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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Siebzehnten Großen Pozai’dons, die er im eintausendneunhundertfünften Umlauf nach der Großen Verdampfung dem Wahren Buch der Chroniken hinzufügte.
    Die Heiterkeit und die Milde der Schöpfer sei mit euch allen, die ihr übrig geblieben sein werdet, wenn man dieses Buch der Chroniken einst wieder aufschlagen wird; und man wird es wieder aufschlagen, davon sind wir überzeugt. Und vielleicht wird man ihm sogar wieder Aufzeichnungen hinzufügen. Mir aber erzittert die Seele, während ich dies aufzeichne, denn dies wird der letzte Eintrag sein, den wir dem Buch der Chroniken von Gilam’esh’gad hinzufügen.
    Sie haben sich in der Großen Nacht der Barbarei verirrt und vergessen, wer sie einmal waren, die Hydritenbrüder und -schwestern, die sich einst Hydree nannten. Und das ist gut so. Vergessen haben sie ihre Herkunft und ihren ursprünglichen Namen, vergessen, wie man einen Reitfisch bionetisch verändert, einen Kombacter oder eine Wohnkuppel baut, vergessen sogar, wie man die Zellen der Weißkoralle zum Leuchten bringt. Ja, Barbaren sind sie geworden, nicht viel besser als die wilden Raubfische in den Tiefen der Erdmeere, gegen die sie mit ihren primitiven, dreispitzigen Spießen kämpfen.
    Wir, die Weisen von Gilam’esh’gad, die Hüter der Worte des Großen Weltenwanderers und die Bewahrer der Wissenschaft unserer Urväter und Urmütter vom Rotgrund, mischen uns längst nicht mehr unter ihre Schwärme und Rotten. Dreißig Beobachter jedoch sind ständig in den Ozeanen dieser Welt unterwegs, um die Entwicklung unserer wilden Brüder und Schwestern im Auge zu behalten. Irgendwann wird einer von ihnen einen Eid’on entdecken, ihn beschützen und ihm die Lehren des Großen Gilam’esh und die Weisheit und Wissenschaft der Urväter und -mütter nahe bringen.
    Irgendwann, wenn die Zeit reif ist.
    Anders verhält es sich mit denen unter uns, die sich vorgenommen haben, das Menschengeschlecht zu beobachten. Es ist kriegerisch und böse, und es scheint, als würde es von Umlauf zu Umlauf noch kriegerischer und böser. Und dennoch finden sich immer wieder einzelne Individuen, die ihren Geist unserer Weisheit öffnen. Inzwischen mögen es zehn oder zwölf Geistwanderer sein, die auf dem Festgrund in Menschengestalt unterwegs sind. Genaue Zahlen kennen wir nicht, und nur wenige dieser Lehrer des Menschengeschlechts stehen in regelmäßigem Kontakt zu den Beobachtern an den Küsten und Stromufern.
    Klagen muss ich über eine Entwicklung, die ich nur ungern in dieses Buch der Chroniken einfüge. Es gab Lehrer, die trotz ihrer Menschengestalt in Liebe zu einem Beobachter entbrannten. Die meisten unserer Lehrer sind männlichen Geschlechts und wandeln in männlicher Menschengestalt unter den kriegerischen Festgründlern.
    In Fällen, wo es sich bei dem Beobachter um eine Mutter handelte, kam es zu Liebesbeziehungen, ja sogar zu Geburten.
    Der Geheime Rat, solange er im Amt war, missbilligte diese Beziehungen, so wie ich auch. Offenbar jedoch hat sie ihre Reize, und offenbar sprachen diese Reize sich unter den Beobachtern herum, sodass auch männliche Beobachter weibliche Menschen verführten und beschliefen und weibliche Beobachter sich auch von männlichen Menschen begatten ließen, die keine Geistwanderer in Menschengestalt waren, sondern weiter nichts als kriegerische, teilweise barbarische Menschenmänner.
    Die Wahrheit ist bitter, aber sie muss ausgesprochen werden: Viele unberufene Beobachter zog es an die Küsten einzig und allein aus dem Grund, eine Menschenfrau zu begatten oder sich von einem Menschenmann begatten zu lassen. Sogar Geistwanderer gab es, die es nicht verstanden, beides zu bezähmen!
    Die Festgründler selbst waren es, die diesem unwürdigen Treiben ein Ende setzten. Sie benutzten ihre Weiber als Lockmittel, um in Lust entbrannte Beobachter zu fangen und zu töten. Nicht wenige der Schüler Gilam’esh gelangten auf diese verhängnisvolle Weise in die Töpfe und auf die Bratspieße derer aus dem Menschengeschlecht. Allein in den letzten zehn Umläufen sind uns über fünfhundert Fälle bekannt geworden, in denen Beobachter von Menschen erschlagen wurden.
    Jetzt hat die Furcht vor der kriegerischen und gewalttätigen Rasse der Festgründler geschafft, was unsere Erziehung und die Weisheit unserer Vorväter nicht vermochten: Man hält sich von den Menschen und Siedlungsgebieten fern. Nur Hydriten mit lauteren Motiven und mit ausgeprägtem Pflichtgefühl wagen sich noch an die Küsten und Stromufer.

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