1777 - Blond, charmant und untot
kannst dich auf mich verlassen. Was immer auch passiert, ich bin bei dir.«
»He, das hört sich ja toll an.«
»Das soll es auch.«
»Aber meine Mutter bist du nicht.«
»Genau.«
Purdy Prentiss zog die Hand wieder zurück. Zu intim wollte sie mit Thelma auch nicht werden. Sie wechselte das Thema und fragte: »Hast du einen Tisch reservieren lassen?«
»Habe ich.«
»Okay.«
»Und ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wo wir später hingehen.«
»Ach ja? Wohin denn?«
»In die Grube.«
»Bitte? Was ist das denn?«
»Ein neues Lokal. Scharfe Sache. Keine Disco, aber auch kein Langeweile-Schuppen.«
»Und was für Gäste?«
»Welche in unserem Alter. Nicht zu junge.«
»Ich bin gespannt. Du zeigst mir ein London, wie ich es noch nicht erlebt habe.«
»Das ist verständlich. Du bist zu seriös. Dabei wirkst du mit deinen roten Haaren gar nicht so. Aber eine Staatsanwältin muss wohl so sein, denke ich.«
»Nicht immer.«
»Das ist klar.«
Sie mussten noch um zwei Ecken fahren, dann hatten sie das Tokio erreicht, dessen Lichtreklame aus japanischen Schriftzeichen durch die Nacht leuchtete. Sie fanden noch einen Parkplatz, und wenig später betraten sie das Restaurant.
Das Tokio war recht puristisch eingerichtet. In der Mitte gab es eine große Kochzelle, wo die Gerichte zubereitet wurden. Tische und Stühle breiteten sich an den Seiten und auch vor der Küche aus. Es gab noch freie Plätze, und eine Japanerin im Kimono kam auf sie zu und erkundigte sich nach den Wünschen.
Thelma sprach von einer Reservierung. Die Frau reagierte sofort. Sie wusste wohl gut Bescheid und geleitete die beiden zu einem niedrigen Tisch, vor dem man während des Essens knien musste. Zum Glück auf weichen Kissen.
Thelma stieß Purdy an. »Na, gefällt es dir hier? Oder willst du woanders hingehen? Es sind ja noch einige Tische frei.«
Das hatte die Staatsanwältin schon längst gesehen, auch jetzt gönnte sie sich einen Rundblick, aber von John Sinclair und Suko war noch nichts zu sehen.
Dafür näherte sich lautlos der Ober. Er verbeugte sich, fragte nach ihren Getränkewünsche und reichte die Karten.
Purdy Prentiss musste nicht lange nachdenken. Sie bestellte Mineralwasser, weil sie ja noch fahren musste. Thelma Blake orderte einen Martini auf Eis.
»Das bringt mich auf Touren«, sagte sie. »Es ist mein zweiter heute. Den ersten habe ich mir schon bei mir zu Hause genehmigt.«
»Ja, gut, dass du es sagst. Wo wohnst du eigentlich? Jetzt kennen wir uns schon einige Tage und waren miteinander auf der Piste. Aber ich weiß noch immer nicht, wo du wohnst.«
»Ist das wichtig?«
»Für mich schon.«
»Es ist eine kleine Wohnung. Kein Vergleich zu deiner. Die kannst du vergessen.«
»Zu schämen brauchst du dich nicht.«
»Ich weiß, und das tue ich auch nicht. Aber es lohnt sich nicht, Worte darüber zu verlieren, ehrlich.«
»Schon gut.«
Die Getränke wurden gebracht. Bisher war es Purdy nicht aufgefallen, dass ihr Gegenüber nicht zu atmen brauchte. Es konnte auch sein, dass Thelma es geschickt kaschierte, doch wenn sie atmete, dann hörte es sich irgendwie künstlich an, meinte Purdy jedenfalls.
Die beiden Frauen tranken sich zu. Sie sprachen von einem schönen Abend, den sie sich wünschten.
Purdy war noch nicht fertig. Bevor sie die Karte anhob, musste sie noch eine Frage loswerden.
»Sag mal, was machst du eigentlich beruflich?«
Thelma hatte die Karte schon angehoben. Jetzt ließ sie sie sinken. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ach, nur so.«
»Dringt jetzt das Staatsanwältinnen-Gen bei dir durch?«
»Nein, aber das ist doch normal, dass man danach fragt. Du weißt ja auch, was ich beruflich mache.«
»Stimmt.« Sie lächelte und nickte Purdy Prentiss dabei zu. »Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ich habe dir schon gesagt, was ich beruflich mache.«
»Das muss ich überhört haben.«
»Oder hast es vergessen.«
»Kann auch sein«, gab Purdy zu und lächelte breit, als sie die Nachfrage stellte. »Was ist es denn gewesen?«
»Also gut, ich sage es dir noch mal. Im Moment bin ich auf der Suche. Ich habe allerdings als Beraterin viel verdient, sodass ich mir eine Auszeit nehmen kann.«
»Toll.«
»Bist du nun zufrieden?«
»Klar.«
»Dann such dir ein Gericht aus.«
»Kannst du denn etwas empfehlen?«
»Ja, am besten nimmst du die Mischung. Ist nicht zu viel, aber von jedem etwas.«
»Okay, die nehme ich.« Purdy lächelte wieder. »Und wie sieht es mit den Soßen
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