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1784 - Geisterauge

1784 - Geisterauge

Titel: 1784 - Geisterauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das ich nicht sehen kann. Ein Gesicht, eine Gestalt oder so ähnlich. An etwas anderes kann ich nicht denken, das ist eigentlich schlimm, aber...
    Da war die Stimme wieder. »Ich sehe dich weiterhin. Ich spüre deine Angst. Die musst du nicht haben. Du stehst unter meiner Kontrolle. Wenn ich nicht will, dass dir etwas passiert, dann ist das auch so. Hast du verstanden?«
    Sie nickte.
    »Sehr schön. Sei immer darauf gefasst, dass ich zu jeder Zeit alles sehen kann.«
    Sarah fühlte sich plötzlich nackt. Man konnte es mit einem seelischen Striptease vergleichen. In ihrem Innern breitete sich ein Druck aus, eine große Angst durchströmte sie. Allein die Vorstellung, dass sie ständig unter Beobachtung stand, war für sie einfach schlimm.
    Sarah ärgerte sich auch darüber, dass sie kein Wort hervorbrachte und keine Frage stellte. Sie kam sich vor wie ein kleines Kind, das Angst vor dem schwarzen Mann hatte.
    Und dann war es vorbei.
    Von draußen her drang Lärm an ihre Ohren. Die anderen Mädchen der Gruppe kamen. Doch bevor die Tür aufflog, warf Sarah Lane noch einen Blick gegen die Decke.
    Das Auge dort war verschwunden.
    Sarah schloss die Augen, wartete einen Moment, schaute dann wieder zur Decke und musste erkennen, dass das Bild geblieben war. Es gab dort kein Auge mehr.
    Großartig darüber nachdenken konnte sie nicht. Denn jetzt wurde die Tür geöffnet und die Mädchen stürmten in den Umkleideraum. Sie erfüllten ihn mit ihren Stimmen, und der Trainer musste sich schon anstrengen, um gehört zu werden.
    »Wie geht es dir?«, fragte er Sarah.
    Die schaffte es, den Kopf anzuheben und zu lächeln. »Schon wieder etwas besser.«
    »Dann ist es ja okay, oder?«
    »Klar, es ist alles okay.«
    »Schön.« Der Mann strich über Sarahs blonde Haare, bevor er sie allein mit ihren Gedanken ließ.
    Nichts ist okay!, dachte sie, gar nichts...
    ***
    Der Abend kam. Und damit auch die Zeit, ins Bett zu gehen. Sarah Lane hatte in den vergangenen Stunden versucht, alles zu vergessen, doch das war ihr nicht gelungen. Immer wieder drängte sich das Erlebte in ihre Gedanken hinein. Das war nicht normal gewesen, so etwas konnte es nicht geben. Ihren Eltern hatte sie nichts davon erzählt. Sie hätten ihr sowieso nicht geglaubt und nur den Kopf geschüttelt, deshalb hatte sie geschwiegen.
    Ihrer Mutter war aufgefallen, wie still sie gewesen war. Das war so gar nicht ihre Art, aber sie hatte auf Fragen nur geantwortet, dass sie sich müde fühlte.
    Das war akzeptiert worden. Zudem wollten die Eltern an diesem Abend weg. Freunde erwarteten sie zum Kartenspiel. Sie wären zu Hause geblieben, hätte ihre Tochter sie darum gebeten. Das hatte sie nicht getan, und so waren die Eltern gegangen. Die Mutter hatte Sarah noch einen Tee gekocht, sie zum Abschied geküsst und gelächelt. Dann war sie zusammen mit dem Vater gegangen.
    Sarah war allein.
    Das hatte ihr im Prinzip nie etwas ausgemacht. Sie zählte nicht zu den weinerlichen Typen, sie konnte auch allein zurechtkommen. Verhungern würde sie nicht, verdursten auch nicht, zudem gab es die Glotze oder den Laptop, da ging die Zeit schon rum.
    Das war immer so gewesen, das würde sich auch nicht ändern. Und doch war an diesem Abend alles anders. Tagsüber war etwas passiert, für das sie auch bis zum Abend keine Erklärung gefunden hatte. Sie wusste weiterhin nicht, woher dieses Auge gekommen war, und würde damit leben müssen.
    Angst hatte sie auch davor, dass es wieder zurückkehrte und sie beeinflussen wollte. Da hätte sie nicht gewusst, was sie tun sollte.
    Der Abend war da. Aber noch nicht die Dunkelheit. Die würde sich noch Zeit lassen. Zur Wohnung gehörte auch ein Balkon, auf dem die Mutter Blumen züchtete. Dort hielt sich Sarah gern auf, wenn das Wetter es zuließ. An diesem Abend war es möglich, und so ließ sie sich in einem Sitz nieder. Sonst saß ihre Mutter dort und las. Das war Sarah nicht möglich. Sie konnte nicht lesen, denn sie schaffte es nicht, sich zu konzentrieren. Sie musste immer wieder an die Ereignisse des Vormittags denken. Sie hatten sich in ihr regelrecht eingegraben.
    Wenn sie über die Brüstung des Balkons schaute, blickte sie in einen geräumigen Innenhof.
    Wer hier lebte, konnte sich glücklich schätzen, aber er brauchte auch entsprechend Geld, um das alles bezahlen zu können. Es war eine Eigentumswohnung, in der die Lanes lebten. Der Vater hatte sie geerbt von seinen Eltern, und von den Lanes dachte niemand daran, das kleine Paradies hier in

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