178 - Die Shlaaks kommen!
kehrte zu meiner Freundin zurück, schob den Revolver in die Schulterhalfter und sagte: »Nichts!«
»Aber ich habe ihn gesehen.«
»Ich glaube dir«, erwiderte ich. »Leider gelang es ihm, sich aus dem Staub zu machen.«
»Er beobachtete unis«, sagte Vicky leise.
Ich schloß den Audi auf, wir stiegen ein.
»Scheint so, als möchte er über jeden deiner Schritte Bescheid wissen«, mutmaßte Vicky.
»Es kann sich um eine zufällige Begegnung gehandelt haben«, sagte ich und ließ den Motor an. »Abgesehen von dem Totenschädel… Wie sah der Mann aus?«
»Normal«, antwortete Vicky. »Nicht übermäßig groß, aber auch nicht klein, breitschultrig.«
»Wie war er gekleidet?«
»Nicht auffällig. Dunkle Hosen, dicke schwarze Stoffjacke.«
»Kann der Totenschädel eine Maske gewesen sein?«
Vicky schüttelte den Kopf. »Nein, Tony, das halte ich für ausgeschlossen.«
Als ich losfahren wollte, legte sie mir die Hand auf den Arm. »Da… fällt mir noch etwas ein! Ich sah ganz kurz seine Hände.«
Ich schaute Vicky gespannt an. Ihre veilchenblauen Augen hielten meinen Blick fest. »Tony, der Mann hatte… Schlangenfinger.«
Mich traf der Schock mit der Wucht eines Keulenschlags. Der Mann war ein Shlaak gewesen!
***
Morgan Mattina schrie, so laut sie konnte, obwohl sie wissen mußte, daß niemand sie auf dem großen Totenacker hörte. Sie wehrte sich verzweifelt gegen das Monster, das aus dem Grab gekrochen war. Es schüttelte sie, und sie schrie noch lauter. Es rief ihren Namen, und sie schlug wie von Sinnen um sich.
»Laß mich! Laß mich!« kreischte sie hysterisch.
»Morgan!«
»Laß mich, du Teufel!«
»Morgan!« Ein Schlag traf ihr Gesicht, und ihre Stimme überschlug sich. Ihre Stimmbänder schmerzten. Noch ein Schlag, diesmal die andere Wange. Sie weinte und wimmerte: »Ich will nicht sterben! Laß mir mein Leben! Tötet mich nicht! Bitte tötet mich nicht!«
Erst der nächste Schlag hatte die gewünschte Wirkung.
Morgan riß die tränennassen Augen auf - und sah ihren Vater.
Sie befand sich auf keinem Friedhof, sondern in ihrem Zimmer.
Niemand bedrohte sie.
Sie hatte alles nur geträumt.
David Silkwood war nicht ihr leiblicher Vater, aber er liebte sie wie seine eigene Tochter.
Der große, 43jährige. Mann war Journalist. Er hatte Morgan einen Job als Fotografin bei seiner Zeitung verschafft. Sie arbeiteten häufig zusammen.
Heute war Morgan nach Hause gekommen und hatte sich nicht besonders gefühlt. »Ich lege mich ein wenig hin«, hatte sie gesagt und sich nach oben begeben. Angekleidet hatte sie sich aufs Bett gelegt und war eingeschlafen.
Und dann war dieser gräßliche Alptraum über sie gekommen.
Silkwood nahm die 19jährige in die Arme und wiegte sie wie ein kleines Kind.
An ihren leiblichen Vater konnte Morgan sich nicht erinnern. Er war gestorben, als sie zwei Jahre alt gewesen war. Danach hatte ihre Mutter 13 Jahre allein gelebt. Erst als sie David Silkwood kennenlernte, hatte Morgan ein richtiges Familienleben kennengelernt. Aber das Glück war nicht von langer Dauer. Die Ehe ging gerade ins dritte Jahr, als Morgans Mutter an der Galle operiert werden mußte. Die Operation ging routinemäßig glatt, aber hinterher stellten sich Komplikationen ein, die so schwer waren, daß Morgans Mutter daran starb. Seither lebte sie mit ihrem Stiefvater allein.
David Silkwood wollte wissen, was sie so sehr geängstigt hatte.
»Ich hatte einen schrecklichen Traum«, flüsterte Morgan. Sie stand noch unter Schock. »Und das um diese Uhrzeit. Wie spät ist es?«
»18 Uhr.«
»Ich wollte mich nur kurz hinlegen. Da überfiel mich dieser grauenvolle Traum mit einer so erschreckenden Heftigkeit, wie du es dir nicht vorstellen kannst.«
»Du hast recht, der Zeitpunkt ist ungewöhnlich«, gab der Journalist zu. »Normalerweise schläft man um diese Zeit nicht so tief.«
»Was ist mit mir, David?«
»Was soll mit dir sein?«
»Muß ich mir Sorgen machen?« fragte das Mädchen unsicher.
»Aber nein.« Silkwood strich zärtlich über ihr glänzendes schwarzes Haar. »Du bist derzeit nicht ganz auf der Höhe, das ist alles. Mach dir keine Gedanken, Kleines, das kommt schon wieder in Ordnung.«
»Ich habe Angst, David.«
»Wovor denn?«
Morgan erzählte ihm den Traum. Er wunderte sich über die unheimliche Phantasie seiner Tochter. Nachdem sie geendet hatte, behauptete er: »Das hat nichts zu bedeuten.«
»Wenn sich ein Mensch nicht wohl fühlt - wird er da nicht etwas sensibler für
Weitere Kostenlose Bücher