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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon damit begonnen, die ersten Trümmer beiseite zu räumen.
    Ohne länger zu zögern, schwang Walter Sievens sich hinter die Kontrollen eines der Traktorprojektoren. Stockend erst, dann lockerer, huschten seine Finger über die Sensorschalter.
    Die beiden mit der Zielpeilung gekoppelten Monitoren leuchteten auf.
    Repariere!
    Endlich spürte Sievens wieder die Faszination eines großen Ziels. Das Flimmern vor seinen Augen, das Gefühl körperlicher Schwäche - beides wie weggeblasen. Die neue Aufgabe faszinierte ihn.
    Auf Zimbag begann sich endlich ein Traum zu erfüllen.
     
    *
     
    Lautlos fraß sich die Schnittlinie durch die Stahlwand. Es dauerte nur Minuten, bis das verkantete Segment, das den Masseortungen zufolge einen schmalen Durchgang in die Tiefe der Fabrik versperrte, herausgetrennt war.
    Traktorstrahlen hielten die etliche Dutzend Tonnen schwere Wand in ihrer Schräglage fest, bis sie sich langsam und ruckartig in Bewegung setzte.
    „Die Antigravprojektoren!" brüllte der Oxtorner. „Verdammt, warum heftet ihr nicht endlich die Projektoren an?"
    Rauch quoll ihnen entgegen, im Hintergrund zuckte Feuerschein auf. Wahrscheinlich wurde die Glut durch den eindringenden Sauerstoff neu angefacht.
    Knirschende Erschütterungen in der Höhe, ein Teil der geborstenen Decke neigte sich herab und prallte dröhnend auf das Wandsegment. Absplitternde unterarmlange Segmente schwirrten wie Geschosse umher.
    „Wo bleiben die Projektoren?"
    Die Tirade des Oxtorners verstummte im Prasseln eines Lichtbogens. Energieführende Teile des Deckenabschnittes entluden sich innerhalb von Sekundenbruchteilen. Der jähen Helligkeit folgte sengende Hitze; Stahl wurde glutflüssig, ergoß sich über die schräge Wand auf den Boden.
    Nur die Vibrationen verrieten Sievens, daß der Traktorstrahl außer Kontrolle geriet. Immer noch explodierten grelle Sternschnuppen vor seinen Augen, stach die blendende Helligkeit wie mit Nadeln in seine Pupillen.
    In dem Moment dachte er nicht daran, daß er vielleicht für immer blind sein würde. Seine Finger tasteten über die Sensoren, weil er verzweifelt versuchte, das zusammenbrechende Zugfeld zu stabilisieren. Sobald die Wand kippte, würde alles einstürzen.
    Fünfzig Meter tief waren sie in den letzten Stunden vorgedrungen und hatten sich im Schweiße ihres Angesichts jeden Fußbreit erkämpft. Der Rückschlag erfüllte Walter Sievens mit unbändigem Zorn. Ohne Sichtkontrolle den Traktorstrahl zu steuern, war Wahnsinn; eine einzige falsche Schaltung konnte vielen Galaktikern das Leben kosten.
    Verzweifelt kniff er die Augen zu, schüttelte den Kopf. Nichts wurde dadurch besser.
    Aber waren da nicht schemenhafte Konturen? Leitungsstränge hingen vor der Wand aus der Höhe herab.
    „Bist du wahnsinnig?" gellte Mandellianos Stimme neben ihm. Joacquim stieß ihn zur Seite, führte selbst eine Reihe von Schaltungen aus.
    Gleich darauf ebbten die durch Mark und Bein gehenden Erschütterungen ab, das dumpfe Dröhnen verstummte.
    „Das war knapp." Mandellianos Finger krallten sich in Sievens' Oberarme. „Verdammt, was war los mit dir, wolltest du alle um...?" Die Stimme verstummte. Sievens spürte eine Berührung an seiner Stirn, und erst jetzt wurde ihm bewußt, daß seit kurzem Feuer durch seinen Schädel pulste.
    „Der Splitter hat ihm fast die Stirn aufgerissen. Wir müssen die Blutung stillen. Beeilt euch!"
    Seltsam. Was Mandelliano sagte, berührte ihn kaum. Selbst wenn er verletzt war, konnte ihn das nicht daran hindern, die Arbeit schnellstens fortzusetzen. Die Reparaturen durften nicht ins Stocken geraten.
    Flüssiges Wundplasma wurde auf seine Stirn gesprüht. Der Schmerz tobte vorübergehend schier unerträglich. Sievens biß sich auf die Hand, um nicht aufzuschreien. Für einen Moment fragte er sich, ob Mandelliano das Plasma zwischen all der High-Tech gefunden hatte. Wahrscheinlich. Aber im Grunde war es unwichtig.
    Endlich wuchsen die Schemen zu einer halbwegs deutlichen Wahrnehmung zusammen. Sievens blickte in besorgte Gesichter.
    „Wir schicken dich zurück zu einem anderen Karussell..."
    „Unsinn!" brauste er auf. „Ich mache hier weiter."
    Seine Bewegung war zu hastig, er taumelte, mußte sich festhalten.
    „Der Knochen ist abgesplittert. Es wird besser sein..."
    „Nein!"
    Er rang nach Atem. Nur nicht die Schwäche anmerken lassen. Lachen. Und dann weiterarbeiten, als wäre nichts geschehen.
    „Zwei Frauen wurden durch den verflüssigten Stahl schwer verletzt", sagte

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