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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mandelliano leise.
    „Wir bringen sie nach Thorsen zurück."
    Das klang beinahe so, als hätte er gesagt, sie werden auf Thorsen sterben, weil wir ihnen nicht helfen können.
    Sievens verließ das Steuerpult. Das Wandsegment war provisorisch verankert, die Antigravprojektoren klebten an beiden Seiten. Die herabgebrochene Decke hatte sich verkeilt; sie gab den Blick frei auf ein Chaos ineinander verflochtener Leitungen auf der darüberliegenden Etage.
    Dann sah er die beiden Frauen, eine Ferronin und eine Zaliterin. Sie waren übel zugerichtet.
    Auf provisorischen Antigravtragen, halb von Kleidungsstücken der anderen zugedeckt, wurden sie abtransportiert.
    „Thorsen", formten die Lippen der Ferronin. „Bringt uns nach Thorsen, dort sind wir angekommen."
    Ihr Blick streifte Sievens, schien sich an ihm festzusaugen.
    „Alles wird gut werden", hörte er sich sagen. Entgegen seiner Überzeugung. „Wir arbeiten für euch mit."
    Ruckartig wandte er sich ab und torkelte hinüber zu dem freigelegten Korridor, aus dem immer noch schwacher Feuerschein drang.
    Etliche ihres Trupps kamen ihm entgegen. Das kantige, rötlichgelb schimmernde Gebilde, das ein Ara triumphierend hochhielt, erkannte Sievens sofort. Es war ein Imprint-Würfel. Vor nicht allzu langer Zeit hätten sich die Galaktiker für diesen Besitz noch gegenseitig die Köpfe eingeschlagen.
    Jetzt verrieten ihnen die Würfel, daß sie auf dem richtigen Weg waren.
    „An die Arbeit!" kommandierte Mandelliano. „Keine Müdigkeit vorschützen, Leute, es geht weiter!"
    Der Imprint-Würfel war wertlos geworden, niemand brauchte ihn noch. Zusammen mit dem anderen Schrott schafften sie ihn hinaus.
     
    * 20. November 1220 NGZ.
    Äquatorialstation NETWORK.
    Das Grauen geht um; die Verteidiger machen mobil.
    Lorn Tabbar verstand nicht, weshalb ausgerechnet in dem Moment die große Schalttafel vor ihm aus dem Boden wuchs, als er mit vorgehaltener Waffe den nahezu quadratischen Raum öffnete. Ihm blieb gerade noch genug Platz, sich zwischen dem wuchtigen Element und der Wand hindurchzuzwängen. Der Raum war ansonsten leer, es gab keine Hinweise darauf, daß irgendwann Einrichtungsgegenstände vorhanden gewesen waren.
    „Keine Besonderheiten", meldete der Ertruser. „Hier gibt es keine Schattennischen. - Nichts Unheimliches", fügte er mit spöttischem Tonfall hinzu. Er glaubte nicht an Geister, ließ sich schon gar nicht von den Behauptungen der anderen anstecken. Daß NETWORK angeblich versuchte, die Besatzer loszuwerden, hielt er für ausgemachten Blödsinn. Und daß Atlan und Tolot dem nicht massiv widersprachen, verstand er schön gar nicht.
    Das Schaltelement war so fremdartig wie alle anderen. Es gab keine Schriftzeichen, nichts, was die Enträtselung der Funktionen erleichtert hätte.
    „Geht inzwischen weiter!" forderte er seine Begleiter auf, die im Korridor auf ihn warteten.
    „Vielleicht kann ich endlich mehr über die Schaltfunktionen in Erfahrung bringen."
    „Brauchst du Hilfe?"
    „Warum sollte ich? In ein paar Minuten schließe ich wieder zu euch auf."
    Zögernd berührte er mehrere geometrische Symbole. Geschwungene Linien verbanden sie miteinander. Vielleicht sind das die Schriftzeichen, die wir bislang vergeblich suchen, dachte er.
    Zehn Minuten später stürmten Pudo Kariko und Kain Merlo den Raum. Er war noch immer leer.
    Das Schaltelement, von dem Tabbar gesprochen hatte, lag zerschmettert auf dem Boden.
    Kariko sicherte die Waffe. Verwirrung lag in seinem Blick.
    „Warum hat Lorn sich nicht mehr gemeldet?" fragte er. „Ich hoffe, er ist nicht spurlos verschwunden?"
    „Nein", sagte Merlo. „Das ist er nicht."
    Ein dünnes rotes Rinnsal sickerte unter der Schalttafel hervor. Blut. Die Lache wurde rasch größer.
    Nur mit äußerster Anstrengung gelang es den beiden Ertrusern, die massive Tafel hochzuwuchten. Sie verstanden nicht, wie ein solcher Unfall geschehen konnte. Das umstürzende Element hatte Lorn Tabbar erschlagen.
    „Er muß abgelenkt gewesen sein", behauptete Kariko.
    „Über Funk hätten wir wenigstens einen Aufschrei hören müssen, irgend etwas ..."
    Verständnisloses Schulterzucken. Und die Erkenntnis, daß selbst der SERUN keinen Schutz geboten hatte.
    Erst später, als Androgynen den Leichnam bargen, fiel auf, daß der Schutzanzug im Rückenbereich aufgeschlitzt war. Als hätte eine Desintegratorklinge das äußerst widerstandsfähige Material durchbohrt.
    Lorn Tabbar war nicht unter dem Schaltelement ums I„eben gekommen.

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