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1791 - Die Brut

Titel: 1791 - Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unter Sauerstoffarmut, mit Sauerstoff konnte man sie sogar vernichten.
    Für diese winzigen, mörderischen Feinde war Bullys Leibeshöhle, luftdicht verschlossen, ein geradezu idealer Nährboden.
    „Kannst du denn gar nichts tun?" fragte Belavere Siems drängend. „Du siehst doch, wie es ihm geht."
    Dino Gonkers schüttelte den Kopf.
    „Nein!" stieß er dumpf hervor. „Nichts, gar nichts."
    Theoretisch hätte er einen eventuellen Gasbrand mit Sauerstoff bekämpfen können, aber dazu hätte er Bully regelrecht aufschneiden müssen. Selbst das hätte letztlich unter diesen primitiven Bedingungen nichts gebracht. Der menschliche Körper war mit Organen geradezu vollgepackt; allein der Darm war ein komplexes, in sich verschlungenes Gebilde, in jeder Falte und Krümmung konnten sich Bakterien bequem ansiedeln. Nein, es gab nichts, was Dino Gonkers für Bully hätte tun können.
    Bully blickte auf. In seinen Augen loderte der Schmerz, wie Gonkers sehen konnte. Der Zellaktivatorträger wußte, wie es um ihn stand, er machte sich keine Illusionen.
    Woher nahm dieser Mann nur die seelische Kraft, in dieser Lage nicht einfach zusammenzubrechen und aufzugeben, sondern sich immer wieder hochzureißen und selbst zu motivieren?
    „Laß gut sein, Dino", murmelte Bully schwach. „Ich weiß, daß du mir nicht helfen kannst. Ich brauche jetzt nur ein bißchen Ruhe."
    Er streckte sich ächzend auf dem Boden aus und schloß die Augen: Dino Gonkers richtete sich wieder auf, atmete tief durch.
    „Ich werde mich ein bißchen umsehen", sagte er leise. „Vielleicht finde ich etwas, das wir brauchen können. Ein Funkgerät oder so etwas. Oder Wasser."
    „Oder etwas zu essen", ergänzte Belavere Siems. „Ich habe fürchterlichen Hunger."
    „Am wichtigsten wäre ein Funkgerät oder medizinisches Material", meinte Fherrl Checkert.
    „Einverstanden, aber paß auf dich auf. Wir brauchen dich."
    Sie warf einen Blick auf Bully. Gonkers ahnte, was sie damit ausdrücken wollte. Auch die Reserven der beiden Frauen waren bald erschöpft. Sehr weit konnten sie Bully nicht mehr schleppen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu Ende ging.
    „Ich werde vorsichtig sein", versprach Gonkers.
    Er machte sich auf den Weg.
    Viel Hoffnung, etwas zu finden, hatte er nicht mehr. Wer hatte diese Siedlung einmal angelegt und wann? Jetzt jedenfalls war sie verlassen, kaum mehr als ein Ruinenfeld. Was es an technischen Einrichtungen einmal gegeben haben mochte, war entweder längst geplündert, beiseite geschafft oder vom Zahn der Zeit zu unkenntlichen Trümmern zermahlen worden. Die Fenster in den sechseckigen Höhlen fehlten, die Dächer waren eingestürzt, das Gelände war von Moosen und Flechten bewachsen.
    Langsam bewegte sich Dino Gonkers durch die Stille. Kein Vogellaut, keine Geräusche, die auf Leben und Zivilisation hingewiesen hätten. Nichts. Ein bißchen Wind, nur schwach zu hören, dazu das gedämpfte Geräusch seiner Schritte. Und sein Atem. Zu schnell, zu aufgeregt, zu erschöpft - aus jedem Atemzug sprang ihn die Angst an.
    Gonkers hatte keinerlei Vorstellung davon, wie viele Kilometer die Gruppe schon marschiert war. Zehn vielleicht oder ein paar Dutzend? Angesichts der Größe dieses Kontinents und der Größe eines ganzen Planeten war das praktisch so gut wie gar nichts.
    Er blickte zum Himmel hinauf.
    Ein paar Zirruswolken drifteten in großer Höhe, Sterne waren zu sehen, die blendende Scheibe der Zentralsonne.
    Wir werden hier verrecken. Nicht sterben, verrecken.
    Gegen den Durst konnte man etwas tun. Ab und zu fand sich ein Gewässer, das Wasser führte - hoffentlich trinkbar und nicht gesundheitsschädlich. Überprüfen konnten es die Überlebenden der GRIBBON nicht.
    Aber es gab nichts zu essen.
    Der Hunger hatte, seltsam genug, in den letzten Stunden nachgelassen, und Gonkers erinnerte sich an das, was er einmal gelesen, gesehen oder gehört hatte. Qualvoll war eine konsequente Unterernährung, immer viel zuwenig zu essen. Gab es gar nichts, womit man den Magen hätte füllen können, verschwand das Hungergefühl mit der Zeit; der Magen hing taub und stumpf im Inneren, die Körperbewegungen wurden schwächer, das Denken fiel schwerer, der gesamte Organismus wurde träger. Aber es schmerzte nicht.
    Das war der Grund, weshalb Hungerstreikende ziemlich lange durchhalten konnten - notfalls bis zum Ende, das in der Regel wohl einem allmählichen Hinüberdämmern in die ewige Dunkelheit des Todes gleichkam.
    War es das, was den

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