1786 - Katzenhölle
aufzuklären?«
»Sicher. Sie war auch auf dem Hof und hat dort nach den Killern gesucht.«
»Hat man sie denn gefunden?
»Nein.«
»Man fand Katzen«, sagte eine der beiden Frauen und schaute Glenda ins Gesicht. »Sie konnte man schlecht als Killer anklagen, und überhaupt wäre das lächerlich gewesen, Katzen als Mörder anzusehen.«
»Obwohl man davon sprach«, sagte der Mann.
»Wie?«, fragte Glenda.
»Ach, das waren nur Gerüchte, weil es keine konkreten Anhaltspunkte gab. Wir wissen es hier ja auch nicht, da bin ich ehrlich genug. Es ist ein großes Problem, das ich nun wirklich nicht lösen kann.«
»Von den Katzenmördern?«
»Ja, ja.«
Eine Faust wurde auf den Tisch geschlagen. »So muss man das sehen.«
»Und dann ist da noch etwas«, sagte eine der beiden jungen Frauen. »Man hat entsprechenden Spuren an den beiden Leichen entdeckt.«
»Wie das denn?«
»Kratzspuren.«
»Ach? Durch Krallen?«
»Ja, durch Krallen, und sie haben so tiefe Wunden gerissen, dass die Menschen daran starben. Sie wurden durch die Krallen getötet.«
»Aber das ist nicht sicher«, sagte Glenda.
»So ist es«, sagte der Mann. »Es hält sich nur das Gerücht. Keiner weiß etwas Genaues. Aber dieser Hof, der wird gemieden. Etwas bleibt von den Gerüchten immer hängen.«
Glenda nickte. »Klar, das kann ich mir vorstellen.«
»Und Sie wollen hin?«
Sie hob die Schultern. »Ja, das hatte ich vor.«
»Warum denn?«
Jetzt waren drei Augenpaare auf Glenda gerichtet, und sie musste sich schon etwas einfallen lassen, um glaubwürdig zu bleiben. Das gelang ihr schnell.
»Ich will mit offenen Karten spielen. Es weiß ja jeder, dass London fast unbezahlbar ist. Die Mieten, die Grundstücke. Ich arbeite für ein Maklerbüro, und wir sind auf der Suche nach neuen Grundstücken, die man erwerben kann, ohne dass gleich riesige Summen bezahlt werden müssen. Das ist mein Job.«
»Aha.« Der Hutträger grinste. »Und hier in Chesham werden Sie das finden?«
»Nein, in der Umgebung. Ich weiß, dass es auch hier nicht besonders preiswert ist, aber mit London können die Preise hier nicht verglichen werden.«
»Und Sie denken an den Hof?«, fragte eine der beiden Frauen.
»Auch.«
»Okay, das ist Ihr Job. Fahren Sie hin …«
»Und was werde ich finden?«
»Leere.«
»Ach.«
»Menschenleere. Keiner weiß so recht, ob da noch jemand lebt und wer es dann ist. Ich rechne damit, dass es mehr Katzen sind, die Sie finden werden.«
»Die kann ich ja wohl nicht fragen.«
»Eben.«
»Danke, ich werde trotzdem fahren, wenn Sie mir sagen, wie ich dorthin komme.«
»Das ist leicht«, sagte der Mann. Er begann mit der Wegbeschreibung, und Glenda hörte genau zu.
Danach bedankte sie sich und ging zurück zu ihrem Smart. Sie hatte einiges erfahren. Wichtig war jedoch, dass sie wusste, wohin sie musste, um den Hof oder was immer sie auch finden würde zu erreichen.
Sie stieg ein, startete und musste wenden. Durch die Ortsmitte brauchte sie nicht zu fahren, was ihr schon recht war. Sie konnte auf dem platten Land bleiben und rollte hinein in die Einsamkeit. Durch diese Gegend fuhr um diese Zeit kaum jemand.
Glenda erreiche eine Landstraße und wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. Irgendwann würde sie die Straße verlassen müssen. Man hatte ihr gesagt, dass sie den Hof schon sehen würde, und darauf hoffte sie.
Es dämmerte. Ein eigenartiges Zwielicht entstand, das den Augen nicht gut tat. Glenda musste aufpassen, um den Weg nicht zu verpassen, und sie gab nur wenig Gas. Sie fuhr recht langsam, man konnte sogar von einem Schleichen sprechen. Dennoch wurde sie nicht überholt. Sie überholte dafür zwei Fahrradfahrer, sah eine geschwungene Linkskurve vor sich und erinnerte sich daran, dass der Mann am Tisch auch von dieser Kurve gesprochen hatte.
Glenda schaute jetzt noch aufmerksamer in die Gegend. Denn bis zur Abzweigung war es nicht mehr weit. Und tatsächlich, plötzlich war sie da. Rechts von ihr erkannte sie im Hintergrund der Felder die beiden Gebäude.
Glenda war zufrieden. Dann bog sie ab auf einen schmalen Feldweg, der sie zum Ziel brachte. Mit dem schmalen Smart kam sie gut durch. Der unebene Boden ließ ihn hüpfen.
Glenda hatte das Licht der Scheinwerfer gelöscht. Sie fuhr im Dunkeln auf den Hof zu, denn sie wollte nicht unbedingt gesehen werden.
Sie dachte an John Sinclair. Wenn er in der Nähe war, dann würde sie auch seinen Rover sehen müssen.
Glenda spürte ihre Nervosität. Auf ihrem Rücken
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