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1791 - Die Brut

Titel: 1791 - Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht anlügen. Er brauchte es auch nicht zu tun. Bully hatte in seinem Blick alles gelesen, was es zu berichten gab.
    Bully stieß langsam den Atem aus und ließ den Kopf wieder sinken.
    „Gar nichts?" fragte Belavere Siems mit schmerzhafter Enttäuschung in der Stimme.
    Gonkers mußte sich räuspern, bevor er etwas sagen konnte.
    „Nichts!" Seine Stimme war nur noch ein heiseres, halb ersticktes Krächzen. „Gar nichts!"
    Belavere Siems schluckte und preßte die Lippen aufeinander.
    „Wie lange können wir das noch durchhalten?" fragte sie leise.
    „Lange genug", antwortete Gonkers mit grausamem Zynismus.
    „Genug für wen ...?"
    Dino Gonkers regte sich nicht. Sein Blick wurde starr.
    „Für die da", sagte er tonlos.
    Ohne Geräusch, ohne Warnung waren sie in der Nähe der Gruppe aufgetaucht: Chimären, eine häßlicher als die andere. Sieben, zehn, es wurden immer mehr. Sie scharrten mit den Füßen, schwangen ihre Arme. Die Köpfe ruckten hin und her.
    Nein, jetzt konnte man sie nicht mehr dadurch täuschen, daß man sich nicht bewegte. Sie hatten ihre Fähigkeiten weiterentwickelt, waren ein Stück erwachsener und damit gefährlicher geworden.
    Und sie warteten.
    Worauf?
    Das hatte nichts mit psychologischer Grausamkeit zu tun. Sie warteten nicht, weil sie ihre Opfer damit quälen wollten. Sie waren einfach unschlüssig.
    Drei der Wesen jagten los, rannten quer durch den Raum. Eine der Bestien hielt genau auf Gonkers zu, der zu entsetzt und zu kraftlos war, um sich zu regen. Er brachte nicht einmal eine schwache Handbewegung zuwege, als ihn die Kreatur erreichte - und ihn durchdrang. Sie rannte einfach durch ihn hindurch, und Dino Gonkers hatte das Gefühl, als würde sein ganzes Selbst auf den Kopf gestellt, als würde ihm das Innerste nach außen gekehrt. Es gab kein Gefühl, das man damit hätte vergleichen können; diese Empfindung, grauenvoll und einzigartig, ließ sich in herkömmlichen Begriffen nicht ausdrücken.
    Hinter Gonkers schlug die Chimäre einen Purzelbaum; man hätte glauben können, sie amüsiere sich.
    Reginald Bull atmete schwer; die beiden Frauen standen schreckensstarr, die Augen weit geöffnet, die Gesichter fahle Masken des Entsetzens.
    Abermals eine Bewegung.
    Eine weitere Kreatur war aufgetaucht, einige Meter von den anderen entfernt. Sie war entschieden größer, in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten. Dieses Scheusal, Dino Gonkers wußte es im selben Augenblick, war keine instinktgepeitschte Bestie, dieses Monster war intelligent. Es wußte, was es tat und wollte.
    Belavere Siems stieß ein halblautes Gemurmel aus, vielleicht ein Stoßgebet.
    Die große Kreatur war der Anführer, das war offensichtlich. Die anderen duckten sich, zuckten zurück.
    Die große Chimäre sprach nicht, aber sie hatte offenbar andere Möglichkeiten, sich mit ihren Artgenossen zu verständigen. Vielleicht Telepathie? Jedenfalls reichte eine einzige herrische Geste aus, die Kreaturen in Aktion treten zu lassen.
    Die große stürzte sich auf Bully und packte ihn. Der Terraner stöhnte nur dumpf auf. Die anderen sprangen Belavere Siems an und Fherrl Checkert.
    Dino Gonkers bekam es nur halb mit. Seine ganze Wahrnehmung war auf die beiden Monster konzentriert, die ihn attackierten.
    Er bereitete sich auf das Ende vor, zitterte dem Schmerz entgegen. Er spürte, wie sie ihn anfaßten; Schauder liefen durch seinen Körper. Dann wurde er hochgehoben und bewegt, so schnell, daß die Umgebung vor seinen Augen verschwamm, und dann war da nur noch Schwärze, ein mildes, schmerzloses Nichts ...
     
    9.
     
    „Haltet die Waffen schußbereit!" mahnte Ronald Tekener. „Wir müssen auf Überraschungen gefaßt sein!"
    Die Truppe bewegte sich durch die Eingeweide von Nundor, tiefer und tiefer hinab in die Unterwelt.
    Die gewaltigen Anlagen lagen still. Nichts rührte sich. Die Maschinen hatten ihre Tätigkeiten eingestellt.
    Friedhofsruhe. Es fehlten nur die Toten.
    Tekener blickte nach rechts und links. Einen Augenblick lang traf sich sein Blick mit dem von Dao-Lin-H'ay. Die Kartanin zog kurz die Augen zusammen und blinzelte. Ein vertrautes Signal, das Nähe und Wärme ausdrückte, ein seltsamer Kontrast zu der Stille, der Totenruhe, die den Stoßtrupp umgab.
    „Kein schöner Ort zum Sterben!" murmelte einer der Galaktiker, ein stämmiger Plophoser.
    „Dazu sind alle Plätze im Universum gleich gut geeignet", gab ein anderer zurück.
    „Ich will auf Plophos sterben", widersetzte sich der erste Sprecher.

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