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1792 - Die Nachtjägerin

1792 - Die Nachtjägerin

Titel: 1792 - Die Nachtjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dort stand dann der Sarg mit der Leiche während der Trauerfeier. Mal offen, mal geschlossen, es kam immer darauf an, was sich die Trauergemeinde wünschte.
    Das alles waren keine Gedanken, die die Gestalt verschwendete. Sie hatte ein anderes Ziel im Auge. Für sie war wichtig, dass sie einen bestimmten Bereich in Besitz nahm. Was auf dem Weg dorthin lag, interessierte sie nicht.
    Sie huschte weiter.
    Der Weg war vorgezeichnet und führte auf eine Tür zu, durch die die Särge in die Leichenhalle geschafft wurden. Hinter der Tür lag ein bestimmter Raum, den die Frau anvisierte.
    Auch hier musste sie kein Werkzeug einsetzen, um die abgeschlossene Tür hinter sich zu lassen. Es verlief alles glatt und auch sehr lässig. Nirgendwo gab es jemanden, der sie auf ihrem Weg störte. Sie war wieder kaum zu hören, als sie weiter glitt.
    Der Raum, in dem sie sich befand, war kalt. Und es war ein besonderer, man konnte ihn als Raum der Toten bezeichnen, denn hier wurden die Leichen aufgebahrt, die später in die Gräber gelassen wurden. Manchmal waren es zwei oder drei, dann wieder nur eine Leiche, und es gab auch Tage, wo keine der Nischen mit einem Toten gefüllt war.
    Das war in dieser Nacht nicht der Fall. In einer der sechs schmalen Kabinen lag eine Leiche. Es war eine Frau, die in ihrem Sarg lag. Zur Vorderseite hin hatte die Kabine eine Scheibe. Sie ermöglichte eine freie Sicht auf den Toten hinter der Scheibe.
    Die Frau lag mit den Füßen zur Scheibe.
    Im Gang brannte ein schwaches Licht. Es gab einen unnatürlichen, rötlichblauen Schein ab, der auch durch die Scheibe in die Kammer fiel und sich über der Toten ausbreitete.
    Hier wurde das Gesicht des weiblichen Leichnams durch die dunklen Farben verändert, sodass die Bleichheit der Haut verschwunden war. Auch die Lippen malten sich nicht mehr ab, sodass es aussah, als befände sich einfach nur ein Loch in ihrem Gesicht.
    Das war der Besucherin egal. Sie hatte ihr Opfer gefunden und würde sich vorerst nicht zurückziehen. Um an die Tote heranzukommen, musste sie die Scheibe überwinden, was für sie kein Problem war. Sie beugte sich nach vorn und drückte ihre Hände gegen die Abtrennung, die plötzlich keine mehr war. Sie kam hindurch und befand sich in der schmalen Kabine.
    Das Unterteil des Sargs und sein Inhalt lagen jetzt vor ihr. Ihre Augen glänzten. Sie wusste, dass sie es schaffen würde, dass sie es auch musste.
    Langsam drückte sie ihren Oberkörper nach vorn. Sie überstürzte nichts, sondern tat alles so, wie sie es kannte, denn diese Prozedur erfolgte nicht zum ersten Mal.
    Sie beugte sich tiefer. Dabei streckte sie ihren Körper. Es war kein Laut zu hören.
    Manche Leichen werden vor der Beerdigung noch geschminkt. Das war bei dieser nicht der Fall. Hier waren keine Lippen nachgezogen worden, die Haut roch auch nicht nach Puder und Schminke, aber auch noch nicht nach Verwesung.
    Die Person beugte sich noch tiefer. Sie wollte und musste das Gesicht erreichen. Nur das zählte. Deshalb war sie überhaupt gekommen, und deshalb schob sie ihren Kopf noch weiter nach vorn auf das Gesicht der Toten zu.
    Es kam zum Kontakt!
    Alles wurde anders. Die Starre der schwarzen Gestalt verschwand. Gesicht lag auf Gesicht, und zwischen den beiden Gesichtern war für einen Moment ein heller Schein zu sehen.
    Er kam, er verschwand. Jeder, der ihn sehen wollte, musste schon genau hinschauen, denn was so schnell gekommen war, das war auch so rasch wieder verschwunden.
    Die Gestalt bewegte sich wieder. Sie rückte von der Leiche ab und auch jetzt war nichts zu hören. Als lautloses Wesen war sie gekommen, als lautloses Wesen zog sie sich wieder zurück, doch nicht, bevor sie noch einen letzten Blick auf die Leiche geworfen hatte.
    Sie lag noch da.
    Aber sie hatte sich verändert. Das Gesicht hatte ein anderes Aussehen angenommen.
    Die tote Frau sah aus, als wäre sie innerhalb von Sekunden um Jahrzehnte gealtert. Sie war zu einer Greisin oder fast zu einer Mumie geworden.
    Das interessierte die Besucherin nicht. Sie hatte ihre Pflicht erfüllt und befand sich bereits auf dem Rückweg.
    Niemand hatte ihr Kommen gesehen und niemand sah auch ihr Verschwinden …
    ***
    Jeb Fisher war ein Mann, der sein Geld schon seit Jahren auf dem Friedhof verdiente. Er war kein Totengräber, sondern einer, der von der Stadt bezahlt wurde und schaute, dass alles in Ordnung war. Das galt für die Gräber ebenso wie für die wenigen Gebäude, die auf dem Gelände standen.
    Er kannte jeden

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