1770 - Endreddes Gesetz
das hellblaue Feld begab ich mich zurück nach Schrett. Ich suchte mir eine Stelle abseits des Gedränges. Dort verlor ich das Bewußtsein.
Nach 13:01 Stunden der spurlosen Abwesenheit kam ich wieder zu mir. Alles wie gehabt; ich nahm meine Armbanduhr an mich und kehrte durch das dunkelrote Feld nach Zonder-Myry zurück.
Genau wie beim ersten Mal setzte ich mit meiner Suche in den Kantinen an. Drei hatte ich schon hinter mir, als ich ins Freie trat und zischende Geräusche vernahm.
Hinter dem Fernkarussell.
Das waren Schüsse. Strahlerschüsse, um genau zu sein.
Ich ahnte sofort, daß etwas nicht in Ordnung war Trotz der Müdigkeit in allen Gliedern, trotz der hohen Schwerkraft von 1,2 ghastete ich durch den nachgiebigen Wüstensand.
Über der farbigen Scheibe hing eine Wolke von Blau- und Silberoperatoren. Es waren mindestens fünfzig. Und von einem Platz hinter einer Wanderdüne, meinem Blick entzogen, stieg eine feine schwarze Wolke aus Rauchfäden auf.
Die Operatoren bewegten sich. Sie drifteten langsam auseinander und flogen in alle möglichen Richtungen fort. Wenige Sekunden später befand sich von ihnen kein einziger mehr an Ort und Stelle.
Aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutet das, daß das betreffende Ereignis bereits vorüber ist. Was sich auch dahinter verbergen mag: Du kommst zu spät, Arkonide.
Ich beschleunigte meine Schritte, soweit das noch möglich war. Mit pfeifendem Atem stolperte ich zum Kamm der Düne - und sah im Tal dahinter zwei Menschen knien.
Nein, einer kniete nur, ein rothaariger Mann mit Stiernacken und Bauchansatz; die andere Person lag im Sand.
Alles vorbei! So wie angekündigt.
Die kniende Person hob langsam den Kopf.
Es war Reginald Bull. Ich verspürte eine unsagbare Erleichterung, ihn unversehrt zu sehen.
Ein paar Meter weiter sah ich einen kleinen Krater im Boden. Etwas mußte hier explodiert sein, allerdings mit nicht allzu großer Sprengwirkung. Man konnte es auch daran sehen, daß die nahe gelegene Sandburg der Eleaina nicht beschädigt war.
Mit langsamen Schritten bewegte ich mich über den nachgebenden Dünensand hinunter.
Die liegende Gestalt bewegte sich nicht. Es war der Körper einer dunkelhaarigen Frau.
Ihr Körper wies so starke Brandwunden, ja regelrechte Verkohlungen auf, daß sie nicht mehr am Leben sein konnte. Von ihrem dampfenden Leib stiegen die Rauchfäden auf.
Wenn man so alt wird wie ich, ist man mit dem Tod in all seinen Erscheinungsformen vertraut. Aber in diesem Fall war es eine sehr junge Frau. Und Bull hielt mit großer seelischer Erschütterung ihre Hände fest, als könnte er überhaupt nicht verstehen, was passiert war.
Ich kniete mich vor beide hin.
„Hallo, Bully ..."
Das breite Gesicht des anderen verzog sich fassungslos. Die Augen wurden groß; wahrscheinlich hatte er mit so ungefähr jedem gerechnet, aber nicht mit mir.
„Atlan? Das ist doch wohl ... Verdammt, was machst du hier?"
Ich schüttelte den Kopf. „Später, Bully. Sind wir in Gefahr?"
„Nein. Ich glaube nicht."
Das Gesicht der Frau kannte ich von irgendwoher. Da ich über ein photographisches Gedächtnis verfüge, ist in diesen Dingen kein Irrtum möglich. Ich hatte sie mindestens einmal gesehen, sie gehörte zur Besatzung von Reginald Bulls CIMARRON.
Ihr Name lautete Indra Priatar Jonos.
4.
So sieht es aus in Endreddes Bezirk. Der Göttliche bedeckte die Levels mit robotischen Anlagen von gewaltiger Ausdehnung. Er schuf eine Heerschar von Robotern, die ihm zu Diensten waren. Operatoren nannte er sie - Opera-Roboter. Sie und die Anlagen der Levels sollten Gomasch Endreddes Kräfte Schritt für Schritt vergrößern helfen, bis er wieder imstande wäre, den Sprung zurück in die Heimat in Angriff zu nehmen.
Bis er seiner Bestimmung, das Universum zu retten und mit Leben zu erfüllen, wieder nachkommen konnte ... Aber etwas ist geschehen, auf dem Weg ans Ziel ist eine Störung, eingetreten.
Der Göttliche ist verschollen, und wir wissen nicht den Grund.
Rückschau: 25. August - 2. September 1220 NGZ. Level Zonder-Myry. Endreddes Gesetze, Gespräch in der Nacht, Sterben mit Eleaina.
Reginald Bull kam in völliger Stille zu sich.
Irgend etwas hatte ihn hier in den weichen Sand geworfen. Eben noch in seiner Kabine an Bord der CIMARRON, den Mausbiber Gucky vor Augen, und jetzt?
Er konnte sich gut erinnern, wie er den Imprint-Würfel in Händen gehalten hatte.
„Zum Teufel...", murmelte er. „Wo ist der Würfel hin?"
Als er sich jedoch
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