1787 - Maras Blutlust
jetzt sah ich, wer sie wirklich war, eine Vampirin …
***
Und sie zögerte nicht einen Moment. Sie wollte mich, sie wollte mein Blut, und so stürzte sie sich auf mich.
Ich spürte noch immer den Druck des Geländers hinter mir, aber ich durfte mich nicht nach hinten beugen, dann wäre ich gefallen.
Das aber wollte die Angreiferin. Mich über das Geländer stoßen, damit sie freie Bahn hatte. Sie sprang mich an.
Es war mein Glück, dass ich noch rechtzeitig genug hatte reagieren können. Ich hatte mich nach vorn geworfen und wollte den Angriff erst mal stoppen.
Wir prallten zusammen.
Keiner wollte nachgeben. Der Blutsaugerin gelang es, ihre Finger in meine Schultern zu krallen.
Ihr Gesicht sah ich dicht vor mir. In der dunklen Haut fielen die Augen besonders auf. Ich sah das Weiße darin leuchten, ich sah auch den offenen Mund, hörte das leise Keuchen und nahm den Geruch wahr, der mir aus der Öffnung entgegen strömte.
Nein, das war schon ein Gestank. Säuerliche Fäulnis wehte gegen meine Nase. Ich war praktisch gezwungen, die Luft anzuhalten, und ich wusste, dass ich nicht in dieser Lage bleiben konnte. Ich musste etwas dagegen tun.
Es war mir egal, ob ich dabei Schmerzen verspürte, ich rammte meinen Kopf nach vorn und traf mit meiner Stirn die der Blutsaugerin. Ich hörte das knackende Geräusch, aber keinen Schrei, denn den Schmerz spürte nur ich und nicht die andere Seite.
Doch ich hatte etwas erreicht. Ihr Körper glitt nach hinten, die Hände rutschten ab, ich bekam wieder mehr Bewegungsfreiheit.
Eine wie diese Person durfte nicht länger existieren. Sie war jetzt wütend geworden und starrte mich an. Ihr Gesicht war eine einzige Fratze, die Zähne schimmerten hell, und ich wollte mich auf keinen langen Kampf mehr einlassen.
Es war keine Zeit, das Kreuz zu ziehen, die Beretta hätte ich schon ziehen können, aber auf sie verließ ich mich auch nicht. Mareks Pfahl hatte mir schon mal gute Dienste geleistet und er würde mich auch jetzt nicht im Stich lassen.
Ich riss den Pfahl hervor und sah das Ziel dicht vor mir. Als ich ausholte und zustieß, dachte ich an meinen Freund Frantisek Marek, und ich traf voll.
Die Spitze riss ein Loch in den Körper. Dann fuhr der Pfahl selbst in ihn hinein, und ich hörte noch ein Knirschen, als er den Körper durchbohrte.
Die Blutsaugerin schien an dem Pfahl zu hängen. Sie dachte nicht mehr daran, mich anzugreifen, sie war plötzlich erstarrt. Ihre Arme hingen nach unten, ich hatte das Gefühl, eine Puppe in der Körpermitte aufgespießt zu haben.
Ich bewegte den Pfahl, sorgte dafür, dass die Vampirin ins Zittern geriet, und zerrte die Waffe dann aus dem Körper.
Mein Blick blieb dabei auf die Person gerichtet, die sich auf den Beinen hielt, aber leicht schwankte. Ich sah den völlig leeren Blick der Augen und wusste, dass ich es geschafft hatte.
Dann kippte sie um.
Ich ging nicht hin und fing sie auf, sondern ließ sie fallen. Sie prallte auf den Boden, und erst jetzt schaute ich mir ihre Brust genauer an.
Es war mal wieder ein Volltreffer gewesen. Das zu sehen tat mir gut. Die Waffe hatte den Körper aufgerissen und eine breite, aber auch tiefe Wunde hinterlassen.
Der Blick der Vampirin war gebrochen. Ich konnte mir auf die Schulter klopfen. Das hätte ich gern getan, wenn es der Abschluss dieses Falls gewesen wäre, doch das traf leider nicht zu. Ich stand erst am Anfang. Die Cavallo hatte mir mal wieder eine Verbündete auf den Hals geschickt in der Hoffnung, dass ich sie nicht schaffte.
Allerdings hätte sie sich auch denken können, dass diese Vampirin kein großes Problem für mich war. Sie hatte mich bestimmt nur ärgern wollen.
Einmal hatte ich sie ja gesehen. Am Ende der Treppe war sie für einen Moment aufgetaucht. Jetzt schickte ich meinen Blick wieder in die Höhe, aber dort gab es nichts mehr zu sehen.
Ich ging die Treppe hoch. Ich war gespannt, achtete sehr auf meine Umgebung, wobei ich nichts Verdächtiges hörte oder sah.
War erwartete mich oben?
Ich wusste es nicht.
Ich ging langsam die Stufen hoch. Ich konnte mir Zeit lassen, denn es trieb mich nichts. Ich warf auch einen Blick nach unten und damit über das Geländer hinweg. Zu sehen war niemand. Es gab keine Verfolger, und auch am Ende der Treppe ließ sich niemand blicken.
Ich erreichte den Bereich der dritten Etage, ohne dass mir etwas passiert wäre. Ich blickte mich um und stellte fest, dass ich erneut in einem Flur stand. Nur bekam ich hier ein anderes Bild zu
Weitere Kostenlose Bücher