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1792 - Die Nachtjägerin

1792 - Die Nachtjägerin

Titel: 1792 - Die Nachtjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr Schlafzimmer, wo alles begonnen hatte und wo sie sich eigentlich hätte wohl fühlen können.
    Das traf nicht zu. Das hier war nicht die Zeit, um sich wohl zu fühlen. Sie wusste, dass sich seit der letzten Nacht etwas verändert hatte. Was es genau war, konnte sie nicht sagen. Es war in der Tiefe ihres Bewusstseins geschehen.
    Es gab sie.
    Aber gab es sie auch noch mal?
    Genau das war ihr Problem, und dafür würde sie eine Erklärung finden müssen …
    ***
    Den Wagen hatte ich stehen gelassen und war mit der Tube – der U-Bahn – in die City gefahren. Es gab da eine Haltestelle, von der aus ich nicht lange bis zum Ziel laufen musste.
    Ich tauchte irgendwann wieder an der Oberfläche auf und machte mich auf den Weg. Die Ferienzeit war vorbei. Die Olympischen Spiele auch und so konnte London etwas aufatmen, denn auch die Touristen hatten die Stadt verlassen. Zumindest diejenigen, die den Sport so liebten.
    Ich ging meinen Weg. Das Center lag inmitten des pulsierenden Verkehrs. Als Fußgänger erreichte man es über eine extra angelegte Brücke, was wirklich ideal war.
    Wie auch die Temperaturen. Die Hitze war vorbei, der Herbst hatte noch nicht zugeschlagen, und so bewegten sich die Menschen durch eine Zwischenzeit, die durchaus angenehm sein konnte.
    Im Center verteilten sich Geschäfte und Restaurationsbetriebe auf fünf Stockwerken.
    Bis nach oben musste ich nicht. Auf der ersten Etage wartete Tanner auf mich.
    Ich war mehr als gespannt darauf, was er mir zu sagen hatte. Er hatte keine Andeutungen gemacht, das kam bei ihm auch selten vor. Aber Tanner war ja auch privat hier. Möglicherweise ein wenig unsicher, aber das musste man alles mal sehen.
    Ich hätte eine der Rolltreppen nehmen können, aber auch eine normale. Dafür entschied ich mich, denn ich hatte an diesem Tag schon zu lange gesessen, im Büro und in der U-Bahn.
    Tanner hatte mir noch mitgeteilt, dass sein Lokal neben einem Schirmgeschäft lag, das nicht übersehen werden konnte, weil in dem Schaufenster poppige aufgespannte Schirme ausgestellt waren.
    In der Passage war was los. Hier traf sich wohl alles, was Rang und Schulden hatte. Denn Teenies rannten ebenfalls durch wie manch älterer Mensch mit einem Rollator.
    Ich schaute nach rechts, nach links, sah viele Geschäfte mit unterschiedlich großen Schaufenstern und suchte nur nach einem. Da, wo die bunten Schirme standen.
    Und ich hatte Glück.
    Das Fenster befand sich an der rechten Seite. Es war mit den aufgespannten Schirmen vollgestopft. Auch vor dem Eingang standen welche, die aber waren miteinander verbunden, damit sie niemand stahl.
    Und Tanner?
    Er saß ein paar Meter weiter vor einem italienischen Café und sah aus wie ein Knittergesicht schlechthin. Ich musste sofort grinsen und konnte mir vorstellen, dass er nicht nur sich verfluchte, sondern schon die halbe Welt, weil er hier in diesem Trubel sitzen musste.
    Ich grinste noch breiter, als ich mich vor ihm aufbaute und meinen Kopf senkte. Er schaute nicht hoch und schien in Gedanken versunken zu sein. Vor ihm auf dem Tisch stand eine leere Flasche Mineralwasser und auch das Glas daneben war leer. Neben ihm stand ein leerer Stuhl, dessen Lehne er mit der linken Hand umfasste.
    Ich schlug auf den Tisch.
    Tanner zuckte zusammen, schaute hoch – und starrte mich an. Ich hatte den Eindruck, als wollte er mir an die Kehle springen, so böse war sein Blick. Er tat es dann doch nicht und motzte mich an. »Auch schon da?«
    »Ha, so hab ich das gern. Erst holst du mich von meinem völlig überlasteten Schreibtisch weg und fängst jetzt noch an zu motzen. Das macht keinen Spaß, und abgesehen davon bin ich pünktlich.«
    Er schaute auf die Uhr. »Stimmt.«
    »Wunderbar.«
    »Sorry, John, aber dass ich hier sitzen muss, ist gerade eine Stufe unter dem Knast.«
    »Du übertreibst.«
    »Jetzt nicht mehr.« Er schob mir den Stuhl heran. »Dann setz dich mal hin.«
    »Ja, gern.« Ich nahm Platz und hörte die Frage des Chiefinspektors.
    »Was willst du trinken?«
    »He, du gibst einen aus?«
    »Ja. Der Not gehorchend.«
    »Dann nehme ich ein Wasser.«
    »Hatte ich mir fast gedacht.« Er grinste und hielt die Bedienung an, bevor sie verschwinden konnte.
    »Noch zwei Flaschen Wasser.«
    »Sehr wohl, ich komme gleich.«
    Ich musste innerlich grinsen. Das war Tanner, wie er leibte und lebte. Meist brummig, immer ein Außenseiter, aber auch ein guter Freund und jemand, der für andere durchs Feuer ging, wenn es sein musste. Deshalb hatte ich auch

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