1799 - Er holt sie alle
Schokolade in einer Schublade aufgehoben. Jeder bekam eine Tafel. So zogen sie glücklich wieder ab.
»So muss das sein«, sagte Kline zu sich selbst.
Er ging zurück in seine Wohnung. Drehte sich um – und glaubte seinen Augen nicht trauen zu können.
In seinem Zimmer und fast genau vor ihm stand die Erscheinung, genau wie Cindy sie ihm beschrieben hatte.
Schlimm sah sie aus. Aber auch entschlossen. Und dabei konnte es nur um Jimmys Tod gehen …
***
Jimmy fragte sich nicht, wie die Gestalt ins Haus gekommen war. Sie war da, und plötzlich glaubte er daran, dass Albträume zur schrecklichen Wahrheit werden konnten, denn die Gestalt war sicherlich nicht nur erschienen, um ihm einen Guten Tag zu wünschen.
Sie stand da, eingehüllt in die Kutte, die Kapuze tief in die Stirn gezogen, sodass vom Gesicht nur wenig zu sehen war. Aber eine Knochenfratze war es wohl nicht, dann hätte er ein wenig von dem Gebein schimmern sehen müssen.
Die Gestalt hatte auch die Sense mitgebracht. Das Metall schimmerte hell und wirkte wie eine große Spiegelscherbe. Der Eindringling hatte sich so hingestellt, dass er den Weg zur Tür versperrte.
Jimmy schluckte. Er hörte sich selbst stöhnen. Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg, den er nicht fand, und so blieb ihm nur eine Frage.
»Wer bist du wirklich?«
»Ich bin so etwas wie der Tod.«
»Ja, mit der Sense …«
»Genau. Aber ich bin noch etwas anderes, und ich hole euch alle. Ich bin der echte Halloween-Schreck. An mir kommt niemand vorbei, wenn ich es nicht will.«
Es waren Worte, die Jim Kline ganz und gar nicht gefallen konnten. Er stieß einen Fluch aus, und das war bei ihm so etwas wie ein Startsignal.
Er rannte los.
Jetzt war ihm alles egal. Er wollte nur weg, aber er musste leider auch durch die Tür.
Und davor stand der Kuttenmann!
Vielleicht hatte er eine Chance, wenn er sich gegen ihn warf und ihn dabei zur Seite wuchtete. Eine andere Möglichkeit sah er nicht.
Er sah die Bewegung vor sich, aber es war nicht die Sense. Plötzlich spürte er Widerstand. Da war er mit seinem vollen Gewicht und mit dem Kopf zuerst gegen die Gestalt gerannt.
Sie flog zurück.
Mit der Rückseite zuerst krachte sie gegen die Tür, die ziemlich wackelte, aber das war auch alles. Sie blieb in ihrer Halterung, und Kline musste einen zweiten Versuch starten.
Er lief zurück. Gedreht hatte er sich dabei nicht und wandte der Gestalt auch nicht seinen Rücken zu.
Deshalb sah er auch die Sense.
Diesmal blieb sie nicht ruhig. Er sah, wie der Kuttenmann ausholte. Nicht mal sehr weit. Mehr ein kurzes Anheben der Waffe, aber damit hatte er auch Schwung geholt.
Dann schlug er zu.
An eine Flucht war bei Jimmy Kline nicht mehr zu denken. Er musste sich um die Sense kümmern. Er wollte der Klinge entgehen, stolperte aber in den Schlag hinein und hatte noch das Glück, sich ducken zu können. So traf ihn die Waffe nicht voll.
Das Metall fuhr über seinen Kopf hinweg oder daran vorbei. Er merkte noch ein Zupfen an der Schulter, dann auch an seinem Ohr etwas Verbranntes und spürte die Feuchtigkeit.
Es musste sein Blut sein.
Das kümmerte ihn nicht. Es erschreckte ihn nicht mal, er wollte nur weg und kroch so schnell wie möglich auf Händen und Füßen über den Boden.
Die Tür! Nur die Tür war wichtig. Sie wollte er erreichen und dann verschwinden.
Er erreichte sie auch, prallte sogar mit dem Kopf dagegen, wollte sich halb aufrichten, um die Tür öffnen zu können, aber das gelang ihm nicht mehr.
Etwas berührte seinen Rücken.
Etwas Spitzes!
Und noch in derselben Sekunde wurde es von oben nach unten gezogen. Es war spitz und auch scharf, und seine Kleidung hielt dem nicht stand, was er da erlebte.
Sie riss auf.
Dann war die Haut an der Reihe.
Es war ein schrecklicher Schmerz, der ihn durchzuckte. Ein Schmerz, der immer tiefer ging und plötzlich alles an ihm erfasste.
Er wollte einen Schrei ausstoßen, doch in diesem Moment schnitt die Sensenklinge in seine Kehle und zerfetzte sie …
***
Johnny hatte jetzt zwei junge Frauen im Wagen, die auf dem Rücksitz saßen und sich unterhielten. Sie sprachen flüsternd und schnell, als wollte die eine die andere überholen.
Cindy Dale hatte Johnny den Weg gesagt. Hier in Ide Hill lag alles dicht beieinander. Da konnte er nichts verfehlen.
Es war zu merken, dass sich der Tag nicht mehr lange halten würde. Er war auf dem Weg, sich zu verabschieden. Es war kühler geworden und auch feuchter. Die Feuchtigkeit hatte sich wie
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