1777 - Blond, charmant und untot
»Ach, du bist es, John.«
»Ja, enttäuscht?«
»Nein, warum?«
»Hätte ja sein können.«
»Hör auf und sag mir bitte, um was es geht. Ach ja, eines vorweg. Ich habe Urlaub.«
»Gratuliere. Und du bist nicht weg?«
»Nein, es ist nur eine Woche. Die will ich mal hier in London verbringen.«
»Ja, sehr lobenswert.« Ich lachte. »Nun ja, dann können wir uns vielleicht mal sehen. Bei einem Essen, zum Beispiel.«
»Nichts dagegen. Nur nicht heute Abend. Da bin ich bereits verabredet.«
»Das hatte ich auch nicht vor. Es gibt einen anderen Grund, weshalb ich dich anrufe.«
»Jetzt machst du mich neugierig.«
»Das kannst du auch sein, Purdy, denn wir haben hier einen Fall am Hals, bei dem du uns unter Umständen helfen kannst.«
»Dann lass mal hören.«
»Es geht um deine Vergangenheit. Dein erstes Leben. Das in Atlantis.«
»Okay und weiter?«
»Da bist du nicht die einzige Person, der so etwas widerfahren ist. Es gib noch jemanden, der in Atlantis seine Heimat gehabt hat. Eine Frau wie du. Nach ihr suchen wir.«
»Und wer soll das sein?« Ein schwaches Räuspern entstand. »Kennst du den Namen?«
»Ja, Purdy. Sie hört auf den Namen Thelma Blake.« Ich hatte den Namen ausgesprochen und glaubte nun, eine normale Reaktion zu erleben, aber die fand nicht statt. Ich hörte nichts. Auch keine Atemgeräusche.
»He, Purdy, bist du noch dran?«
»Ja, das bin ich.«
»Und warum...«
Sie unterbrach mich. »Kannst du den Namen wiederholen, den du eben gesagt hast?«
»Gern. Thelma Blake.«
»Das gibt es doch nicht«, sagte sie.
Ich war mal wieder überrascht. »Was meinst du denn damit?«
»Ich kenne sie. Ich kenne sie sogar gut, John. Und jetzt hör genau zu. Thelma und ich sind für heute Abend verabredet. Wir gehen zuerst Sushi essen und danach etwas trinken. So haben wir es abgesprochen.«
»Und wann genau?«
»In einer Viertelstunde, denke ich. Aber das ist für mich jetzt unwichtig. Ich möchte nur wissen, was dich an Thelma so interessiert.«
»Nicht privat, sondern beruflich, Purdy. Sie ist eine perfekte Killerin. Sie ist auch kein normaler Mensch, sondern ein Zombie. Das ist es, und sie hat bereits einige Morde auf dem Gewissen, denn sie hat als Killerin für verschiedene Organisationen gearbeitet. Jetzt bin ich ihr auf den Fersen.«
Purdy stöhnte auf. So etwas zu hören war für sie ein Tiefschlag. Purdy Prentiss musste sich fragen, wie es möglich war, dass man sie so stark hatte täuschen können. Sie wusste sich auch keinen Rat, schüttelte den Kopf und konnte kaum glauben, was ihr da gesagt worden war.
Das jedenfalls entnahm ich der Stille, die zwischen uns beiden herrschte.
»Und das stimmt alles, John?«
»Ja. Thelma Blake hat schon mal in Atlantis gelebt. Das hat sie mit dir gemeinsam. Nur ist sie in dieser Zeit einen anderen Weg gegangen.«
»Und woher weißt du das alles?«
»Von Myxin. Er erschien bei mir und klärte mich auf. Als ich hörte, dass die Killerin schon mal in Atlantis gelebt hatte, da war der Weg zu dir nicht weit. Nur konnte ich nicht wissen, dass ihr schon Kontakt habt.«
»Das ist seltsam. Den hat sie offenbar bewusst gesucht. Ich könnte ja so etwas wie ein Schutz für sie sein. Jetzt wird mir auch klar, warum ich nicht so viel von ihr weiß. Sie hat sich bewusst zurückgehalten, gar nicht erst Fragen aufkommen lassen.«
»Aber du hast nichts bemerkt?«
»So ist es, John. Man kann von Scheuklappen sprechen, aber ich habe wirklich nichts gespürt. Ich war zu vertrauensselig. Nun ja, das ist jetzt vorbei.«
»Bitte«, sagte ich schnell. »Nur das nicht, das auf keinen Fall. Bleib bitte am Ball. Ändere deinen Plan nicht. Triff dich mit ihr und tu so, als wüsstest du von nichts.«
»Das wird schwer sein.«
»Weiß ich, aber versuch es trotzdem. Lass den Abend locker angehen und gib mir vor allen Dingen Bescheid, wo ihr essen wollt.«
»Das kann ich dir sagen, es ist ein Restaurant, es heißt Tokio.«
»Super, das kenne ich.«
»Aha, du willst auch kommen.«
»Ja, und nicht allein. Ich werde Suko mitbringen. Auch er isst gern Sushi.«
»Dann kann ich dir schon jetzt einen guten Appetit wünschen. Mal eine andere Frage. Kennt Thelma Blake dich?«
»Nein.«
»Das ist gut.«
Ich gab Purdy Prentiss noch eine Warnung mit auf den Weg. »Und denk daran, dass diese Person eine mehrfache Mörderin ist. Nicht unbedingt in Atlantis, sondern hier. Und das Wissen kann auch für dich gefährlich werden.«
»Ja, ich weiß. Schließlich haben wir schon so
Weitere Kostenlose Bücher