18 - Eine Taube bringt den Tod
Richtung geritten.
»Das müssen dieselben Kerle gewesen sein, die Riwanon überfallen haben«, bemerkte Eadulf und hätte es sich sparen können. »Wo können die jetzt hingewollt haben?«
»Hier lang geht es zur Kapelle.«
»Könnten sie von dem Schiff, das ihr Koulm ar Maro nennt, gekommen sein?«
»Genau das befürchte ich«, bestätigte ihm Bleidbara. »Sie haben einen solchen Vorsprung, dass wir sie schwerlich einholen werden. Das gibt ihnen die Gelegenheit, wieder zwischen den Inseln im Morbihan zu verschwinden.«
»Aber sie sind beritten. Wo lassen sie die Pferde?«
»Ah ja, stimmt, hätte ich fast vergessen«, gab Bleidbara zu und grinste. »Irgendwo müssen sie ihre Pferde unterstellen, sie brauchen sie für ihre Raubzüge.«
Es dauerte nicht lange, und das kleine Bethaus aus aufgeschichteten Steinen tauchte vor ihnen auf.
Bleidbara ließ den Trupp anhalten. Ohne dass ein Wort fiel, glitt Boric vom Pferd und rannte los. Eadulf gewann den Eindruck, dass die Männer schon lange zusammenarbeiteten; sie verschwendeten keine Zeit mit dem Erteilen von Weisungen und Antworten auf Gegenfragen.
Die erste Aufgabe bestand darin, sicherzugehen, dass sich niemand in der Kapelle oder der näheren Umgebung versteckt hielt. Kaum war das klar, schlich Boric gebückt um das graue Steinhaus herum und suchte das Umfeld ab. Dann wandte er sich dem Ufer zu und ging zur Anlegestelle hinunter. Eadulf verzehrte sich derweil vor Ungeduld. Bleidbara saß vornübergebeugt und stützte sich auf den Sattelknauf. Uneingeweihte hätten glauben können, er döste vor sich hin, doch unter halbgeschlossenen Lidern beobachtete er hellwach jede Bewegung in der Umgebung.
Schließlich tauchte Boric wieder auf, bedeutete ihnen abzusteigen und berichtete Bleidbara, welche Fährten er gefunden hatte.
»Hier sind mehrere Pferde und Reiter gewesen. Wieviele, lässt sich schwer sagen. Die zuletzt eingetroffene Gruppe hat hier haltgemacht, einige sind abgestiegen. Vier Reiter haben die dann herrenlosen Tiere genommen und sind mit ihnen nordwärts gezogen.«
»Woher willst du das so genau wissen?«, fragte Eadulf ungläubig.
Boric lächelte geduldig. »Der Erdboden verrät mir alles. Hier waren mehrere Pferde. Aus der Tiefe ihrer Hufabdrücke, lässt sich auf die Last schließen, die sie getragen haben. Als sie sich in die Richtung dort weiterbewegt haben« – er zeigte mit der Hand –, »haben nur vier Pferde die gleiche Last wie zuvor getragen. Die Hufe der anderen haben weniger tiefe Spuren hinterlassen. Dann sind da Fußstapfen von Stiefeln, von schweren Stiefeln, wie sie Krieger tragen. Die sind zum Ufer hinuntergegangen und vermutlich in ein Boot gestiegen, das dort lag.«
»Und haben sich zu ihren Kumpanen auf dem Schiff begeben«, bemerkte Bleidbara voller Ingrimm.
Eadulf musste anerkennen, dass der Spurenleser sein Handwerk verstand. »Was aber ist mit denen, die weitergezogen sind? Wohin könnten die gegangen sein?«
Boric zuckte die Achseln. »Das kann man nur erfahren, wenn man ihren Spuren folgt.«
Bleidbara war entschlossen, die Suche fortzusetzen. Er machte geltend, Fidelma hätte gewollt, dass sie die Banditen in ihrem Schlupfwinkel aufspürten. »Was hätte es für einen Sinn, jetzt umzukehren, wo wir schon so weit gekommen sind?«, bekräftigte er seinen Entschluss. »Unsere Aufgabe ist es, diesen Kerlen auf den Fersen zu bleiben.«
»Aber der Seeräuber, dieser Koulm ar Maro , versteckt sich irgendwo dort hinten.« Eadulf wies zum Morbihan.
»Wenn wir denen folgen, die an Land geblieben sind«, gab Bleidbara zu bedenken, »könnte es durchaus sein, dass wir herausfinden, wo ihr geheimer Hafen ist.«
»Wie kommst du darauf?«
»Warum sollten alle auf See entkommen wollen, falls sie überhaupt fliehen wollten? Ich vermute, die haben auch ein Lager an Land, und dort stellen sie die Pferde unter. Wahrscheinlich haben sie die Rosse in ein sicheres Versteck gebracht, um sie von dort für ihre nächsten Unternehmungen zu holen. Ich könnte mir vorstellen, dass dort, wo sie die Pferde lassen, sich auch der Hafen befindet, in dem ihr Schiff, die Koulm ar Maro , vor Anker liegt.«
Das leuchtete Eadulf ein, und widerstrebend gab er zu: »Da ist was dran.«
»Du hast trotzdem deine Bedenken?«
»Ich frage mich nur, warum sind wir nirgends auf die Leichname der Leibwächter und der Kammerzofe von Riwanon gestoßen?«
»Vielleicht haben wir sie im Waldesdickicht übersehen«, erwiderte Bleidbara.
»Oder man hat sie
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