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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, und ich wusste auch, dass es um etwas Bestimmtes ging.
    Was es genau war, lag außerhalb meines Wissens. Ich rechnete mit allen Möglichkeiten. Sogar an eine Falle dachte ich, und mir wurde dabei schon etwas heiß.
    Ich musste nicht mal eine Münze werfen, ich hatte mich schon entschieden. Ich wollte Glenda auf keinen Fall allein lassen, da wäre ich mir mehr als beschissen vorgekommen.
    Was blieb?
    Raus aus der Wohnung und nach Haggerston fahren, was nicht eben in zehn Minuten zu schaffen war. Das nahm schon recht viel Zeit in Anspruch. Mich hatte es dort noch nicht hingetrieben, ich wusste nur, dass in der Nähe der Grand Union Kanal vorbeiführte.
    Schnell fuhr ich wieder nach unten in die Garage. Ich hatte es plötzlich eilig, wusste aber, dass der Verkehr in London selbst am Abend seine Tücken hatte.
    Das alles war unwichtig geworden. Irgendeine Stimme in meinem Innern sagte mir, dass ich mich beeilen musste, und ich ärgerte mich, dass ich nicht schon früher losgefahren war.
    Sich Vorwürfe zu machen hatte keinen Sinn, ich musste in den sauren Apfel beißen. Das gefiel mir zwar nicht, war aber nicht zu ändern.
    Über den Londoner Autoverkehr möchte ich mich nicht wieder auslassen. Er hatte um diese Zeit ein wenig abgenommen, aber Stau gab es noch genug.
    Später ging es dann besser. Da befand ich mich nicht mehr weit vom Ziel entfernt. Ich blieb immer in der Nähe des Kanals, auch wenn ich da mehr kurven musste. Das Navi hatte mir das Ziel angezeigt, und das lag nun mal nahe der Wasserstraße.
    Und dann war ich da.
    Oder fast, denn bis zum Haus vorfahren konnte ich nicht. Auch von der Elektronik bekam ich keine Hilfe. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Wagen zu parken und den Rest der Strecke zu Fuß zu gehen.
    Wer hier wohnte, der lebte inmitten eines großen Gartens oder eines Geländes, das sich selbst überlassen wurde. Nur dort, wo Häuser standen, sahen die Gärten gepflegter aus. Ich hatte das Glück und traf auf einen Mann, der seinen Wagen belud.
    Ihn fragte ich nach der jungen Frau, die Glenda mir beschrieben hatte.
    »Ach die. Die Spinnerin. Das übernächste Haus, das Sie sehen, wenn Sie in östliche Richtung gehen, das ist es.«
    »Danke.«
    »Und passen Sie auf.«
    »Auf was?«
    »Die Lady ist sehr esoterisch. Hat man zumindest das Gefühl.«
    »Wieso?«
    Der Mann lachte. »Manchmal macht sie den Eindruck eines Engels. Sie sieht sich auch als Gutmensch an.«
    »Danke für die Auskünfte.«
    »Keine Ursache.«
    Obwohl in der Nähe bewohnte Häuser standen, kam ich mir ziemlich einsam vor. Es war nicht völlig still, von irgendwoher hörte ich immer Geräusche, aber es waren andere als die, die ich aus der Stadt kannte. Die Musik bildete das Summen der Mücken. Irgendwo im Hintergrund hörte ich das Quaken von Fröschen, aber es drangen keine menschlichen Stimmen an meine Ohren.
    Die Beschreibung des Mannes war gut gewesen, und ich näherte mich dem Ziel nicht von vorn, sondern von der Seite her. Und der Weg, den ich nahm, war eigentlich keiner, sondern mehr ein Pfad, der sich durch hohes Gras und niedrige Büsche schlängelte.
    Aber ich sah das Haus und gelangte auch an den Rand des Grundstücks oder des Gartens, denn vor mir tauchte plötzlich so etwas wie ein Zaun auf.
    Er war kein Hindernis für mich, denn er war schon ziemlich verfallen. Zudem bestand er aus Holzlatten, die locker von mir zur Seite geschoben werden konnten. Danach konnte ich das Grundstück betreten, das keinen gepflegten Eindruck machte. Was hier vor mir lag, war eine kleine Wildnis. Hohes Gras, Unkraut, auch einige Bäume, die Obst trugen, und natürlich das Haus, das ich sah, wenn ich den Kopf leicht nach rechts drehte.
    Es war zwar nicht stockfinster, aber schon recht dunkel. Da brauchte man Licht, und mir fiel auf, dass im Haus kein Licht brannte. Zumindest sah ich kein erleuchtetes Fenster. Doch das hatte nichts zu sagen, weil ich nur eine Seite sah.
    Ich hätte das Haus umrunden können, was ich mir ersparte, ich ging erst mal auf die Rückseite zu. Auch hier entdeckte ich keinen Pfad. Ich ging wieder quer durch das Gelände.
    Natürlich konnte ich mich nicht lautlos bewegen. Ich ging so leise wie möglich und lauschte zudem nach fremden Geräuschen, aber sie waren nicht zu hören.
    Stille – auch die Vögel hatten jetzt ihre Schlafplätze eingenommen und verhielten sich still. In der Nähe befand sich der Kanal, das Wasser sorgte für eine gewisse Feuchtigkeit, die sich in der Luft gesammelt hatte.

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