1790 - Erst Feuer, dann Asche
scheinheilig: »Sagt Ihnen der Name dieser Person etwas, meine Herren?«
»Und ob!«, fauchte Bill, »dieses Weib ist …«
»Lass es, Bill!«
»Okay, ich schweige. Aber du weißt, was das bedeutet, John.«
»Bedeuten kann.«
»Auch das.«
Cedric Wayne lächelte, als er sah, dass wir uns nicht einig wurden. »Kann ich irgendwie als Schlichter wirken?«
»Nein!«, erklärte ich mit harter Stimme. »Sie wissen, wer die Person ist, die Sie beschrieben haben?«
»Ja, eine Vampirin. Eine die mir wohlgesinnt ist. Die mich unterstützen wird bei meinen Recherchen und Nachforschungen. Da muss ich keine Angst haben.«
»Schön für Sie, dass Sie so denken, aber wissen Sie, wie man diese Person nennt?«
»Nein.«
»Die blonde Bestie«, sagte ich.
Cedric Wayne sah im nächsten Moment so aus, als wollte er in die Hände klatschen. Er ließ es bleiben und schüttelte den Kopf. »Es ist mir egal, wie man sie nennt. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass ich mit ihr gut auskomme.«
»Inwiefern?«
»Das wird sich noch herausstellen. Ich denke, dass wir ein gutes Team werden könnten. Da profitiert der eine vom anderen.«
Sah man es so, konnte ich sogar zustimmen. Aber von der Cavallo konnte man nicht profitieren. Die kochte immer ihr eigenes Süppchen, und sie war immer auf der Jagd nach Blut. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass sie auch das Blut des Autors trinken würde, wenn sie ihren Job hinter sich hatte.
Wayne schaute mich an. Es war mir wohl anzusehen, dass ich mir Gedanken machte.
»He, werden Sie trübsinnig? Ausgerechnet ein Mann wie Sie?«
»Das auf keinen Fall. Ich suche nur nach den richtigen Worten, um Sie von diesem Irrglauben abzubringen, dass Justine Cavallo mit Ihnen zusammenarbeiten würde.«
»Ach, meinen Sie?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Und was, bitte schön, sollte sie daran hindern?«
»Sie selbst. Ihr eigenes Ich. Sie kann Menschen nur benutzen. Genau bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ab dann wird sie sich Ihr Blut holen. Es wird ihr schmecken, aber sie verfolgt auch einen bestimmten Plan. Sie will die Anzahl der Vampire so gering wie möglich halten, und deshalb kann es sein, dass Sie nach dem Biss getötet werden. Tot für immer, wenn Sie verstehen.«
»Ja, ich verstehe.«
»Dann sollten Sie auch nachdenken und sich innerlich schon mal von der Cavallo verabschieden.«
Cedric Wayne überlegte nicht lange. Er schüttelte den Kopf.
»Nein, sage ich. Es wird alles so bleiben, wie es geplant ist. Haben Sie das verstanden?«
»Ja, das haben wir«, sagte ich. »Wir werden Ihnen auch keinen Ratschlag mehr geben. Nur eine Sache noch. Sie haben sich für heute Abend mit ihr verabredet?«
»Habe ich.«
»Und sie kommt gleich zu Ihnen?«, fragte Bill.
»Genau das wird sie tun …«
***
Sean Curtis stand da und schaute auf den toten Jerome Baxter, der bewegungslos vor seinen Füßen lag. Er fühlte sich gut. Er war stolz auf sich. Der Plan, der geschmiedet worden war, hatte sich voll entwickeln können, und das freute ihn. Er war Teil eines großen Spiels gewesen und hoffte, dass man ihn auch weiterhin mit einbeziehen würde.
Jetzt würde er abwarten müssen. Die andere Seite, mit der er Kontakt gehabt hatte, würde sich schon melden. Davon war er überzeugt. Nur den Zeitpunkt musste er ihr überlassen.
Es ärgerte ihn schon ein wenig, dass er die Figuren im Hintergrund nicht kannte. Er hätte gern näheren Kontakt mit ihnen gehabt, obwohl es sich dabei um Vampire handelte. Jerome Baxter war überzeugt gewesen, dass sie existierten, und er lag wohl richtig, denn sonst hätte Curtis nicht seinen Kollegen Conolly und auch diesen Sinclair anlocken können.
In einer Kirche hatte er sich nie wohl gefühlt. Das war jetzt etwas anderes. Er hatte in der Kirche einen Mord begangen und deshalb war es ihm egal, wo er stand.
Er brauchte einen Plan. Es ging darum, im Spiel zu bleiben. Jetzt, wo es richtig spannend wurde, wollte er nicht abtauchen, sondern weiterhin mitmischen. Er hoffte nur, dass niemand in die Kirche kam, um beten zu wollen.
Warten. Vielleicht mal telefonieren. Bill Conolly anrufen, der ja nicht ahnte, auf welcher Seite sein Kollege stand. Und das freute ihn auch. So konnte er die beiden Typen an der Nase herumführen, und das war für ihn das Größte.
Er dachte darüber nach, ob er sich etwas bewegen oder auf seinem Platz hocken bleiben sollte, als ihn etwas irritierte. Zuerst wusste er nicht, was es war, aber es gehörte nicht hierher. Es war etwas
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