1781 - Die Nackten und die Seherin
hatte schon öfter geklappt, aber sie war an diesem Abend skeptisch, was das anging, denn sie wusste nicht viel. Sie kannte das Ziel, aber ihr war unbekannt, wie sie dorthin gelangen sollte. Da musste sie einfach passen.
Die zehn Menschen schauten sie an. Sie hatten alle Hoffnungen in sie gesetzt, das war ihren Gesichtern anzusehen. Sie wollten weg von dieser Erde und in den Bereich der Engel gelangen. Die Vorhölle oder das Fegefeuer hatten sie hinter sich, jetzt wollten sie endlich in den Himmel zu den Engeln.
Auch Elisa war ungeduldig. Sie herrschte Glenda an. »Los, ich will, dass du...«
»Ja, ich weiß. Ich soll anfangen. Aber ich schaffe es nicht, tut mir leid.«
»Wie?«
»Ich bekomme keine Verbindung.«
Elisa schüttelte wütend ihren Kopf. »Du hast dich ja noch nicht mal bemüht, verflucht!«
»Doch.«
»Nein!« Elisa schnaufte. »Das hätte ich gesehen. Ein Mensch, der sich auf etwas konzentriert, sieht anders aus.«
Da hatte sie recht. Das musste sogar ich zugeben, aber ich sagte es nicht laut. Ich war nur gespannt, wie Glenda sich verhalten würde.
Es sah so aus, als wollte sie das Spiel nicht weiter ausreizen. Mir sollte es recht sein, aber ich merkte auch, dass die zehn nackten Menschen nicht mitmachten. Sie hatten bisher geschwiegen, und sie schwiegen immer noch, als sie sich in Bewegung setzten und auf Glenda zuschritten. Dabei machten sie nicht den Eindruck einer friedlichen Gruppe. Sie sahen aus, als wollten sie Glenda überrennen, die das auch merkte und ihnen die Hände entgegenstreckte.
»Es reicht!«
Sie gehorchten nicht und gingen weiter. Dabei hatten sie eine regelrechte Drohkulisse aufgebaut.
Ich überlegte, ob ich eingreifen sollte. Ich trug meine Beretta bei mir. Deren Kugeln konnten ein wahres Blutbad unter den zehn Nackten anrichten. Sie hatten auch nichts, womit sie sich hätten wehren können. Genau das war bei mir der Punkt. Ich schoss nicht auf wehrlose Personen. Also musste ich mir eine andere Art des Eingreifens überlegen, was ich nicht brauchte, denn Glenda hatte sich entschlossen, mitzumachen, und diesen Entschluss teilte sie Elisa mit.
»Okay, ich versuch es!«
»Sehr gut und vernünftig.«
Die zehn Nackten hatten es gehört und waren zufrieden. Sie brauchten nicht einzugreifen, denn jetzt konnten sie sich auf Glenda Perkins verlassen.
Sie startete den Versuch. Ich kannte sie. Es war ihr anzusehen. Sie konzentrierte sich und sie schien dabei zu einem anderen Menschen zu werden. Ihre Haut nahm eine gewisse Blässe an, sie schien in sich zusammenzusinken, und ich wusste auch, dass diese Übungen viel Kraft kosteten.
Das merkte Glenda immer deutlicher. Sie hatte sich in sich zurückgezogen, denn nur so schaffte sie die tiefe Konzentration. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie fuhr aus sich heraus, um das andere zu holen oder zu aktivieren, das durch ihre Blutbahn trieb.
Es war das besondere Serum, das man ihr mitgegeben hatte. Es war bei ihr mehr ein Versehen gewesen, aber dieses Serum schaffte es, dass es ihr gelang, Grenzen zu überwinden, um sie woandershin zu schaffen.
Bisher hatte Glenda ihr Ziel immer gekannt, das sie erreichen wollte. Das war in diesem Fall anders. Sie kannte den Namen, aber sie wusste nicht, in welcher Zone, Dimension oder Welt das Ziel lag. Diese Himmel, von denen Henoch berichtet hatte, waren den Menschen verborgen.
Und das sollte jetzt alles anders sein?
Daran glaubte Glenda nicht. Damit hatte sie ein großes Problem. Auch während ihrer immer tiefer werdenden Trance glaubte sie nicht daran.
Das würde ihr nicht gelingen, da musste es eine Sperre für normale Menschen geben. Auf der anderen Seite fragte sie sich, was hier schon normal war. So gut wie nichts, hier war alles auf den Kopf gestellt worden, und sie sollte es richten.
Wohin? Es gab nichts, was sie sich vorstellen konnte. Möglicherweise gab es den Ersten Himmel der Engel gar nicht...
Der Erste Himmel!
Das war es.
Plötzlich gelang es ihr nicht, sich von dem Gedanken daran zu lösen. Das war der Begriff, der sich in ihrem Kopf festsetzte.
Glenda merkte schon bald, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Der Erste Himmel war präsent.
Immer wieder schoss ihr der Begriff durch den Kopf, und sie spürte so etwas wie Sehnsucht, die sie in diese Richtung trieb. Dagegen konnte sie sich nicht wehren und das kannte Glenda. Jetzt hatten andere Kräfte sie übernommen. Es hatte auch keinen Sinn, sich dagegen aufzulehnen, es würde ihr nicht gelingen.
Wenn Menschen in
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