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1795 - Der Beißer

1795 - Der Beißer

Titel: 1795 - Der Beißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht vom Stuhl fiel. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Jedenfalls schreckte er hoch, als ihn jemand anstieß.
    »He, Schukow …«
    Der Mann riss die Augen auf.
    Ein Kollege stand vor ihm, schaute auf ihn nieder und grinste ihn breit an.
    »Oh, Mist, ich bin eingeschlafen.«
    »Macht doch nichts.«
    »Was gibt es denn?«, fragte Schukow.
    »Nichts Besonderes, das wollte ich nur melden. Scheint eine ruhige Nacht zu werden.«
    Schukow verzog die Lippen. »Hoffentlich.«
    »Dann kannst du dich ja noch mal hinlegen.«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich fange jetzt damit an, meine Runden zu gehen.«
    »Gut. Dann verziehe ich mich wieder und werde auch etwas essen. Wir hören und sehen uns.«
    »Alles klar.«
    Schukow war froh, dass der Kollege ihn geweckt hatte. Er wäre sonst zu lange weg gewesen. Jetzt stand er auf, machte ein paar Dehnübungen und wollte wieder ein wenig Frische in seinen Körper bekommen.
    Als er das geschafft hatte, verließ er das Zimmer, betrat den kahlen Flur mit den Griffstangen an beiden Seiten und wollte sich nach rechts wenden, um seinen Rundgang zu beginnen.
    Das tat er nicht.
    Mitten in der Bewegung blieb er stehen und schüttelte den Kopf. Etwas bannte ihn auf der Stelle. Er wusste nicht genau, was es war. Er sah nichts Konkretes, aber er hatte so etwas wie einen Verdacht, den er nun zu erschnüffeln versuchte.
    Es roch anders.
    Jemand hatte hier etwas hinterlassen.
    Keinen Gegenstand. Nichts, was man hätte greifen können, sondern nur einen Geruch und eine gewisse Kühle, die nicht hierher passte, sondern besser draußen geblieben wäre.
    Das war schon komisch, und Schukow fühlte sich gezwungen, sich umzuschauen. Er blieb dabei auf der Stelle stehen und drehte sich langsam um. Er wollte etwas entdecken, damit sich sein ungutes Gefühl bestätigte, doch er sah nichts.
    Es gab keine Veränderung, bis eben auf diesen anderen Geruch, der auch etwas Frische mitbrachte.
    Woher?
    Stand irgendwo ein Fenster offen? Wenn das der Fall war, dann musste auch die eine oder andere Tür nicht geschlossen sein.
    Er wollte nachschauen.
    Mit schnellen Schritten ging er bis zum ersten Zimmer. Er öffnete die Tür, sah den schwachen Lichtschein und den Patienten im Bett sitzen und auf die Glotze schauen. Er hatte den Ankömmling gar nicht bemerkt. Das Fenster war geschlossen, und Schukow zog sich wieder zurück.
    Bei den nächsten beiden Räumen erlebte er Ähnliches. Auch dort stand kein Fenster offen, aber der relativ frische Geruch hatte sich nicht verflüchtigt.
    Er nahm sich die nächste Tür vor. Der Raum dahinter bestand nicht nur aus einem Zimmer. Man konnte hier sogar von einer kleinen Wohnung sprechen, und die wurde von Wladimir Golenkow bewohnt, der jetzt nicht da war.
    Es hatte keinen Sinn und würde auch nichts bringen, wenn er die Tür öffnete und in den Raum schaute. Es gab dort auch ein Fenster, aber das war geschlossen. Der Durchgang zum Bad war es nicht, denn auch dort war ein Fenster vorhanden.
    Die Tür stand offen, das war selbst im Dunklen zu sehen. Aber genau das störte Schukow. Er wollte das Licht einschalten. Seine Hand bewegte sich an der Wand entlang auf den Schalter zu, als es geschah.
    Er hörte noch ein Schnauben von der rechten Seite her, nahm einen herben Herbstgeruch wahr, dann traf ihn der Hammer.
    Es war ein harter Hieb, der ihn am Kopf und auch am Hals erwischte. Schukow hatte das Gefühl, zerrissen zu werden. Die Wirklichkeit verschwand für ihn, und er merkte auch nicht, dass er zusammensackte und am Boden liegen blieb …
    ***
    Karina Grischin und ihr Partner Wladimir Golenkow hatten erst im Büro zusammen gesessen und diese Sitzung dann in ihrer gemeinsamen Wohnung fortgesetzt. Karina hatte für eine gemütliche Stimmung gesorgt und einige Kerzen angezündet. Dazu gab es einen kräftigen Rotwein aus der Toskana, der beiden mundete.
    »Na, wie gefällt dir der Abend, Wladi?«
    »Sehr gut. Er ist mal wieder was anderes. Eine kleine Abwechslung. Leider muss ich morgen wieder zurück in die Klinik. Ich kann die Anwendungen nicht sausen lassen.«
    »Verstehe. Aber noch liegt die Nacht vor uns.«
    Er nickte. »Die früher auch mal anders war.«
    »Das kommt wieder.«
    Da musste Golenkow laut lachen. Er legte dabei seinen Kopf zurück und blickte gegen die Decke.
    »Nein, nein, das kommt nicht wieder, Karina. Ich bin und bleibe ein Krüppel.«
    »Das ist doch Quatsch.«
    »Nein, ist es nicht.« Er umfasste sein Glas und kippte den Wein schwungvoll in die

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