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1787 - Die Sklaven des Bezirks

Titel: 1787 - Die Sklaven des Bezirks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Qualen, wenn das Phantom in ihm aufstieg wie eine dunkle Wolke, die sich verdichtete zu einem Schwarzen Loch, in das er hineingerissen werden sollte.
    Wem war er eigentlich noch verantwortlich? Hatte er nicht genug getan, um Adams und die Wahrheit über sich zu finden? Sollte das Martyrium niemals zu Ende sein?
    „Bruder...!"
    Er schrak auf, als er eine Berührung an seinem rechten Fuß spürte. Cyrn beugte sich weiter vor und trat instinktiv nach dem Mann, der sich an ihm hochzuziehen versuchte. Es war einer von denen, die nur noch kriechen konnten. Seine Kombination hing ihm in Fetzen vom zerschundenen Leib.
    Arme und Beine waren völlig frei und teilweise von Narben und Blutschorf übersät.
    „Ich kann dir nicht helfen", krähte Cyrn. „Geh!"
    Jetzt sah er, daß der andere blind war. Er mußte an den Kantinen vorbeigekrochen sein und ihn husten gehört haben. Sein Gesicht war voller roter Flecken. Erste Anzeichen einer Seuche, oder nur der Mangel an den lebensnotwendigen Stoffen, die jeder menschliche Körper benötigte?
    Bei dem Mangel an diesen Stoffen und dem damit verbundenen allmählichen Ausfall des Immunsystems wäre auch der Ausbruch einer neuen oder alten Seuche ganz bestimmt kein Wunder gewesen.
    Der Mann ließ den einmal ergriffenen Fuß nicht los, als wäre er der letzte Anker, an den er sich in diesem Leben noch klammern konnte.
    „Bitte, Bruder...! Wir sind doch alle... verloren ... Wir..."
    Cyrn holte tief Luft, rutschte von dem Container herab und landete plump neben dem Bettler, von dem er nicht einmal wußte, was dieser eigentlich von ihm wollte. Er war kein Mediziner. Er hatte keine Nahrungskonzentrate, keine Arznei.
    „Ich kann dir nichts geben", wiederholte Cyrn. Er nahm die Hand des anderen in die eigenen und löste Finger für Finger von seinem Fuß. Der Sprung vom Container hatte erneut Kraft gekostet. Cyrn half dem Mann, sich aufzurichten, und stützte ihn mit einem Arm.
    „Ich werde dich zur Kantine bringen", verkündete er. „Dort mußt du dir selbst helfen. Ich bin nicht..."
    Er ließ ihn fallen. Seine Augen sahen an den Kantinen vorbei, in Richtung des Fernkarussells mit seinen farbigen Feldern.
    Er achtete nicht mehr auf das Wimmern des Mannes am Boden. Er konnte es nicht mehr. Cytas heftiger Protest erstickte ebenso im Keim wie Cyrns Vorhaben, den barmherzigen Samariter für einen von dreißig Millionen zu spielen.
    Sie sah mit seinen Augen, und sie sah die Korvette aus dem staubverschleierten Himmel kommen, wie vom diffusroten Sonnenball ausgehaucht, und auf ihren Antigravf eidern zur Landung ansetzen.
    Das erste Schiff, Cyrn! dachte Cyta. Seit dieser ganzen Zeit hier auf diesen furchtbaren Planeten! Sie Haben uns endlich gefunden! Sie kommen uns holen, Cyrn! Sie werden uns retten und ...
    Ihre aus der Agonie aufgewirbelten Gedanken verstummten, als ihr bewußt wurde, wer noch durch Cyrn Dows Augen sah.
    Und Cyrn spürte, wie die Spinne ihr Versteck verließ und langsam vorwärts zu kriechen begann, ins Zentrum seines Verstands.
    Das war es also gewesen.
     
    *
     
    Es war nicht Homer G. Adams, der aus dem ersten der drei ausgeschleusten Shifts stieg. Es war auch nicht Michael Rhodan. Es war zwar einer der Unsterblichen, aber keiner, mit dem Cyrn je viel hatte anfangen können.
    Myles Kantor, dachte er, während er die tastenden Schritte der Spinne in seinem Bewußtsein spürte und instinktiv Schutzwälle errichtete. Cyta half ihm mit etwas Verzögerung dabei.
    Es ist egal geworden, wer von ihnen es ist, Cyrn, vernahm er den tapferen Appell seiner Schwester. Er muß uns helfen. Er wird uns zu den anderen bringen.
    Cyrn zögerte, während die Spinne in ihm näher kam, größer und dunkler wurde.
    Er verstand plötzlich vieles, das er längst hätte begreifen müssen. Der ehemalige Hanse-Spezialist hatte sich wie ein dummer Junge von seinem Dämon in trügerischer Sicherheit wiegen lassen.
    Cynan, sein hundertmal verfluchter, mörderischer Vater, hatte ihn vom suggestiven Reparaturzwang freigehalten. Er hatte sich still verhalten, nur um Cyrn und Cyta nicht auf das doch Naheliegende kommen zu lassen.
    Cynan Dow war in seinem Sohn wiedererwacht und hatte seitdem versucht, zunächst von Cyrns Geist und dann von seinem Körper sowie den in ihm schlummernden parapsychischen Gaben Besitz zu ergreifen. Er wollte eine Rache vollziehen, die so wahnwitzig war wie seine eigene Existenz.
    Seitdem die Imprint-Outlaws aus der Milchstraße und den Nachbargalaxien durch den zweiten Imprint -

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