1772 - Zug der Herrscher
Graffiti stoßen, die unsere Treffpunkte bezeichnen."
„Zumindest geht es ihm gut", wandte Rhodan ein. „Ich meine", berichtigte er sofort, als er Dao-Lin-H'ays Zusammenzucken bemerkte, „sein Körper zeigt keine Mangelerscheinungen. Er bekommt ausreichend Nahrung."
„... und er versteht es ausgezeichnet, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Diesmal sind seine Wunden verheilt, doch was geschieht während der nächsten Periode?" Die Kartanin dachte an Indra Priatar Jonos, die nur noch als Leichnam in der CIMARRON materialisiert war, ein Zwischenfall, den sie als eindringliche Warnung verstand.
„Dreißig Millionen verschwundener Galaktiker sind im unzugänglichen Zentrumsgebiet auf zwölf Himmelskörper verteilt", erinnerte Atlan. „Ich würde viel dafür geben, mit Tek zusammenzutreffen und mit ihm gemeinsam die Rettung aller in die Wege leiten zu können. Daß ich es schaffen werde, davon bin ich überzeugt."
„Hoffentlich nicht zu spät", brachte Dao-Lin-H'ay hervor. „Nein, Atlan, ich mache dir keinen Vorwurf, aber ich fürchte ernsthaft um Teks Leben. Gäbe es für mich einen Weg, ihm zu folgen, ich ..."
„Dao-Lin-H'ay", Rhodan legte der Kartanin beschwichtigend seinen Arm um die Schulter, „ich kann nachvollziehen, was Tek und dich verbindet, und ich weiß, wie dir zumute sein muß. Aber schlag dir aus dem Kopf, ihm zu folgen. Vorerst kann ich mir keine besseren Helfer vorstellen als Atlan und Reginald Bull. Sie wissen genauer als jeder von uns, was sie erwartet und wie sie sich verhalten müssen, um ungeschoren zu bleiben."
Die Kartanin löste sich von Rhodans Hand und straffte sich. „Es tut mir leid", sagte sie.
„Du mußt dich nicht entschuldigen", versetzte der Terraner. „Wenn man einen anderen Menschen liebt und sich um ihn Sorgen macht, ist das die natürlichste Sache des Universums. Tek würde an deiner Stelle keinen Deut anders reagieren - und Atlan hat mich ausdrücklich gebeten, ihn hierherzubringen, einfach nur, weil er einen Freund sehen wollte."
Dao-Lin-H'ay schaute ihm tief in die Augen. „Danke", sagte sie nur.
Sie unterbrach sich, weil Rhodans Minikom ansprach.
„Rhodanos", erklang Icho Tolots grollende Stimme, in der Lautstärke jedoch so weit herabgeregelt, daß sie den Ohren nicht mehr schmerzte, „vor wenigen Minuten ist eine Flotte von weit über tausend Schiffen außerhalb des Systems materialisiert."
„Fermyyd?"
„Queeneroch-Crypers!" dröhnte der Haluter. „Unter der Führung deines Sohnes. Er wird mit den wichtigsten Entscheidungsträgern zu uns vorstoßen."
„Er soll eine Transmitterverbindung ..."
„Zu spät, Rhodanos. Du kennst deinen Sohn, er hat seinen eigenen Kopf. Ein Beiboot der MONTEGO BAY beschleunigt in diesem Moment zum Überlichtflug."
*
Dreihundert Lichtjahre vom Zentrum Hirdobaans entfernt, im Ammach-Oktanten, lag die Sonne Demmyd mit ihrem einzigen Planeten, der Sturmwelt Schingo. Der Name hätte treffender nicht gewählt sein können, er bedeutete schlicht und einfach „Hölle".
Schingo war eine karstige, gebirgige Welt, mit karger Flora und Fauna. An die tausend weit verstreute bunkerartige Gebäudekomplexe aus Stein dienten den hier stationierten Fermyyd als Kasernen und Gefängnisse. Das Innere bestand aus verwinkelten Gängen bis hinab in subplanetare Tiefen und würfelförmigen kleinen Zellen, in jedem Komplex Zigtausende.
In zwei dieser Zellen, gut tausend Kilometer voneinander getrennt, waren Atlan und Ronald Tekener gefangengehalten worden. Einsatzkommandos hatten die beiden befreit - leider vergebens. Seit der Erkenntnis, daß Phasenspringer immer an dem Ort wieder auftauchten, an dem sie zum erstenmal verschwunden waren, der Arkonide und der Smiler also stets in ihren Gefängniszellen materialisierten, bestand auf Schingo ein dauerhafter Brückenkopf der Terraner, gegen den die Fermyyd vergeblich anrannten. Obwohl Ferm-Kommandant Ten-Or-Too sich ständig neue Möglichkeiten einfallen ließ, um die Galaktiker zu überlisten oder ihnen zumindest das Leben schwerzumachen.
Bis zum 2. Oktober waren weitere Regenbogenschiffe aus ganz Hirdobaan eingetroffen und schirmten Schingo in kleineren Pulks ab. Michael Rhodan hatte es sich dennoch nicht nehmen lassen, mit Ten-Or-Toos Wachschiffen Katz und Maus zu spielen. In einem gewagten Metagrav-Manöver war die vergleichsweise kleine 35-Meter-Space Jet dicht über Schingo materialisiert und hatte die meisten Fermyyd-Raumer weit hinter sich gelassen. Das Abwehrfeuer war in
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