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1774 - Ranjas Rudel

1774 - Ranjas Rudel

Titel: 1774 - Ranjas Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder hingesetzt und schaute nur zu. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Die Grausamkeit machte ihr Spaß, und das konnte ein Mensch wie Toby Bell nicht begreifen.
    Dann war es vorbei. Auch die beiden letzten Wölfe hatten sich an dem Schaffner vergangen. Man hörte sie noch schmatzen, und als Toby in ihre Augen schaute, da sah er das satte Funkeln. Es hatte den Tieren Spaß bereitet.
    Er ließ seinen Blick wandern und sah sich den Schaffner an. Er lag leicht verkrümmt auf dem Boden und lebte nicht mehr. Sein Kopf und auch der Hals hatten sich in eine blutige Masse verwandelt. Die Zähne der Tiere hatten erbarmungslos zugeschlagen.
    Bell drehte den Kopf weg. Zwangsläufig sah er dabei die Frau an, die den Mann mit einem spöttischen Blick ansprach. »Na, wie hat es dir gefallen?«
    Bell konnte nicht antworten. Er schüttelte den Kopf.
    »Bist du entsetzt?«
    Er nickte.
    »Das kannst du ruhig sein. Ich sage dir, dass meine Freunde noch nicht satt sind. Ja, sie freuen sich auf Mitternacht, aber vorher können sie sich noch austoben.«
    »Und wo?«
    »Ist der Zug nicht groß genug?«
    Erneut erschrak Toby Bell. Was diese Frau da angedeutet hatte, war einfach nicht nachvollziehbar. Sie wollte mit ihren mörderischen Bestien den Zug unter ihre Kontrolle bringen. Sie würde mit ihnen durch die Wagen marschieren, die Abteiltüren öffnen und die Wölfe losschicken. Aber auch in den Großraumwagen würden sie das Grauen verbreiten. Es war eine Vorstellung, die ihn erschauern ließ, und er hatte das Gefühl, Tiefschläge hinnehmen zu müssen.
    Die Stimme versagte ihm. Dafür schaute er zu, wie die Wölfe das Blut von ihren Schnauzen leckten.
    Ranja senkte den Kopf und lächelte erneut. »Sie sind unberechenbar. Manchmal können sie auch lieb sein, aber ich sage dir, dass man sie nicht reizen darf.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    Ranja nickte. »Dann warten wir erst mal ab«, sagte sie und rieb ihre Hände...
    ***
    Durch die offene Tür schob ich mich in den Gang hinein, der nicht leer war. Ich musste nach links und dabei eine Frau passieren, die vor dem Fenster stand und hinausschaute. Zur rechten Seite hin war der Gang leer.
    Ich sah keinen Wolf, auch keinen Schäferhund, mit dem Wölfe leicht verwechselt werden können, und ich dachte daran, dass sich Kate Milton geirrt haben könnte, auf der anderen Seite jedoch konnte man sich so etwas nicht einbilden, es sei denn, man hatte eine ausufernde Fantasie.
    Mein Weg führte mich nach links und dabei auf die Frau zu, die weiterhin aus dem Fenster schaute. Der Gang war recht eng, und ich dachte daran, dass die Frau schon Platz machen musste, damit ich sie passieren konnte.
    Sie bemerkte mich, als ich nur noch einen Schritt von ihr entfernt war. Da hatte sie wohl einen Schatten innerhalb des Dämmerlichts gesehen.
    Sie zuckte zusammen. Dabei drehte sie den Kopf, sodass sie mich anschauen konnte.
    Ich sah in das Gesicht einer Frau, die auf mich einen müden Eindruck machte. Sie war ungefähr vierzig Jahre alt. Sie trug eine Outdoor-Jacke, eine Hose und wadenhohe Stiefel. Ihr Haar war dunkelblond und bildete auf dem Kopf einen Lockenwirrwarr.
    Als sie mich anschaute, lächelte sie. Für einen Moment verschwand die Müdigkeit aus ihren Augen.
    »Hi«, sagte sie.
    Ich nickte ihr zu.
    Sie wollte mich nicht vorbei lassen und stellte die nächste Frage. »Fahren Sie auch bis London?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Wird ziemlich lang.« Sie lachte. »Und man kann keine Zigarette rauchen.«
    »Das stimmt.«
    Sie verzog den Mund. »Das fällt mir schwer, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Kann ich mir denken. Ich habe das Rauchen vor einiger Zeit aufgegeben.«
    »Nicht schlecht. Das schaffe ich nicht.«
    »Na ja, vielleicht kommt mal der Zeitpunkt.«
    »Sie wollen vorbei, nicht?«
    »Richtig.«
    »Wenn Sie zur Toilette wollen, können Sie sich das sparen. Die Toilette ist defekt. Ich habe mich schon beim Schaffner beschwert. Der aber hat nur mit den Schultern gezuckt.«
    »Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Aber zur Toilette wollte ich nicht, sondern mir nur ein wenig die Beine vertreten.«
    »Ist verständlich.« Sie schaute sich um. »Aber ich könnte Ihnen einen Vorschlag machen.«
    »Bitte, ich höre.«
    »Wie wäre es, wenn Sie zu mir ins Abteil kommen? Dann hätte ich Gesellschaft und auch Sie wären nicht so allein. Da vergeht die Zeit schneller.«
    Ich nickte etwas verhalten. »Danke für die Einladung. Ich werde sie mir durch den Kopf gehen lassen. Aber zuvor möchte ich mir etwas die

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