiß ich, dass diese Schüler Gilam’eshs Kontakt mit Geistwanderern haben, die schon in grauer Vorzeit lebten und in andere Körper überwechseln konnten, um darin weiterzuleben. Es heißt, diese Geistwanderer würden in einer uralten Stadt am Grund des Meeres das Erbe der Erzväter der Hydriten hüten. Und es heißt weiter, zwei dieser Geistwanderer seien vor viertausend Jahren die Lehrer Eid’ons gewesen. Jetzt kennst du das am besten gehütete Geheimnis meines Volkes.«
Eine Zeitlang schwiegen sie. Die Transportqualle tauchte in die Mündung eines Stromes hinein. Quart’ols Eröffnungen überraschten Drax nicht wirklich. Dazu lag es für ihn viel zu offen auf der Hand, dass die Hydritenkultur auf dem Fundament der Hydreezivilisation ruhte. »Diese geheimnisvollen Geistwanderer sind also das Verbindungsglied zwischen den heutigen Hydriten und den untergegangenen Hydree«, sagte er nachdenklich.
»Ja. Und mit den Jahrhunderten floss über diesen Kanal alles Wissen, alle Weisheit, alle Technik unserer Urahnen in unsere Kultur ein.«
Es wurde heller außerhalb der Transportqualle. Sie tauchte der Wasseroberfläche entgegen. »Behandle deine Erfahrung und meine Erzählung als Geheimnis, Maddrax, ich bitte dich. Du darfst vorläufig mit niemandem darüber sprechen. Ich verlasse mich auf dich.«
»Ich werde schweigen, versprochen.«
»Ich habe Boten ausgeschickt, um die Quan’rill zu einer Ratsversammlung zusammen zu holen. Dort will ich berichten, was du erlebt hast. Damit ich exakt berichten kann, bitte ich dich, mir noch einmal Zugang zu deinem Geist und deinen Erinnerungen zu gestatten, Maddrax. Jede Einzelheit ist wichtig…«
***
Epilog
Er nannte sich Elijahu und war einer der sieben Priester, die gewöhnlich vor der Sänfte mit dem Heiligtum marschierten und die Posaunen bliesen. Elijahu war der oberste der Priester.
Die Stadt lag in einer
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