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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allerdings ein kleiner Unterschied, der sich am Ende als fundamental erwies. Die erste, die es merkte, war Belavere Siems. Sie deutete auf ein Aggregat, das Bull aufgrund seiner unscheinbaren Bauweise bisher nicht zur Kenntnis genommen hatte.
    „Bully, sieh mal!"
    Er schaute sich das Ding sorgfältig an. Es ähnelte einem dreifach vergrößerten, altertümlichen Computerbildschirm. Auf der Bildfläche wanderte ein blinkender Punkt von links nach rechts. Der Vorgang wiederholte sich mehrmals und stetig.
    Bull schüttelte betreten den Kopf. Er begriff nicht, wie ihm ein solcher Fehler hatte unterlaufen können.
    „Hier drinnen ist Energie", stellte er fast erschrocken fest. „Und ich hab's nicht gemerkt. Das heißt, irgendwas hier drinnen läuft noch."
    „Aber nichts Großes", meinte Dino Gonkers. „Wahrscheinlich hat bloß jemand vergessen, das Ding abzuschalten."
    „Das kann ich mir nicht vorstellen, Dino. Wir sehen uns um. Aber sachte! Alle verstanden? Es könnte sich um eine automatische Verteidigungsvorrichtung handeln."
    „Das glaube ich nicht", widersprach Fink Petticul. „Bisher war nirgendwo etwas."
    „Fink! Bitte befolg meine Anweisung. Wir werden jetzt nicht diskutieren."
    Sie mußten noch mehr als vorher mit Fallen rechnen - nun, da das Vorhandensein von Energie nachgewiesen war. Ein unglaublich gut ausgestattetes Gen-Labor war's, was sie durchstreiften.
    Ganz allmählich tasteten sie sich vor, an manchen Stellen nur schrittweise, bis zum Schaltzentrum des Gebäudes.
    Doch der eigentliche Höhepunkt stand noch bevor.
    „Stopp!"
    Bull breitete die Arme aus. Die anderen blieben hinter ihm. Er wußte plötzlich, daß sie sich am Ziel befanden.
    Zwischen Schalttafeln, Meßgeräten und stillgelegten Reaktionssystemen erhob sich etwas, das wie der Arbeitsplatz eines Chirurgen aussah. Es war ein Tisch von vier mal vier Metern Grundfläche. Ein flimmerndes blaues Feld hüllte den Körper ein, der über drei Vierteln der Tischfläche aufgebahrt war.
    Eine riesenhafte Spinne. Drei Meter lang, dunkler Panzer aus Chitin, haarloser Unterleib, vier siebengelenkige Extremitätenpaare.
    Das Ding sah dermaßen bedrohlich aus, daß sie im ersten Augenblick glaubten, es aufspringen und angreifen zu sehen. Doch Reginald Bull wußte instinktiv, daß im Körper des Spinnenwesens kein Leben mehr steckte.
    „Was ist das?" fragte Fink Petticul fasziniert. „Es erinnert mich an etwas, aber ich weiß nicht, an was."
    Bull schüttelte ungläubig den Kopf. „Erinnerst du dich noch an Colounshaba und Pulandiopoul?
    Die den ersten Flug der BASIS an die Große Leere begleitet haben? Das da vorn ist ein Arcoana.
    Oder besser gesagt, ein Wesen von der Sorte, wie die Arcoana einmal gewesen seih müssen. Aber das ist mindestens hunderttausend Jahre her."
     
    *
     
    Trione Visch war erschöpft. Sie hatte gearbeitet, bis die positronischen Elemente im Untergrund sich vor ihren Augen zu Feuerrädern auflösten. Und sie wußte noch immer nicht, wie sie entscheiden sollte. Es wäre zweifellos ihre Pflicht gewesen, dem Mann in Schwarz Meldung zu machen. Der Haluter und der Arkonide hatten immerhin eine Menge Betrieb entfaltet.
    Aber - hatte Baan Fokker eigentlich noch die Zeit, sich mit ihren Nachrichten zu befassen? Selbst ein Prophet brachte ja Zeit im Untergrund zu, mit der notwendigen Reparaturarbeit. So war es, sagte sich Trione dutzendmal. Keine Muße, keine Zeit.
    Reparatur und Gebet. Repariere, setz die Anlagen instand. Und hilf mit, den göttlichen Endredde ins Leben zurückzuholen.
    Einerseits hatten dieser Arkonide und der Haluter gegen Endreddes Gesetz verstoßen, indem sie sich der Reparatur offensichtlich verweigerten. Dafür verdienten sie den Tod. Auf der anderen Seite hatten sie Trione Visch vor dem Torkel gerettet. Der Widerspruch ließ sich nicht auflösen.
    Vernunft und Gefühl diktierten ihr völlig unterschiedliche Dinge.
    Trione schwamm einen halben Kilometer weit mit dem Strom des Antigravschachts, bis ganz nach oben. Durch den Portalbereich verließ sie den Trichterturm. Es war immer noch der Standort Bebenheim. Ob auf Schrett oder Zimbag, Zonder-Myry, Prullwegg oder Mollen: Wo man Endreddes Werke tat und sich an der umfassenden Reparatur versuchte, das machte keinen Unterschied.
    Müde war sie, abgekämpft vom langen Tag. Sie band sich die Haare (die immer noch viel zu lang waren, denn sie besaß keine Schere) im Nacken zusammen. Der Knoten fühlte sich spröde an. Früher hatten ihre Haare geglänzt, und ihr

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