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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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peitschten Dreck und grober Sand durch die Atmosphäre - schmutziggraue Schleier, die gnädig das zernarbte Antlitz des Planeten verhüllten. Mollen war nur noch eine gigantische Abraumhalde, aus deren Tiefe beklemmender Modergeruch emporstieg.
    Die Stürme trugen den Sand weit in die Atmosphäre hinauf.
    Verbissen blickte Dao-Lin-H'ay auf die Monitoren der Außenbeobachtung. Von einem Augenblick zum anderen waren die Konturen der Oberfläche verwischt, hatten sich Staubschwaden in unbegreiflichen Eruptionen aufgeschwungen; mittlerweile glich die Oberfläche über weite Entfernungen hinweg einer unaufhaltsamen, düsteren Flut. Wehe dem Menschen, der diesen Naturgewalten ungeschützt ausgeliefert war. Der Sturm hatte Orkanstärke erreicht.
    „Die Operas sammeln sich noch immer", sagte Alo-Sin-Piau. „Für mich steht außer Zweifel, daß sie angreifen werden."
    Die Ortungen durchdrangen das brodelnde, fließende Chaos. Die Zahl der angezeigten schwachen Energiequellen lag inzwischen bei annähernd fünftausend. Jeder Punkt ein Opera-Roboter, und die Mehrzahl von ihnen wohl die schwerbewaffneten Blauen - eine beachtliche Armee, die sich da vereinte.
    „Solange der Orkan tobt, bleiben wir verschont." Dao-Lin-H'ay gab sich zuversichtlich, obwohl sie längst ein nagendes Unbehagen spürte. SERUNS und Paratronschirme waren kein Allheilmittel, zumal sich abzuzeichnen begann, daß die Galaktiker in NETWORK an zwei Fronten zugleich kämpfen mußten.
    Die Übernahme der Orbitalstation durch die ehemaligen Phasenspringer war andernorts sehr wohl bemerkt worden. Die immer noch wachsende Zahl der Operas bewies es.
    „Es wird Zeit, daß wir etwas tun ..."
    Das jähe Gefühl einer nahen Bedrohung ließ Dao-Lin-H'ay verstummen. Mit untrüglichem Instinkt spürte sie die Veränderung, noch bevor das Unheimliche sich manifestierte.
    Den Paratronschirm ihres SERUNS aktivieren und nach dem bereitliegenden Kombistrahler greifen war eine einzige geschmeidige Bewegung. Auch Alo-Sin-Piau reagierte, jedoch bedeutend langsamer.
    Ein Schatten löste sich aus der aktivierten Bildschirmgalerie, ein undefinierbares düsteres Etwas.
    Dao-Lin-H'ay wich zurück.
    Der Vorgang war unheimlich. Als hätte die Wiedergabe des tosenden Sandsturms ein gewaltiges Monstrum geboren, reckten sich dürre, schattenhafte Spinnenfinger den Kartanin. entgegen.
    Das alles geschah wahnsinnig schnell. Der Kartanin blieb keine Zeit zu registrieren, was aus wogender Schwärze geboren wurde. Sie feuerte. Der Thermostrahl zerfetzte die Bildschirme, ließ sie in glutenden Explosionen auseinanderfliegen. Eine Feuerwalze rollte durch den Raum, brach sich an den nahen Wänden und flutete zurück, schwappte gierig an den beiden Kartanin empor, die im Schutz ihrer Paratronschirme wie Felsen in der Brandung standen.
    Immer noch hielt Dao-Lin-H'ay die Finger am Auslöser, jagte sie die tödliche Glut dem Angreifer entgegen. Durch die vorgeschalteten Filter sah sie Schatten, die sich ruckartig bewegten, die im einen Moment weit entfernt zu sein schienen, aber schon im nächsten zum Greifen nahe vor ihr aufwuchsen.
    Eine verzerrte Fratze. Undefinierbar, unheimlich. Ausdruck ihrer überreizten Nerven? Sie hielt mitten hinein in dieses Gesicht, das in einem aufstiebenden Funkenregen zu zerplatzen schien.
    „Wo ist Tekener?" keuchte sie. „Wo..."
    Androgynen meldeten sich über Funk. Zwei Gruppen hantierten in der Nähe, sie hatten die Schüsse und Explosionen geortet. Eine Verbindung brach mitten im Wort ab, die andere kurz danach.
    „Was immer es war, es ist wieder fort", dröhnte Alo-Sin-Piaus Stimme heiser aus dem Akustikfeld.
    Der Kartanin hatte recht. Abgesehen von der Verwüstung ringsum deutete nichts mehr darauf hin, daß Dao-Lin-H'ay angegriffen worden war.
    Gab es überhaupt einen realen Gegner? Oder hatte die Station einen Psychofeldzug gegen die Besatzer begonnen, der über kurz oder lang dazu führen mußte, daß sie sich gegenseitig zerfleischten? Die Unsterbliche konnte sich des wachsenden Unbehagens nicht mehr erwehren.
    Hastig, beinahe zu hastig, sicherte sie den Strahler.
    Minuten später stand sie vor den Überresten einer Androgynen-Gruppe - ein bizarres Konglomerat aus Stahl, geschmolzen, verdreht und wieder erstarrt. Von den Wracks strahlte noch eine deutlich wahrnehmbare Hitze aus.
    Auch die zweite Gruppe war vernichtet.
    Zerstört durch psychische Beeinflussung? Dao-Lin-H'ay verwarf ihre Überlegungen wieder. Obwohl nicht zu fassen, erschien der Gegner

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