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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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müssen, der vor Gericht gestellt wird.«
    Eadulf blieb der Mund offen. »Hast du ihm wirklich nur zum Spaß mit der Hinrichtung gedroht?«
    »Als bloßen Spaß habe ich das nicht aufgefasst«, versicherte ihm Bleidbara. »Wir brauchten die Auskünfte, und das schnell.«
    »Wir haben bekommen, was wir brauchten. Und was nun?«, fragte Heraklius, der während der ganzen Szene, die sich vor ihm abgespielt hatte, stumm geblieben war.
    »Wir segeln unverzüglich zu diesem Eiland Enez Lovrdi, suchen die Bucht und entern die Ringelgans . Während einige meiner Leute sich auf die Wachen werfen, eilt Eadulf zur Ladeluke und befreit die Gefangenen. Er kennt sie, kann sie am besten beruhigen und ihnen erklären, was vor sich geht. Seid ihr damit einverstanden?«
    »Ich sollte Eadulf begleiten«, meinte Heraklius. »Jemand ist nötig, der ihm den Rücken freihält.«
    »Auch gut!«, bestätigte Bleidbara. »Ich werde der Mannschaft sofort die entsprechenden Befehle erteilen, denn viel Zeit bleibt uns nicht mehr.«
    Es dauerte nicht lange, und Bleidbara rief: »Enez Lovrdi voraus!« Die Kormoran war an mehreren winzigen Inseln vorbeigesegelt und hielt jetzt Kurs auf eine stark bewaldete Insel, die sich über einem schmalen, von Felsbrocken geschützten Strand erhob. Der Kapitän wollte den Angriff selbst anführen und übergab seinem Steuermann die Befehlsgewalt über das Schiff. Schon wurden die Segel gerefft und zwei kleinere Boote zu Wasser gelassen, während die Kormoran sich einem Wall von dunklen Felsen und Bäumen näherte. Als sie dichter herankamen, sah Eadulf, dass die Felsen eine Durchfahrt in eine ziemlich geschlossene Bucht freiließen. Von weitem erblickte er das Heck eines großen Schiffs. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn. Er wusste, das war die Ringelgans , noch ehe er das Schiff klar erkennen konnte.
    Er und Heraklius kletterten in eines der Boote, in dem schon Bleidbara und einige seiner Männer saßen. Weitere Krieger stiegen in das zweite Boot. Mit raschen Ruderschlägen ging es durch die Bucht auf die Ringelgans zu, die dort vertäut war.  
    Vom Schiff ertönte ein Schrei. Man hatte sie entdeckt, und Eadulf wunderte sich, dass sie nicht schon früher bemerkt worden waren. Vielleicht nahm die Mannschaft, die man zurückgelassen hatte, den Wachdienst nicht ernst oder sah es als vordringliche Aufgabe, die Gefangenen zu bewachen. Auf einen Angriff von außen schien man nicht gefasst.
    Ein paar harmlose Pfeile klatschten ins Wasser. Die Boote stießen gegen die Bordwand des großen seetüchtigen Kauffahrteischiffs, und schon kletterten Bleidbaras Männer an Tauen hoch. Gebrüll, der Lärm gegeneinanderschlagender Klingen und Schmerzensschreie erfüllten die Luft. Eadulf zog sich auf das vertraute Deck hoch, das er vor einer kleinen Ewigkeit, wie ihm schien, verlassen hatte. War das wirklich erst wenige Tage her? Heraklius blieb dicht hinter ihm. Überall herrschte Kampfgetöse von sich bekriegenden Männern. Eadulf und der junge Grieche bahnten sich einen Weg durch das Getümmel zum Schiffsraum. Jetzt auf dem Deck die Lukendeckel heben zu wollen, wäre ein vergebliches Unterfangen gewesen. Sie stiegen hinunter, wo die Achterkabinen waren, denn dort gab es einen schmalen Einstieg in den Laderaum. Sie trafen nur auf einen Mann, der den Zugang bewachte. Der hob sein Schwert und stieß zu, doch geistesgegenwärtig warf sich Eadulf zur Seite, und Heraklius sprang vor und jagte dem Kerl seinen Dolch unter die Rippen. Röchelnd sank der Angreifer zu Boden.                 
    Eadulf lauschte an der Luke. Er hörte Stimmen und Geräusche, warf die Riegel zurück und stieß die Tür auf. Innen war es dunkel, und Gestank schlug ihm entgegen. Die einzige Lichtquelle war ein Talglicht. Menschen gerieten in Bewegung. Ein Gesicht zeigte sich. Bärtig und abgemagert, wie es war, kam es Eadulf doch bekannt vor.
    »Hoel? Bist du es?«, fragte er und war sich schon sicher, den zweiten Steuermann vor sich zu haben.
    Der riss die Augen auf. »Bruder Eadulf? Du lebst? Wir dachten, du bist ertrunken.«
    »Jetzt ist keine Zeit für lange Erklärungen. Nimm deine Leute, jeder soll sich greifen, was ihm als Waffe in die Hand kommt. Wir sind dabei, euch zu befreien.«
    Hoel wandte sich um und wiederholte für die im Dunkeln Wartenden, was Eadulf eben gesagt hatte. Erleichtertes Raunen ging durch den Raum, und als Nächster tauchte Wenbrit, der Schiffsjunge, auf.
    »Lebt Lady Fidelma?«, wollte er als Erstes wissen.

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