1786 - Katzenhölle
lauernd an. »Sie sind mir ein wenig zu neugierig. Letztendlich sind wir einander fremd.«
»Sorry, das stimmt. Aber so etwas bringt eben der Beruf mit sich. Und darüber sollten wir auch noch reden.«
»Mal schauen, aber Feierabend machen Sie nie, oder?«
Glenda lachte leicht unecht. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil Sie um diese Zeit noch beruflich unterwegs sind. Das meine ich.«
»Ach ja, natürlich. Wer etwas bringen will, der muss was tun und darf nicht immer gleich an Feierabend denken.«
»Ja, das kann man so sehen.«
Glenda nickte. »Gehen wir dann?«
»Gern, kommen Sie.«
Glenda ließ sich von der freundlichen Art der Frau nicht täuschen. In Wirklichkeit konnte sie ganz anders denken, aber Glenda sah sich auch nicht unbedingt in Lebensgefahr. Sie dachte mehr an John Sinclair, von dem sie bisher keine Spur entdeckt hatte. Und auch seinen Wagen hatte sie nicht gesehen.
»Was machen wir genau?«
Kitty Lavall lachte. »Wir haben Zeit. Wie gehen jetzt erst mal ins Haus. Ich koche uns einen guten Kaffee, und danach fangen wir an zu rechnen.«
»Bitte?«
»Ja, wir rechnen mal aus, was das Grundstück hier bringen könnte. Ich besorge die genauen Maße und bin davon überzeugt, dass Sie überrascht sein werden.«
»Wie Sie wollen.« Begeistert war Glenda zwar nicht, aber sie musste in den sauren Apfel beißen, wenn sie vorankommen wollte. Erst mal gute Miene zum bösen Spiel machen.
Glenda hielt die Augen schon offen, als sie auf eines der beiden Häuser zugingen. Ihr schoss einiges durch den Kopf, aber sie glaubte nicht daran, dass diese Kitty sie zu John Sinclair bringen würde. Sie traute ihr nicht. Glenda vermutete, dass man ihr etwas vorspielte, und sie war gespannt darauf, den Grund zu erfahren.
Je weiter sie gingen, umso deutlicher wurde ihr klar, dass sie sich hier auf einem Gelände bewegte, das ihr nicht freundlich gesinnt war. Hier konnte es Ärger geben, obwohl es nicht danach aussah. Glenda wollte auch keine weiteren Fragen stellen, doch an einer hatte sie sich festgehakt.
Sie musste sie loswerden.
»Ich sehe da die Schlinge. Was bedeutet das? Soll hier jemand aufgehängt werden?«
Kitty Lavall lachte nur. »Nein, aber sie hängt dort nun mal. Ich denke, dass wir damit schon unseren Spaß haben können.«
»Seltsamer Spaß.«
»Die Schlinge stammt noch vom Vorbesitzer.«
»Und wer war das?«
Kitty Lavall drückte die Tür auf. »Ach, das ist nicht wichtig. Es gibt ihn nicht mehr.«
»Ist er gestorben?«
»So ähnlich.«
Glenda sah, dass auch die Katzen mitkamen. Sie schienen wichtig für Kitty Lavall zu sein. Erst als auch die letzte Katze das Haus betreten hatte, schloss sie die Tür wieder.
Glenda stand bereits im Wohnraum, der ziemlich groß war. Sie nahm den Katzengeruch wahr und konnte sich vorstellen, dass dieser Raum von mehreren Katzen bewohnt wurde. Mit langsamen Schritten ging sie weiter, schaute sich die Einrichtung an und fühlte sich mehr als unwohl. Über ihren Rücken kroch eine Kälte, die sie als Warnung auffasste. Sie wusste nicht, wovor sie gewarnt werden sollte, und drehte sich dann schwungvoll um.
Es war genau der Augenblick, an dem Kitty die Katzen losgeschickt hatte. Vier Tieren waren es, die auf Glenda Perkins zujagten, dann vor ihr in die Höhe sprangen und kein zweites Mal springen mussten, um ihr Ziel zu erreichen.
Glenda spürte die Aufschläge an ihrem Körper. Zwei Katzen saßen plötzlich auf ihren Schultern. Zwei andere hatten sich in Höhe der Hüften in ihrer Kleidung verkrallt und wollten auch so schnell nicht wieder loslassen.
Kitty Lavall lachte. »Tolles Bild, was?« Lässig schlenderte sie näher. »Wirklich super.«
Dem konnte Glenda nicht zustimmen. »Was soll das?«, fragte sie.
»Das ist ganz einfach«, erwiderte die Lavall. »Bisher war alles recht easy. Die Zeiten sind vorbei. Wenn ich will, beißen die Katzen blitzschnell in deine Kehle. Dann fließt Blut. Und das nicht zu knapp. Aber ich will noch nicht. Ich will nur wissen, wer du wirklich bist. Und da gebe ich dir drei Sekunden Zeit bis zur Antwort …«
***
Die Katzen waren schnell, aber ich war es auch. Es war gut, dass ich sie nicht aus den Augen gelassen hatte, denn als sie sprangen, konnte ich genau abschätzen, wohin sie wollten. Sie hätten ihre Krallen in meine Kleidung und dann auch in meine Haut schlagen können, aber ich wich ihnen aus. Ich sah sie durch die Luft fliegen, ich sah, dass sie mit den Tatzen schlugen, aber sie erwischten mich nicht, weil
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