18 - Eine Taube bringt den Tod
gezimmertes Bauernhaus aussah. Es stand mitsamt seinen Nebengebäuden in Flammen.
Leute hasteten umher, bildeten eine Menschenkette zum Bach und reichten sich Eimer mit Wasser zu im aussichtslosen Bemühen, die Feuersbrunst einzudämmen. Auch etliche Tote lagen hingestreckt.
Eadulf versuchte zu begreifen, wie es dazu hatte kommen können. Unten schrien die Leute auf und zeigten zum Hügel. Einige griffen sich ihre Waffen. Man hatte den Reitertrupp entdeckt und hielt ihn offensichtlich für eine neuerliche Bedrohung.
Bleidbara ritt langsam hinunter, Eadulf folgte mit den übrigen in einigem Abstand. Beim Näherkommen sah er, dass auch diejenigen, die das Feuer zu löschen versuchten, sich auf Abwehr einstellten. Ziemlich rasch ging ihm auf, dass es dieselben derben Bauern waren, die sich tags zuvor zum Angriff auf die Abtei zusammengerottet hatten. Er erkannte sie an ihrer Kleidung und an den Ackergeräten, die sie als Waffen benutzten. Unter ihnen war auch der kleine Mann, wie hieß er doch? Ach ja, Coric! Der Freund von Barbatil, dem Vater der ermordeten Argantken.
Auf halbem Weg durch die Felder blieb Bleidbara stehen und rief Coric etwas zu. Später übersetzte er Eadulf, was sich in Frage und Antwort abgespielt hatte.
»Coric! Ich bin es, Bleidbara. Wir kommen als Freunde«, hatte er ihm zugeschrien.
»Ihr reitet unter dem Banner von Brilhag«, hatte der Kleine entgegnet und wild herumgefuchtelt. »Ihr und Freunde? Nach alldem hier!«
»Ich versteh dich nicht! Was meinst du?«
»Eine Schar von deinen Kriegern hat das Gehöft überfallen, hat den alten Goustan, den Bauern, und seine Familie ermordet und hat alles angesteckt. Wie sollen wir euch da für Freunde halten?«
»Das waren nicht meine Krieger. Wir kommen von Brilhag und sind auf der Suche nach den Banditen, die heute früh Königin Riwanon überfallen haben. Zwei ihrer Leibwächter haben sie niedergemacht und ihre Kammerfrau.«
Coric schwankte. »Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
»Ich bin doch Bleidbara, bin zwischen euch aufgewachsen. Du hast mein Ehrenwort.«
»Sieh dir das hier an! Keinem, der auf der Burg Brilhag dient, kann ich den Ehrenschwur abnehmen. Zu oft haben Krieger uns arme Bauern überfallen und ausgeraubt. Heute, heute machen wir Schluss damit. Wir werden uns wehren. Ich warne dich, Bleidbara! Bleib, wo du bist!«
»Wenn die Schurken das Banner von Brilhag schwenken, heißt das noch lange nicht, dass sie wirklich von der Burg kommen«, rief Bleidbara ihm zu.
»Das behauptest du. Wir sehen das anders.«
Bleidbara verlor die Geduld. »Sag mir wenigstens, was passiert ist und wo die Mordbrenner hin sind!«
Verdrossen schilderte Coric das Geschehen. »Wir sahen Rauch aufsteigen. In letzter Zeit sind immer wieder Höfe überfallen worden, und da sind wir alle hergerannt, wollten wissen, was los war. Vom Hügel dort oben haben wir beobachtet, wie ein halbes Dutzend Männer die Beute auf ihre Pferde luden. Die Hütte brannte schon. Goustan lebte noch und stritt mit den Räubern. Einer von denen, vermutlich der Anführer, zog sein Schwert und schlug ihn nieder. Dann hörten wir ein Kreischen. Goustans Frau und sein Kind rannten hinter der Scheune hervor. Weit kamen sie nicht. Dort liegen die Leichen.«
Wieder rang Coric die Hände.
»Unter wütendem Gebrüll haben wir gegriffen, was wir an Waffen hatten, und sind wie ein Mann den Hang hinabgestürmt. Die Schufte haben uns gesehen. Sie hatten Pfeil und Bogen und hätten einige von uns erledigen können. Doch ihr Anführer war klug genug, er gab seinen Leuten einen Wink, die schwangen sich auf die Pferde und ritten davon.«
»Wie lange ist das her?«
»Vielleicht ’ne Stunde, vielleicht auch mehr. Das Feuer ist so heftig, wir kriegen es nicht gelöscht.«
»In welche Richtung haben sie sich davongemacht?«
Coric hatte nach Nordosten gewiesen, genau woher Bleidbara und sein Trupp gekommen waren.
»Noch einmal: Die Schandtat wurde nicht von Brilhag begangen«, hatte Bleidbara beteuert. »Ich setze den Schurken nach und werde dir und euch allen beweisen, dass ich nicht gelogen habe.«
Coric und seine Gefährten schwiegen. Sie hielten ihre Waffen fest in der Hand, schüttelten sie aber auch nicht angriffsbereit. Mit verschlossenen Mienen standen sie da und schickten den Reitern von Brilhag finstere Blicke hinterher. Bleidbara hatte sein Pferd gewendet und war mit seinen Leuten über den Hügel in die von Coric gewiesene
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