1796 - Rückkehr der Sydorrier
ausschließlich den Populationen, und auf welcher Entwicklungsstufe sie sich gerade befanden.
Sie hatte sich inzwischen wieder vollends in der Gewalt. Michael Rhodan konnte in den folgenden Stunden nicht ein einziges Mal eine Gefühlsregung an ihr bemerken.
Gegen Mittag wurden sie von einem Forschungsteam zu einer etwa 16.000 Quadratkilometer großen Insel gerufen. Dort lag ein Stützpunkt: mehrere zeltförmige Bunker, die mit einem Zentralgebäude verbunden waren. Bauten ähnlichen Stils waren schon an anderen Orten in Endreddes Bezirk gefunden worden, beispielsweise auf Zonder-Myry.
Die Station war völlig verwahrlost und schon seit Jahrhunderten desaktiviert. Keine der technischen Einrichtungen war wieder zum Leben zu erwecken; vieles war von Flechten und Moosen überwuchert.
Nach den Berichten, die Michael Rhodan von den ehemaligen Phasenspringern über Ronald Tekener erhalten hatte, war er sicher, daß es sich hier um eine stillgelegte und vergessene Schaltstation von Gomasch Endreddes Intelligenzerwecküngsprogramm handelte.
„Damit haben wir den endgültigen Beweis, daß die Sydorrier zu ihrer heutigen Form auf künstliche Weise gekommen sind", stellte Kamhele sachlich fest.
„Bekümmert dich das?" erkundigte sich Mike.
„Nein. Wir sind schließlich keine Maschinen oder rein künstlich erschaffen", antwortete Kamhele. „Gomasch Endredde hat lediglich die Entwicklung in eine bestimmte Richtung gefördert. Unsere Urahnen im Meer sind sicher nicht erschaffen worden, sondern bildeten den Ursprung für die heutigen Sydorrier. Es würde keinen Sinn geben, mit einer solch niedrigen Stufe zu beginnen. Anhand der verschiedenen noch existierenden Entwicklungsstufen konnte ich heute den Werdegang meines Volkes ziemlich genau verfolgen."
Sie machte eine umfassende Geste.
„Alles begann im Meer, in dem heute noch die Urform existiert. Diese hat meiner Ansicht nach eine natürliche Evolution durchgemacht. Da sich diese Form augenscheinlich für Gomasch Endreddes Vorhaben, ein friedfertiges, aber hochintelligentes Volk zur Bewahrung des Friedens in Hirdobaan zu züchten, ausgezeichnet eignete, wurde das IEP ab dieser Entwicklungsstufe eingebracht: Gomasch Endredde hat daraus die Evolution der Amphibien der ersten Stufe beschleunigt, die schließlich Gliedmaßen entwickelten und das Land eroberten. Die weiteren Stufen weisen eine sich zusehends spezialisierende Entwicklung und wachsende Intelligenz auf."
Kamhele trillerte kurz.
„Ein erster, wichtiger Einschnitt stellt die Stufe der sogenannten Steinzeit-Sydorrier dar, mit denen wir bereits Kontakt aufnehmen können, während die niedrigeren Stufen zwar neugierig und zutraulich sind, aber keine Kommunikationsmöglichkeit besitzen. Sie benutzen auch keine Hilfswerkzeuge oder bauen Häuser. Die Steinzeit-Sydorrier befinden sich auf der Entwicklungsleiter im letzten Drittel und weisen schon alle Anlagen auf, die wir heutigen Sydorrier haben."
„Ja, und die weiteren Stufen leben schließlich fest auf dem Land, verfeinern ihre Werkzeuge, bauen echte Wohnhäuser, bis sie kurz vor der Stufe zur Entwicklung von Technik stehen", vollendete der Unsterbliche.
„Und diese letzte Stufe müssen wir finden", sagte Kamhele. „Sie müssen sich noch irgendwo befinden. Wir brauchen sie zum Aufbau unserer neuen Heimat."
*
Von der Schaltstation aus flog Michael Rhodan mit Kamhele weiter, zum größten Kontinent der Wasserwelt mit einer Gesamtfläche von etwa einer Million Quadratkilometern.
Dieses Land bestand fast nur aus wuchernden Regenwäldern, Flußdeltas und Sumpfgebieten, was die Untersuchungen stark behinderte. An mehreren Stellen hatten die Teams geglaubt, fündig zu werden und alte Relikte unter dem überwuchernden Grün auszumachen, aber es hatte sich jedesmal als Irrtum herausgestellt.
Schließlich aber gab es doch einen Erfolg - gleich an mehreren Stellen. Mitten in den Wäldern, gut verborgen in grünen, zerklüfteten Hügeltälern, gab es in einem weit verlaufenden Tal größere Siedlungen und sogar Städte, die etwas von modernen Metropolen an sich hatten.
Doch Kamhele geriet über diese per Funk übermittelte Freudenbotschaft nicht gleich in Euphorie.
Ihre erste Frage lautete: „Gibt es hier Anzeichen von Aktivitäten, die auf die Anwendung von Technik schließen lassen? Irgendwelche meßbaren Ergebnisse, seien es auch nur einfache Radiowellen?"
Als die Antwort verneint wurde, sah sie Michael Rhodan an.
„Es gibt sie nicht mehr", sagte sie
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