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1791 - Die Brut

Titel: 1791 - Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Überlebenden der GRIBBON im günstigsten Fall bevorstand? Nun, es war immer noch besser, als Durstdelirien zu ertragen oder von den Chimären zerfetzt zu werden.
    Oder vielleicht - Gonkers schauderte bei der Vorstellung, die einem fieberwirren Gehirn entsprungen zu sein schien - von den Chimären langsam, bei lebendigem Leibe, Stück für Stück gefressen zu werden.
    Dino Gonkers erkannte in einem halben Kilometer Entfernung einen Hügel. Vielleicht hatte man von dort eine bessere Aussicht über die Gegend.
    Im Geiste sah Gonkers Szenen, wie er sie aus Unterhaltungsprogrammen kannte. Der einsame Wanderer, erschöpft und dem Tode nahe, verzweifelt, mit allerletzter Kraft den Hügel hinaufsteigend. Und dann, Kameraschwenk, ein Blick den Hügel hinunter auf das fruchtbare Tal, auf Siedlungen, Essen, Menschen, Hilfe und Rettung vor dem sicher geglaubten Tod.
    „Unsinn!" murmelte er, aber die Phantasie hatte sich in seinem Kopf festgesetzt und wollte nicht weichen. „Der helle Wahnsinn."
    Der Anstieg fiel ihm schwer. Auch seine Kräfte ließen nach; immer wieder war er für die eine oder die andere Frau eingesprungen, um Bully zu stützen und zu tragen.
    Nur ein paar Meter noch ... In den Filmen setzten jetzt dramatische Klänge ein, der Komponist verriet dem Zuschauer schon vorher, worauf er sich freuen durfte: Rettung aus der Not, dann der letzte spannende Kampf, Tod des oder der Schurken und zum Schluß der unvermeidliche Gleiter, der in eine dunkelrot den Himmel ausfüllende Sonne hineinflog - und natürlich die Silhouette des Helden mit seinem Partner oder seiner Partnerin. Kitsch, aber schön.
    Es paßte nicht.
    Die Sonne stand in Dinos Rücken, und damit war die Kameraeinstellung schon versaut. Es gab auch kein fruchtbares Tal. Gewiß, dort unten hatte es einmal so etwas wie Landwirtschaft gegeben, die Spuren davon waren in der dürren Wüstenei sogar deutlich auszumachen.
    Ansonsten war nur Staub zu sehen. Gelber, brauner, grauer Staub, der die ganze Landschaft bedeckt und sie erstickt hatte. Keine Nahrung, kein Wasser, keine Hoffnung. Und der geplante Weg der Gruppe sollte geradewegs durch ebendieses Gebiet führen.
    Dino Gonkers ahnte, daß er sich die Landschaft ansah, in der bald seine Leiche liegen und ausdörren würde. So wie ...
    Er sah schärfer hin.
    Ein dunkler Fleck auf dem Boden, zwei Dutzend Meter vor ihm. Teilweise schon vom sanft wirbelnden Staub eingehüllt. Aber die Konturen waren noch zu erkennen. Sie sahen nicht menschlich aus, aber irgendwie nach Leben. Nach ehemaligem Leben.
    Dino Gonkers stolperte benommen den Hang hinab und blieb vor dem Körper stehen.
    Fink Petticul...
    Er war nicht mehr richtig zu erkennen. Das Gesicht war in einem Ausdruck maßlosen Entsetzens verzerrt, eine starre Grimasse des Grauens - wahrscheinlich Dinos Gesicht ähnlich, der die Leiche betrachtete.
    Der Rest seines Körpers ...
    Die Arme seitlich ausgestreckt, die Beine verdreht, fast verknotet. Jemand hatte, wohl in der unbezähmbaren Gier nach dem Inhalt der Leibeshöhle, den Brustkorb des Opfers aufgerissen, die Rippen gebrochen und seitlich ausgeklappt. Dino Gonkers konnte noch einen rötlichbraunen Schimmer auf dem Rückgrat erkennen, auf das er starrte, sonst war von Fink Petticul nichts mehr erhalten.
    Den Mund hatte der Tote starr geöffnet, in einem letzten, nun lautlosen Schrei, der sich wohl so angehört hatte wie der gellende Schrei, den Gonkers nun ausstieß und der kein Ende nehmen wollte, weil das Grauen und das Entsetzen ebenfalls endlos zu sein schienen ...
    Erst als der Schrei röchelnd erstickte, kam Gonkers wieder zu sich. Er taumelte, hielt die rechte Hand vor die Augen, um nicht mehr hinsehen zu müssen. Den Toten zu begraben, das wußte er, würde er nicht fertigbringen. Es gab nur eines, was er tun konnte, und das tat er.
    Taumelnd, stolpernd und schwankend kehrte er um und ging zu seinen Gefährten zurück.
    Seine Kehle brannte, so sehr hatte er sich beim Schreien verausgabt, und er war gerne bereit zu glauben, daß in diesen Sekunden sein Haar vielleicht weiß geworden war.
    Kraftlos und schwankend blieb er am Eingang stehen.
    „Na, etwas gefunden?"
    Dino schüttelte den Kopf. Nein. Was er gesehen hatte, konnte er den Frauen und Bully nicht sagen. Es wäre grausam gewesen, ihnen die Augen zu öffnen und anzukündigen, welches Schicksal ihnen beschieden war.
    Reginald Bull sah ein klein wenig besser aus; er hob den Kopf und blickte Dino Gonkers genau in die Augen.
    Diesen Mann konnte er

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